Ungezaehmte Leidenschaft
ist doch wohl klar, dass man sie nicht beherrschen kann. Man kann sie nicht im Zaum halten, sobald sie einmal frei sind.«
Vhyper grinste. »Wer will sie schon im Zaum halten?«
Paenther zwang sich dazu wegzusehen. Die Vorstellung, dass diese Monster auf die Menschheit losgelassen wurden, machte ihn ganz krank. Um den ganzen Glaskasten herum standen Magier und beobachteten alles mit gieriger Begeisterung.
Nur eine nicht. Etwa fünf Meter entfernt hockte Skye zusammengekauert an der Wand. Sie war frisch geduscht und hatte ein sauberes Kleid an. Eine Hand hatte sie über den Mund geschlagen, und Tränen liefen ihr über die totenbleichen Wangen, während sie die entsetzliche Szene vor sich beobachtete.
War das auch wieder nur eine Zurschaustellung von Gefühlen, um ihn an der Nase herumzuführen? Oder hatte sie tatsächlich nicht gewusst, wofür Birik die Energie nutzen wollte, die sie gemeinsam heraufbeschworen?
Aus der Tiefe seiner Kehle drang ein Knurren hervor. Es spielte keine Rolle. Wenn er diese gemeine, verräterische Hexe jemals in die Finger bekäme …
Er würde sie umbringen.
*
Skye wandte sich vom Glaskäfig ab und rannte durch den Höhlengang davon. Sie fiel auf die Knie und erbrach sich auf dem Felsboden. Nach dem Ritual war sie in den Wald geflüchtet und gerade erst wiedergekommen. Sie hatte ja nicht geahnt …
Mutter, oh, Mutter.
Was hatten sie getan?
Sie hatte gehört, wie Vhyper zu Paenther sagte, dass sie es nun jede Nacht tun würden. Noch mehr von diesen … Dingern freisetzen. Dafür also hatte Birik die ganze Zeit versucht, Energie heraufzubeschwören, seitdem Vhyper ihm die Klinge gebracht hatte. Nie im Leben hätte sie sich träumen lassen, dass ihre Gabe für etwas derartig Böses und Schlechtes benutzt werden könnte.
Skye sank an der Wand in sich zusammen. Den Kopf hatte sie zurückgeworfen, und Tränen strömten über ihre Wangen.
Birik hatte sie schon auf so vielerlei Art benutzt. Aber doch nicht dafür.
Bitte, Mutter. Nicht dafür.
Sie drückte sich die eiskalte Hand auf die feuchte Stirn, während sich ihre Brust vor Entsetzen heftig hob und senkte.
Sie hatte keine andere Wahl. Sie hatte nie eine andere Wahl gehabt.
Doch die ganze Zeit hallte Paenthers Stimme in ihrem Kopf wider, der sie ermutigt, sie angespornt hatte. Wir haben alle eine Wahl, Skye.
Sie schlang die Arme um den Kopf und bedeckte ihre Ohren, aber damit brachte sie die Stimme des Kriegers, die tief in ihrem Kopf dröhnte, auch nicht zum Schweigen.
Ob wir uns Entscheidungen stellen oder ihnen ausweichen, macht uns zu dem, was wir sind. Ob wir nun entscheiden, das Böse leben zu lassen, oder ob wir kämpfen, um es zu vernichten, bestimmt den Lauf unseres Lebens.
Heftiges Schluchzen erschütterte ihren Körper, während die Schreie der Menschen durch die Höhlengänge dröhnten.
Entscheide dich, Skye.
Sie konnte das nicht so weitergehen lassen. Sie durfte nicht der Grund für so viel Leid sein. So viele Tote.
Entscheide dich!
*
Paenther erinnerte sich nicht daran, erneut verzaubert worden zu sein, aber als er das Bewusstsein wiedererlangte, stellte er fest, dass er zurück in der Zelle war und auf dem Rücken lag, während Skye neben ihm stand und mit kalter, zitternder Hand sein geschwollenes Glied in seine Hose schob. Sein Körper pulsierte noch vom köstlichen Gefühl sexueller Erlösung.
Er erdolchte sie mit seinem Blick. Sie hatte ihn benutzt.
Als hätte sie seine unausgesprochene Anschuldigung gehört, nickte sie. »Ich musste den Zauberbann schnell von dir nehmen, und das war die einzige Möglichkeit, die mir eingefallen ist.« In ihren Augen stand Furcht, als sie ihn ansah. »Ich weiß, dass du mich hasst, und ich weiß, dass du mir nicht traust, aber hör mir zu, Krieger, hör mir gut zu.«
Die Dringlichkeit in ihrer Stimme und auch in ihrer Miene rief ein Trommeln in seinem Innern hervor.
»Ich wusste nicht, was Birik vorhat. Du sagtest mir, ich sollte mich entscheiden, und ich entscheide mich jetzt. Ich entscheide mich dagegen, dass weitere Dämonen freigesetzt werden … und dafür, dich freizulassen.«
Er betrachtete sie mit angespannter Miene und fürchtete sich davor, ihr zu glauben.
»Ohne meine Hilfe kommst du hier nicht raus. Wenn du mich angreifst, wirst du hier nie rauskommen.«
»Lass mich frei.« Ein einzelner herzzerreißender Schrei hob die Stille hervor, die im Höhlensystem herrschte.
Skye zuckte zusammen und nickte. »Sie ist die Einzige, die noch lebt. Sobald auch
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