Unglaubliche Reise des Smithy Ide
gehen.«
Sie zeigte auf das Foto aus dem Drugstore.
»Erinnern Sie sich daran? Sie haben sie immer wieder geschlagen, bis sie schließlich nachgab.« Sie zeigte auf das Red-Bridge-Foto, das sie auch für den Bericht im Providence Journal genommen hatten. »Und das hier?«
Dr. Glass’ rachsüchtiger Zorn war jetzt nicht mehr zu übersehen. »Wie Sie Ihre Schwester in den Swimming Pool geworfen und nicht mehr herausgelassen haben, als sie sich in die Badekabine Ihrer Mutter flüchten wollte? Sie haben sie getreten und unter Wasser gedrückt, bis sie einwilligte. Und das hier?«
Dr. Glass schlug mit der Faust auf das Foto, das nach dem Schulball aufgenommen worden war, als wir meine Schwester von Mücken zerstochen und zerkratzt gefunden hatten. Ich schluchzte, als ich daran dachte, wie sie mutterseelenallein im Sumpf gestanden hatte. Meine arme, arme Schwester. »Sehen Sie sich an, was Sie da getan haben, Mr. Ide, als Sie sie am ganzen Leibe zerkratzten und Sie gefesselt im Keller festhielten.«
Zum ersten Mal hob ich den Blick von den Bildern und sah Dr. Glass ins Gesicht. Sie trat einen Schritt zurück.
»Die Leute wissen, dass Sie hier bei mir sind. Sie brauchen nichts zu versuchen. Ich habe sämtliche Daten, sämtliche Fakten. Machen Sie reinen Tisch, aus eigenem Interesse. Sie müssen diesen Teufelskreis durchbrechen. Sie sind genauso krank wie Ihre Schwester. Sie müssen schnell handeln, wenn Sie Ihre Seele wieder lebendig machen wollen.«
Ihr Ton wurde sanfter. Ihre Fäuste lockerten sich. Sie holte tief Luft.
»Schauen Sie, ich weiß, dass Sie unter Ihren Taten selbst furchtbar leiden müssen. Erinnern Sie sich an letztes Thanksgiving?«
Letztes Thanksgiving war ich in Denver, und meine Lunge fiel zusammen. Letztes Thanksgiving bohrten sie mir Schläuche in die Brust und pumpten mich auf wie eine Cartoon-Figur.
»Sie haben Ihren Eltern gesagt, Sie fahren ins Ferienhaus der Familie nach Vail, um ein bisschen Urlaub zu machen. Das haben Sie nur getan, weil Sie wussten, dass Bethany bereits da war.«
»Letztes Thanksgiving?«, fragte ich unter Tränen.
»Spielen Sie nicht den Dummen. Es wird Zeit, dass Sie anfangen, sich selbst zu heilen. Bethany. Hören Sie … ich weiß, dass Sie sie in Vail regelrecht gefangen gehalten haben, und dann ins Aspen, und auf die Sache in Paris will ich gar nicht eingehen.«
»Die Sache in Paris?«
»Okay, wie Sie wollen. Sie sind ein furchtbar kranker Mensch, Mr. Ide. Furchtbar krank. Und wie die meisten Kranken beeinträchtigen Sie das Wohlergehen Ihrer gesamten Umgebung. Und es wundert mich nicht, dass Ihre Eltern es nicht geschafft haben, Bethany zu schützen. Vielleicht wussten sie von all dem nichts, vielleicht doch, und vielleicht leben die Reichen auch einfach anders als wir.«
»Die Reichen?«
»Nichtsdestoweniger werde ich damit zu den Behörden gehen. Bethany hat es mir gestattet.«
»Dr. Glass …«
»Auf Wiedersehen, Mr. Ide.«
Ich ging zur Tür. Die Augen taten mir weh, und sie schleuderten kurze, unglaublich schmerzhafte Stiche in mein Gehirn. Ich legte die Hand auf den Türknauf und sprach mit der Tür.
»Wir haben keinen Swimmingpool«, murmelte ich.
»Haben Sie etwas gesagt?«, fragte sie.
Ich drehte mich um. Dr. Georgina Glass stand hinter ihrem Schreibtisch, die Hände in die Hüften gestemmt, die Beine gespreizt. Ich habe Bilder von Stierkämpfern neben toten Stieren gesehen, die nicht annähernd ein solches Triumphgefühl vermittelten, wie sie es tat. »Ich habe gesagt, wir haben keinen Swimmingpool.«
»Na schön, das …«
»Keinen Pool. Keinen, und wir fahren überhaupt nicht Ski und haben schon gar kein Haus in … wo?«
»Sie haben kein Haus in Vail?«
»Nein.«
»Und in Aspen?«
»Auch nicht. Das … das erste Bild … das auf der linken Seite … auf der rechten für Sie … das hat die Polizei von East Providence in dem Drugstore aufgenommen, in dem sie arbeitete. Das nächste, das Swimming-Pool-Bild – da ist sie von der Red Bridge gesprungen.«
»Sie ist … von der Red Bridge gesprungen?«
»Ja.«
Dr. Glass machte schmale Augen und dachte angestrengt nach. Sie sah nicht nett aus. Sie sah alt aus, in meinen Augen jedenfalls. Wenn sie ihr Sweatshirt hochgezogen hätte, hätte ich meine nassen Augen geschlossen, bevor ich einen Blick auf ihre bis dahin so interessanten Brüste geworfen hätte.
»Ich nehme an, für letztes Jahr Thanksgiving haben Sie auch eine Erklärung.«
»Nein.«
»Das dachte ich mir.«
»Ich habe
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