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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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wurde immer drückender, je weiter der nächtliche Regen verdunstete, aber sie hatte diesen süßen Sommergeruch, und die Feuchtigkeit ließ Heu und Mist und andere Sachen hervortreten, die ich vergessen hatte. Ein Pick-up kam aus einer Nebenstraße, die quer durch das Maisfeld führte, und bog auf die Asphaltstraße ein. Als er vorbeifuhr, sah ich Bethany ganz deutlich hinten auf der Ladefläche, perfekt ausbalanciert in gespreizter Pose; ihr Haar wehte waagerecht im Wind, und ihre zwanzigjährige Haut leuchtete in der Sonne. Dann war sie weg. Ich war nie erschrocken, wenn ich Bethany sah, aber ich hatte jetzt nicht an sie gedacht. Zumindest glaube ich es nicht. Ich griff in die Tasche und zog Pops Brief aus Los Angeles heraus. Ich las den ersten Teil noch einmal. Dass sie gestorben war. Dass sie einundfünfzig war. Dass es wegen Unterkühlung passiert war, und in LA. Vermutlich hatte Pop in den siebenundzwanzig Jahren, seit sie weg war, überallhin Zahnarztunterlagen und Nachfragen geschickt. Mein Pop war voller Tatkraft. Ich las noch ein bisschen weiter.
    Nach der Cohen/Hughes-Verordnung von 1931 werden nach kalifornischem Recht die Kosten für die Aufbewahrung eines Verstorbenen vom Staat übernommen, bis von den nächsten Anverwandten, sollten sie existieren, entsprechende Anweisungen ergehen. Bitte teilen Sie uns baldmöglichst im Einzelnen mit, wie die Bestattung vorgenommen werden soll.
    Das County Los Angeles spricht Ihnen und Ihrer Famile nochmals sein Beileid aus.
    Ich faltete den Brief zusammen und schob ihn wieder in die Tasche. Ich trank noch mehr Wasser, steckte die übrigen Bananen in meine Jackentasche und ging mit meinem Raleigh davon. Ich fragte mich, ob der große Country Club wohl noch da war, und die Blockhütte und die Rosenfarm und die Truthahnfarm. Als ich oben auf der Höhe angekommen war, ließ ich den Schmerz in meinem wunden Arsch mit zusammengebissenen Zähnen über mich ergehen und rollte bergab in Richtung Taunton Turnpike.

12
    1961 hatte Bethany angefangen, zu verschwinden, ohne dass wir wussten, wo sie war. Formal gesehen handelte es sich dabei nicht um Verschwinden. Meistens dauerte es zwischen zwei Stunden und einem Tag und einer Nacht, und auch wenn die Familie Ide außer sich vor Sorge war, gerieten wir doch nie in Panik, und niemals, niemals benutzten wir das Wort »verschwinden«. Mein Pop machte seine Runde, ich fuhr mit dem Fahrrad umher, und Mom rief Nachbarn und Freunde und irgendwann die Polizei an. Wegen der Sache mit der Red Bridge, wo die Stimme zum ersten Mal versucht hatte, sie umzubringen, zerbrach sich die Familie immer weniger den Kopf darüber, was die Leute von Bethany dachten. Wenn sie weg war, wollten wir sie nur wiederhaben. Also fuhren wir mit Auto und Rad durch die Gegend und riefen die Leute an.
    Hier geht’s jetzt um ihren Junior-Ball, und da muss ich zwei Dinge dazusagen; vielleicht wird es dann ein bisschen klarer, vielleicht auch nicht. Da war Bobby Myers, ihr Partner. Bobby war mit Joanie Caveletti gegangen, und die war für die East Providence High School, was Brigitte Bardot für Frankreich war. Joanie war eine heiße Nummer, und sie war cool. Ich war noch auf der Junior High, aber sie war eine Legende. Ein gewaltiger Busen. Das war’s. Das sagt einfach alles.
    Bobby gehörte nicht zu den nettesten Kids auf der Schule. Er kämmte sich die langen blonden Haare an der Seite glatt nach hinten, und seine Tolle stand stramm senkrecht ungefähr zweieinhalb Zentimeter hoch, weil sie dick mit Brillantine eingeschmiert war. Auf den ersten Blick war er, auch für uns Kleine, ein Halbstarker. Er trug auch eine Lederjacke, aber das Problem war, dass er einen seiner EP-Buchstaben hinten auf das glänzend schwarze Leder genäht hatte. Wir alle sahen, dass die Mädchen nicht widerstehen konnten, denn auch wenn Bobby Myers und seine Kumpels aus Riverside sich kleideten und benahmen wie totale Halbstarke, waren sie doch gleichzeitig die Stütze des mächtigen Footballteams der High School und außerdem Baseballstars. Diese Kombination war tödlich und Bobby nutzte sie voll aus. So kam es, dass die entzückende und großbusige Joanie Caveletti seine Freundin wurde. Sie gingen miteinander von September in Bobbys Junior-Jahr bis kurz vor April, als Joanie anscheinend herausfand, dass Bobby Myers ein Schwanz mit Ohren war, und ihn abservierte. Bobby war am Boden zerstört und konnte nicht fassen, dass ein Mädchen ihn so schlecht behandelte, und seine Reaktion darauf

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