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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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übergeben musste. Ich wandte mich ab und schaute aus dem Fenster und machte dabei ein ordentlich gekränktes Gesicht. Ich hörte, wie sie wieder einen Bissen von ihrem Sandwich nahm, aber als ich hinschaute, sah sie mich immer noch an.
    »Arschloch«, sagte sie mit vollem Mund.
    Ich stand auf und wollte hinausgehen, aber Bethany packte mich beim Arm.
    »Entschuldige, entschuldige«, lachte sie.
    »Warum tust du das?«
    »Wenn ich dich nicht liebte, würde ich dich nicht beschimpfen. Ich höre, du gehst zum Ball. Ist sie hübsch?«
    Ich setzte mich wieder. »Jill Fisher.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Sie ist hübsch.«
    »Ich bin mit Bobby Myers auf meinen Junior-Ball gegangen.«
    Ihr Junior-Ball. Die Turnhalle. Der Barren. Die Polizei. Bobby Myers in dem Bostoner Krankenhaus.
    »Bobby und seine Freunde trugen alle Kummerbund und Schleife mit Schottenkaro. Das sah so dämlich aus.«
    Das gestohlene Auto. Das erste lange Verschwinden.
    »Ich trage Lila. Und für Jill besorge ich ein gelbes Sträußchen mit Lilien.«
    »Lila und Gelb? Okay. Das hört sich ziemlich gut an.«
    Ich sah zu, wie sie ihr Sandwich zu Ende aß und dann ihren Teller abwusch und in die Spüle stellte. Jawohl, ich war nervös, weil sie die Tabletten abgesetzt hatte, und jawohl, da war immer noch dieses miese Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren würde – aber es war doch, auch wenn sie verlottert aussah, mehr meine Schwester als diese Schlafwandlerin, die drei Monate lang ihren Platz eingenommen hatte. Sie ging zur Tür.
    »Ich hab dich lieb, Hook.«
    »Ich hab dich auch lieb.«
    »Schämst du dich meinetwegen? Hasst du mich?«
    »Ich schäme mich nicht deinetwegen. Und ich hasse dich niemals.«
    »Gut.«
    Bethany ging mit einiger Spannkraft hinaus. Von den Tabletten habe ich meinem Pop nie erzählt.

11
    E in feiner Nebel verwandelte sich in leichten Regen, und ich wachte auf. Ich lag auf dem Rücken und fühlte holprige Grasbüschel unter dem Arsch. Mein blauer Traueranzug war völlig durchnässt. Enten quakten über mir, und Wasser fiel rauschend auf Steine. Einen Augenblick, eine Minute, vielleicht fünf Minuten blieb ich still liegen und konnte überhaupt keinen Gedanken fassen, sondern fühlte nur den Regen, der an mir herunterlief – wie ein Toter oder einer mit einem Schlaganfall.
    Ich versuchte aufzustehen, aber eine knackende, schmerzhafte Steifheit ließ nicht zu, dass ich den Kopf hob, die Faust ballte oder auch nur den Arm krümmte. Ich lag wieder reglos da und lauschte. Das rauschende Wasser war nah, sehr nah. Ich merkte, dass ich fror, aber ich war nicht sicher, woran es lag: an der Nässe oder am Boden oder vielleicht sonst irgendwas. Ich schloss die Augen und öffnete sie wieder und versuchte zu denken. Das Wasser auf den Steinen war zu viel für meinen Kopf, und Bier und Wodka strömten dickflüssig durch meinen Körper. Ich fühlte das Pumpen meines Herzens. Ich konnte nicht denken, und im Regen gab es nichts zu tun. Ich schloss die Augen und schlief.
    Nur für einen Augenblick – aber als ich sie wieder öffnete, hatte der Regen aufgehört, und die Sonne kam immer wieder hinter den Wolken hervor. Auf meinem nassen Körper fühlte sie sich gut an, zumindest an den Stellen, die ich fühlen konnte. Ich versuchte, den Arm zu heben, und diesmal schaffte ich es, auch wenn der tiefe, trockene Schmerz in mir knisterte. Ich hob ihn ungefähr zehn Mal und ließ ihn immer wieder sanft ins Gras sinken, bis Schulter und Ellenbogen und Finger sich wieder wie ein Teil von mir anfühlten; dann tat ich das Gleiche mit dem anderen Arm. Ich stemmte mich hoch, bis ich saß, aber die ganze Fülle des Schmerzes, das Ziehen und Spannen, war unglaublich. Ich ließ mich wieder zurücksinken und rollte mich auf die Seite, und meine fetten Beine schlappten herum wie Fleisch beim Wenden. Ich stemmte mich auf die Knie und versuchte aufzustehen. Es ist hart, wenn man nicht stehen kann. Ein hilfloses, hoffnungsloses Gefühl. Ich konnte nicht denken, und jetzt konnte ich auch nicht stehen.
    Ich kippte vornüber und landete dumpf auf dem Bauch. Ich blieb einen Augenblick liegen, bis mein Herz zu rasen aufhörte, und endlich fasste ich einen Gedanken. Ich habe etwas mit meinem Körper gemacht, dachte ich. Ich habe irgendetwas übertrieben, wie am ersten Tag der Grundausbildung, als wir rennen und am Seil hinaufklettern mussten und am nächsten Morgen Blasen an den Händen hatten und Muskelkater in Armen und Schultern. Stückchen von dem Schmerz damals

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