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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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die Ärzte gefragt, warum meine Lunge im Militärkrankenhaus in Denver einfach zusammenfallen konnte und warum sie mir an Thanksgiving Schläuche in die Brust stecken mussten, um mich aufzupumpen, aber sie sagte, es sei einfach passiert. Sie hatten keine Erklärung für mich. Nein.«
    »Oh«, sagte sie.
    Ich ging aus dem Sprechzimmer, und dann ging ich aus dem Haus und die Treppe hinunter. Als ich auf dem Gehweg war, stand sie in der Tür.
    »Sorry«, rief sie.

43
    I ch las Ringo in Colorado zu Ende. Jetzt hatte ich zwei Bücher von Harold Becker, dem Autor, gelesen. Über Smithy Ide würde er wohl Folgendes sagen:
    Seite eins. »Jayhawker nannte man die Bewohner von Kansas, und wie ein Jayhawker segelte er über die weite Prärie. Kansas, fand er, war schöner als alle anderen Gegenden, bis er am Rande von Goodland die Rockies herandrängen sah. Aber vielleicht war dieser Smithy Ide ein Mann der Ebene. Vielleicht sollte das sein Vermächtnis sein. Mann und Fahrrad, die sich hoch und weit durch die Geschichte der Jayhawkers schwangen.«
    Das ist der Stil. Ein bisschen blumig, aber dieser Becker konnte sich einen gewöhnlichen Mann vornehmen und ihn darstellen wie einen Ritter oder einen Helden, selbst wenn er auf aussichtslosem Posten kämpfte. Iggy hatte trotz aller Vorurteile, die das Leben als Schwarzer im Jahr 1878 mit sich brachte, niemals Mitleid mit sich selbst. Und Ringo saß mit nur einem Arm und einem Bein aufrechter im Sattel als irgendjemand sonst. Er brauchte nur sehr viel länger, um hinaufzukommen. Ich hatte nichts zu überwinden – außer vielleicht meinen fetten Arsch, aber der fiel irgendwo in Missouri von mir ab, zum Teil jedenfalls. Sogar die Sachen, die ich von der Ärztin in Indiana bekommen hatte, hingen lose an mir herunter.
    In diesem Oktober – das kann ich mit Sicherheit sagen, denn es war Oktober – wogte die amerikanische Prärie orange und golden. Die Tage waren kühl und frisch wie in Rhode Island, und nachts und morgens früh war es eiskalt. Ich strengte mich an beim Fahren; an einem Tag brachte ich sogar drei Vierstundenetappen hinter mich. Das waren zwölf Stunden. Hatte eine Reifenpanne kurz vor Oakley, Kansas. Flickte den Reifen in Ray’s Bike Shop, aß einen ganzen Berg Brathuhn und fand dann ein malerisches, flaches Feld, ungefähr zweihundert Meter weit abseits der Straße, wo ich mein Zelt aufschlagen und aus etwas Reisig sogar ein Feuer machen konnte.
    Am Morgen schauten Kühe in mein Zelt und wischten mit ihren schweren Schwänzen über den Nylonstoff. Ich lag hellwach in meinem warmen Schlafsack und fühlte mich so sicher wie selten. So geht es einem vermutlich in so einem gemütlichen Sack mitten auf einem eiskalten Feld. Ich strich mit den Fingern seitlich über meine Brust. Ich konnte meine Rippen fühlen. Ich meine, ich wusste ja, dass sie da waren – der Mensch hat Rippen -, aber ich hatte meine unter den Fettschichten seit zwanzig Jahren nicht mehr gefühlt. Ich fühlte die Mulde meines Bauches unter dem Rippenbogen. »Du hast abgenommen«, sagte ich laut.
    An diesem Nachmittag, in Keana, Kansas, einer Stadt, die aus einer Tankstelle bestand, wog ich mich für fünf Cent. 228 Pfund. Ich stieg von der Waage herunter, warf noch einmal fünf Cent ein und wog mich wieder. 228.
    War das möglich?
    Ich stand auf der Waage und starrte blöde auf das Zifferblatt.
    »Das bedeutet … das bedeutet, ich habe 51 Pfund verloren«, sagte ich, wieder laut.
    War das möglich?
    Ich rechnete im Kopf. War ich jetzt dreiunddreißig oder vierunddreißig Tage unterwegs? 51 Pfund?
    »Norma?«
    »Smithy. Hi. Warte einen Moment, ich muss meinen Screensaver am Computer einschalten.«
    »Tu, was du zu tun hast. Ich kann warten.«
    »Ich habe einen Mac. So.«
    »Macs sollen gut sein.«
    »Sie sind sehr leistungsfähig. Hast du auch einen?«
    O mein Gott, dieses Mädchen. Die Welt da draußen war riesengroß, und sie hatte kein bisschen Angst davor.
    »Warum?«
    »Sie können auch Spaß machen.«
    »Ich glaube, ich könnte nicht lernen, damit umzugehen.«
    »Das ist ganz einfach. Ich bringe es dir bei. Ich werde es dir beibringen, Smithy.« Wieder eine Smithy-Norma-Pause. Eine schöne Pause. Ein ausgefüllter Augenblick, kein bisschen unbehaglich.
    »Norma. Ich hab abgenommen.«
    »Du brauchst nicht abzunehmen«, sagte sie, als verteidige sie mein Recht, ein Fettsack zu sein. »Ich mag dich, wie du bist.«
    »Ich bin in Kansas. Kansas ist schön.«
    »O Smithy. Kansas. Du bist mit deinem Rad

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