Ungezaehmte Leidenschaft
gibt nichts, was ich tun könnte.« Seine Stimme klang anders, wärmer, voller Schmerz. Der gute Vhyper.
Sie setzte alles auf eine Karte und ergriff seinen Arm. »Du bist der Einzige, der ihn retten kann, Vhyper. Ancreta hat dich zu dem gemacht, was du bist. Sie hat dir die innerliche Verletzung beigebracht, die es den Zauberern ermöglichte, ihre Klauen in dich zu schlagen. Und jetzt werden sie Paenther vernichten.«
Vhypers Blick war von ihr abgewandt, doch die Tatsache, dass er sie nicht abgeschüttelt oder gar geschlagen hatte, gab ihr Hoffnung, dass er ihr zuhörte. Doch zuhören reichte nicht.
»Vincent!«
Ruckartig fuhr sein Kopf zu ihr herum. In seinem Blick lag die ganze Qual, die er durchlitt.
»Lass Ancreta nicht gewinnen, Vincent!«
Sie erkannte den Moment, in dem die Kälte plötzlich wieder in Vhypers Augen zurückkehrte und die Menschlichkeit erstickte, die sie eben noch gesehen hatte. Mit einer lässigen Bewegung seines Handgelenks versetzte er ihr eine Ohrfeige, die sie gegen die Wand krachen ließ. Mit dröhnendem Kopf und schmerzendem Körper rutschte sie auf den Boden. Aber sie spürte, wie das Tier in Vhyper aufbegehrte, fauchte und zischte. Doch nicht gegen sie. Gegen etwas, das in ihm war. Gegen einen unsichtbaren Gegner. Ein Kampf zwischen Gut und Böse in seiner reinsten Form tobte im Innern des Gestaltwandlers, während beide Seiten versuchten, seinen Körper in Besitz zu nehmen. Seinen Geist, seine Seele.
Sie versuchte hochzukommen, doch um sie herum drehte sich alles, und sie sank wieder zu Boden, sodass sie auf Händen und Knien zu ihm krabbelte, während sie versuchte, die Worte zu murmeln, die ihm Kraft geben konnten, doch sie fielen ihr nicht ein!
Paenther! Aber Paenther war nicht mehr in seiner tierischen Gestalt und hörte sie nicht, als sie versuchte, telepathischen Kontakt mit ihm aufzunehmen. Doch wenn sie ihn laut rief, würde sie damit nur Biriks Aufmerksamkeit auf sich und möglicherweise auch auf den inneren Kampf lenken, der in Vhyper tobte.
Unter Schmerzen rappelte sie sich mühsam auf, damit Paenther sie sehen konnte. Damit sie vielleicht seinen Blick auf sich ziehen und ihn um Hilfe bitten konnte.
Doch als sich sein Blick auf sie richtete, lag in seinen Augen keine Wärme, keine Liebe. Nur Schmerz.
Und die kalte Leere der Seelenlosen.
25
Die Kälte, die durch Paenthers Körper strömte, als sie sich von seinem Herzen aus ausbreitete, war schmerzhaft beißend, aber gleichzeitig wunderbar. Eine eisige Reinigung, die ihn von allen Sorgen und Zweifeln befreite, von Schuld, Bedauern und Gewissen.
Es war eine mit Qualen verbundene Transformation, doch vergleichbar mit einer Wiedergeburt, und das ließ ihn frohlocken.
Hinter Birik kam Skye hoch, und ihr Blick heftete sich auf ihn, während sie ihn mit ihren Augen förmlich durchbohrte. So leise, dass nur ein Krieger sie hören konnte, begann sie zu flüstern.
»Paenther, ich brauche die Worte. Hilf mir, Vhyper zu retten! Hilf mir, dich zu retten!«
Warum sollte er gerettet werden wollen?
»Paenther, sag mir die Worte!«
Sie brauchte das Lied. Das Lied gab ihr Kraft.
»Ich liebe dich, Paenther.«
Was für eine Rolle spielte es, welche Gefühle sie für ihn hegte? Den alten Paenther gab es nicht mehr. Der wiedergeborene Paenther brauchte keine Liebe.
Doch tief im Innern seines sich langsam verhärtenden Herzens flackerte ein Feuer. Eine verzweifelte Liebe. Das dringende Bedürfnis, ihr zu helfen. Das Feuer rang die Kälte nieder, die versuchte, sein Herz einzunehmen. Und plötzlich sprach er die Worte, und seine Stimme hallte durch die Höhle.
»Aufhören! Bringt ihn zum Schweigen.«
Skye packte Vhypers Arm, und ihre Lippen bildeten die Worte, während sie sie ihm flüsternd nachsprach. Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz, und dieser Schmerz verstärkte noch den Kampf in seinem Innern, stärkte seine Entschlossenheit, durchzuhalten, für sie zu kämpfen. Für Vhyper. Für sich selbst. Für seine Seele. Das Böse geriet ins Wanken, als Paenther den Kampf spürte, der in Vhyper tobte, während er selbst ganz von seiner eigenen Schlacht mit Skye, die sich mit aller Kraft bemühte, sie beide zu retten, beherrscht wurde.
»Bringt ihn zum Schweigen!«, brüllte Birik ein zweites Mal.
»Er wird von allein aufhören«, erwiderte einer der Zauberer. »Sobald wir seine Seele haben.«
Also wirbelte Birik zu Skye herum. Er packte sie von hinten, und ihre Zähne knallten aufeinander, als er sie von Vhyper
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