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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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das meine ich.«
    »Glauben Sie, es handelt sich um eine völlig andere Persönlichkeit? Unter dem Gesichtspunkt einer, sagen wir, Persönlichkeitsspaltung? Geht es so weit?«
    »Äah … Es ist bloß – ich weiß nicht. Es gefällt mir einfach.«
    »Was?«
    »Ihr Haar.«
    »Ich rede von Bethanys Stimme.«
    »Oh. Natürlich. Hm, ja, ja, eine … Spaltung.«
    »Sie stehen Ihrer Schwester sehr nah, nicht wahr, Mr. Ide?«
    »Ja, und Sie können mich ruhig Smithy nennen.«
    »Smithy. Wie nah?«
    »Na ja, sie ist meine große Schwester. Manchmal hat sie mir einen Rat gegeben, und ich hab immer geholfen, sie zu suchen, und sie hat eine wundervolle Stimme – ihre Singstimme, meine ich, nicht die böse Stimme -, und wir unterhalten uns über alles Mögliche.«
    Dr. Glass notierte sich ein paar Gedanken auf den Karteikarten, die sie auf ihrem Schreibtisch gestapelt hatte. Sie lehnte sich wieder zurück. Ihre Brüste verschoben sich ganz leicht nach links. Eine Zeit lang sprach sie nicht; also tat ich es.
    »Wir sind … wissen Sie … Na, wir haben uns immer für Pops Baseball interessiert – er hat früher bei Socony gespielt -, und da gingen wir zusammen hin und redeten miteinander und so weiter.«
    Eine große Katze rollte sich auf einer Ecke des Schreibtischs zusammen.
    »Das ist Mitsi. Sie ist ein braves Mädchen. Du bist ein braves Mädchen, nicht wahr, Mitsi?«
    Mitsi gähnte und schloss die Augen.
    »Wie ist es mit Sex. Hatten Sie schon oft welchen? Bei der Army? Auf der High School?«
    »Hä?«
    »Geschlechtsverkehr.«
    »Na ja, ich … Na klar, schätze ich. Ich meine …«
    »Tut mir Leid, ich wollte Sie mit dieser Frage nicht überfallen, aber nach allem, was ich an Bethany beobachtet habe, bin ich offen gesagt neugierig darauf, mehr über das Ausmaß Ihrer Beziehung zu erfahren.«
    Mein ausdrucksloses Gesicht blieb vielleicht ausdruckslos – ich bin nicht sicher -, aber meine wunden Nerven ließen mich im Sessel zucken.
    »Zum Beispiel hat Bethany mir irgendwann erzählt, dass Sie ihr als Junge oft Ihren Penis gezeigt haben.«
    Mein Mund stand offen, aber Worte waren nicht da. Vielleicht gab ich ein leises Geräusch von mir, wie ein Schrei aus Millionen Meilen weiter Ferne.
    »Und dass Sie sie oft angefasst haben und schließlich mit ihr schlafen wollten.«
    An meinem Gaumen war keine Feuchtigkeit. Mein Mund war trocken wie Sand. Meine Lippen klebten zusammen.
    »Sie … sie … was? Was?«
    Ich war mit meinem Purple Heart kurz davor, in Tränen auszubrechen, aber mein Spatzenhirn warnte mich davor.
    »Sie hat gesagt …«
    »Ich hab’s gehört.«
    Mit wackligen Knien stand ich auf und ging hinter meinen Sessel. O Bethany, dachte ich. Hat diese gottverdammte Stimme dir das wirklich eingeredet? Ich bin Hook. Ich werde immer Hook sein.
    Dr. Glass beobachtete mich ganz ruhig, aber ich spürte einen leisen Hauch von Feindseligkeit. Vielleicht. »Bethany hat mir erzählt – und ich muss sagen, mit Einzelheiten, die eine erfundene Erzählung arg strapazieren würden -, es sei irgendwann zur Alltagsroutine geworden, dass Sie sie gefickt haben. Beinahe zu einer Lebensweise.«
    Auf etwas zu antworten, das als Vorstellung derart widerwärtig war, so weit jenseits aller Abscheulichkeiten, die mir je in den Sinn kommen konnten, ging über meine Kräfte.
    »Sie hat mir gesagt, sie habe gewusst, wie unrecht es war, aber Sie seien so hartnäckig gewesen und schließlich gewalttätig geworden. Sie hat mir Bilder gezeigt. Bilder von ihrem Gesicht, ganz zerkratzt und zerschlagen. Sie haben sie wieder und wieder genommen, bis ihre Seele daran zerbrach, nicht wahr? Sagen Sie’s mir. Zumindest sagen Sie mir die Wahrheit, damit wir anfangen können, das arme kleine Mädchen zu heilen.« Mit diesen Worten warf Dr. Glass mir vier Fotos hin, die Bethany von den vier größeren »Unfällen«, die ihre Stimme verursacht hatte, zurückbehalten hatte. People’s Drugstore, die Red Bridge, die Hippiekommune, der Schulball. Ich erkannte sie alle. Drei hatte die Polizei gemacht, eins ein Facharzt für plastische Chirurgie. Ich wusste, dass sie sie verwahrt hatte. Ich sah sie an und sortierte sie langsam chronologisch auf dem Schreibtisch. Jetzt weinte ich. Ich weinte um meine Schwester. Die Ereignisse jedes dieser furchtbaren Tage rollten über mich hinweg. Natürlich sah Dr. Glass darin nur die Reue des Perversen Smithy Ide.
    »Mehr Beweise brauche ich nicht, um damit zur Polizei zu gehen, Mr. Ide, und bei Gott, ich werde zur Polizei

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