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Ungezaehmte Leidenschaft

Ungezaehmte Leidenschaft

Titel: Ungezaehmte Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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starrte er Owen entsetzt an.
    »Nein«, stieß er hervor. »Nein, unmöglich. Sie sind kein Jäger.« Dann brach er auf dem Pflaster zusammen.
    »Sie hätten sie nicht Hure nennen sollen«, sagte Owen leise. »In meiner Familie duldet man nicht, dass jemand unsere Frauen beleidigt.«
    Owen raffte seine letzten Reserven zusammen, um auf die Beine zu kommen. Es kostete ihn enorme Kraft, zu dem Unbekannten zu gehen. Noch ehe er seinen Puls gefühlt hatte, wusste er, dass der Jäger tot war. Was ihre Arbeit betraf, waren die Sweetwaters immer gründlich.
    Owen hörte Schritte in der Gasse, doch in seinem Kopf drehte sich alles. Er versuchte sich zu konzentrieren. Eine Person, erkannte er, sehr schnell, so schnell wie ein Jäger.
    »Onkel Owen, alles in Ordnung?« Matt blieb beim Anblick des Toten unvermittelt stehen. »Was ist passiert?«
    Angst durchschoss Owen. »Ihr habt Virginia allein gelassen?«
    »Wie? Nein, Sir, natürlich nicht. Tony ist bei ihr. Sie konnte nicht so schnell rennen, deshalb schickten sie mich voraus. Sie müssen jeden Moment da sein.«
    »Was …? Ihr habt sie aus dem Haus gelassen?«
    »Wir konnten sie nicht aufhalten. Sie sagte, du seist in großer Gefahr. Wir müssten dich unbedingt suchen. Und sie bestand darauf mitzukommen.« Er sah den Toten an. »Wer ist das?«
    »Ein Jägertalent. Jemand namens Newton heuerte ihn an, um mich zu töten.«
    »Mist.« Matt begutachtete ihn besorgt. »Sieht aus, als hätte er es fast geschafft.«
    Owen stand nun knapp davor, das Bewusstsein zu verlieren, wusste aber, dass er sich noch eine Zeit lang konzentrieren musste. »Sieh zu, dass du die Waffe bekommst«, sagte er.
    »Welche Waffe?«
    »Ich weiß nicht, konnte sie nie richtig ansehen. Er nannte sie Quecksilberspiegel. Ich hörte, wie er das Ding auf das Pflaster fallen ließ.«
    Owen drehte sich um und versuchte, auf der dunklen Straße etwas zu sehen. Die kleine Bewegung kostete ihn sein Gleichgewicht. Ein großer grauer Nebel hüllte seinen Verstand ein. Er wäre in die Knie gegangen, hätte Matt ihn nicht am Arm erwischt.
    Mit Matts Hilfe legte er die kurze Strecke zu der Waffe zurück. Sie ähnelte den Handspiegeln, wie man sie auf dem Frisiertisch einer Dame zu sehen erwartete. Er lag mit der Glasfläche nach unten auf den Pflastersteinen. Daneben lag ein schwarzer Samtbeutel.
    »Gibt mir den Beutel«, sagte Owen.
    Matt hob den Beutel auf und reichte ihn seinem Onkel, der daraufhin in die Knie ging und den Spiegel vorsichtig an sich nahm. Er glaubte, einen leichten Energieschauer zu verspüren, als seine Finger sich um den Griff schlossen, doch sein Verstand war so durcheinander, dass er nicht sicher sein konnte. Er achtete darauf, die Spiegelseite nach unten zu halten und steckte das Ding in den Samtbeutel.
    Wieder schwankte er, als er sich aufrichten wollte. Wieder erklangen Schritte in der Gasse. Owen wandte vorsichtig den Kopf, voller Angst, er könne sich blamieren, indem er das Bewusstsein verlor. Sein Sehvermögen verschwamm, doch er sah zwei Menschen auf sich zulaufen. Nun, Virginia rannte, und Tony lief lässig neben ihr her.
    »Owen.« Virginia stürzte an seine Seite. »Bist du unversehrt?«
    »Ja«, sagte er unwillkürlich. Dann merkte er, dass dies nicht stimmte. »Nein.«
    »Was ist geschehen?«
    »Ach, egal.« Er drückte ihr den Samtbeutel in die Hand. »Nimm das. Eine Waffe besonderer Art. Ein Spiegel. Dank deines Talents bist du geeigneter, damit umzugehen, als wir anderen. Aber sei sehr, sehr vorsichtig. Er hat meine Sinne geblendet, vielleicht für immer.«
    »Nein«, sagte sie mit Nachdruck. »Die erholen sich wieder.«
    Ihre Entschiedenheit entlockte ihm ein Lächeln. Er breitete die Arme aus, um sie an sich zu drücken, doch umschloss ihn die schwarze Nacht und durchdrang ihn allmählich.
    Irgendwo in der Dunkelheit hörte er Virginia seinen Namen rufen und in demselben aufmunternden Ton auf ihn einreden.
    »Ich lasse dich nicht gehen, Owen Sweetwater. Hörst du mich? Du darfst nicht gehen. Das lasse ich nicht zu. Bleib bei mir.«
    Er glaubte zu spüren, wie ihre Hand seine erfasste, doch ihre Stimme wurde immer schwächer, während er in bodenlosen Tiefen versank. Am Ende war alles finster um ihn herum.

32
    »Glauben Sie, dass Onkel Owens psychische Blindheit von Dauer sein wird, Miss Tate?«, fragte Tony.
    »Das kann ich nicht sagen«, antwortete Charlotte. Sie klappte den dicken Band zu, in dem sie gelesen hatte, und sah den schwarzen Samtbeutel auf der Kommode voller

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