Ungezaehmte Leidenschaft
tanzen, und das machte ihn rasend vor Wut. Er kettete mich in der Zelle an, wie er dich angekettet hatte, und benutzte mich wochenlang, wobei er versprach, dass es aufhören würde, wenn ich tanzte. Schließlich kam einer seiner Zauberer auf die Idee mit dem Cantric.«
»Das Einsetzen hätte dich umbringen können.«
»So wie die Dinge lagen, war ich für ihn auch nicht von Nutzen. Mit dem Cantric im Herzen war es kein Kampf mehr zwischen ihm und mir, sondern nur noch mein Kampf. Jede Nacht …« Mit einem Schaudern schloss sie die Augen.
Er versuchte, sich dieses Kind vorzustellen, dieses sture, entschlossene kleine Mädchen, das diese Folter mit den Schnitten hatte erdulden müssen, und der Gedanke ließ ihn fast in die Knie gehen. »War das die einzige Strafe?«
»Nein, aber ich weiß auch nicht, mit was für anderen Bannflüchen er den Cantric belegt hat. Allerdings hätte ich nicht in der Lage sein dürfen, den Berg zu verlassen. Jedes Mal, wenn ich es früher versucht hatte und auf die äußere Wachmauer stieß, kam ein so großer Schmerz über mich, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Ich verstehe nicht, wie du es geschafft hast, mich da rauszubringen.«
»Du warst bewusstlos. Wenn du dabei Schmerzen hattest, habe ich es nicht bemerkt.« Er zog die Augenbrauen zusammen, als ihm ein anderer Gedanke kam. »Wie konntest du überhaupt zum Laden kommen? Reicht denn die Schutzmauer so weit?«
»Erst seit Kurzem. Nach Vhypers Ankunft war Birik plötzlich von der Vorstellung fasziniert herauszufinden, was für eine Energie ich aus Kriegern des Lichts heraufbeschwören könnte. Vhyper und ich konnten Funken erzeugen, aber es waren nicht die richtigen.«
Etwas verknotete sich in Paenthers Brust. »Hat Vhyper dir wehgetan?«
»Nein, eigentlich nicht. Er küsste mich, und ich fand es widerlich. Ich habe noch nie etwas an Schlangen gefunden, und Seelenlose kann ich auch nicht ausstehen.«
»Er ist nicht seelenlos.« Hitzig stieß er die Worte hervor. Doch als er sah, wie Skye sich deutlich sichtbar verkrampfte, zwang er sich, ruhiger zu sprechen. »Seine Seele ist immer noch da. Und ich werde eine Möglichkeit finden, ihn zu befreien.«
Sie sah ihm in die Augen. »Ich hoffe, das gelingt dir.«
Paenther nickte kurz. Es würde ihm gelingen. »Wie dem auch sei …«, hakte er nach.
»Wie dem auch sei, Vhyper versicherte Birik, dass noch andere Krieger kommen würden. Er wusste, dass du nach ihm suchen würdest. Deshalb vergrößerte Birik den Bereich des Schutzwalls, damit auch der Laden eingeschlossen war.« Ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Seit meiner Kindheit war es das erste Mal, dass ich wieder mit der Außenwelt in Berührung kam. Ich verbrachte zwei Tage dort, guckte Fernsehen, schaute mir Zeitschriften an und verzehrte mich nach dem Junkfood, ehe du eintrafst.«
»Du hast dich danach verzehrt? Du hast dir nichts davon gekauft?«
»Ich hatte kein Geld.«
Dieser schlichte Satz sagte so viel, zeigte er doch, dass sie nicht die Macht einer Hexe besaß, Menschen zu manipulieren und sich zu nehmen, was sie haben wollte. Aber gleichzeitig hatte er den Verdacht, dass sie wohl auch dann nichts nehmen würde, wenn sie es könnte. Stehlen war genauso wider ihre Natur wie unschuldige Kreaturen abzuschlachten. Er wusste nicht, warum er sich da so sicher war, aber er hätte sogar sein letztes Hemd darauf verwettet.
»Woher wusste Vhyper, dass ich im Laden aufkreuzen würde?«
»Es ist das einzige öffentliche Gebäude auf dem Berg.«
Paenther dachte darüber nach. »Ich werde dich nicht wieder zurückschicken.«
»Ich will auch nicht, dass du es tust.« Die Entschlossenheit, die aus ihrem Blick sprach, verstärkte sich noch. »Ich habe ernst gemeint, was ich zu Lyon gesagt habe. Ich werde mich nicht wieder benutzen lassen, um noch mehr Dämonen freizusetzen.« Funken sprühten aus ihren blau-kupfernen Augen, als sie ihre Beine losließ und auf die Knie hochkam. »Ich bin nicht deine Feindin, Paenther. Und auch deinen Leuten bin ich nicht feindlich gesonnen. Ich hasse Birik. Ich hasse das, was er tut, und ich werde alles tun, damit du ihn unschädlich machen kannst. Alles. Ich weiß, dass du mir nie gänzlich vertrauen kannst, aber vertrau mir in dieser einen Sache. Bitte! Ja?«
Er stieß sich von der Wand ab und ging auf sie zu. Ihre Inbrunst zog ihn genauso sehr an wie ihre Weiblichkeit. Sie wich nicht vor ihm zurück, als er sich vor ihr auf die Bettkante setzte, sodass er nur wenige
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