Unglaubliche Reise des Smithy Ide
Baseballsprache und bedeutet »beschissener Spieler«. Aber wie sollst du ein Spiel rumreißen, wenn du nervös bist, weil deine Schwester eine gottverdammte Stimme hört?
Ich kriegte immerhin ein Mädchen für den Ball der Junior-Klasse. Er sollte im Rhodes in der Pawtuxet stattfinden, in diesem wunderschönen alten Tanzlokal. Mom erzählte mir, da sei ein Podium für die Kapelle in der Mitte, und alle tanzten darum herum. Da hatte auch ihr Ball stattgefunden. Ich war ziemlich aufgeregt. Ich hatte noch nie ein Date gehabt, und ich hatte eigentlich nicht geglaubt, dass ich eins kriegen würde; ich kannte ja niemanden und hatte nicht allzu viele Freunde. Aber wie das meiste, was mir passiert, passierte auch das mit dem Date einfach nur so.
Ich war unterwegs zum Baseballtraining, und wenn man die Schuhe anhatte, durfte man nur durch den Kellerflur gehen, am Musiksaal vorbei. Den direkten Weg, vorbei am Physiklabor im Endgeschoss, durfte man nicht nehmen, weil der Flur mit grünem Linoleum ausgelegt war, das von den Stollen Löcher kriegen würde. Ich gehe also da so her und fühle mich mies, weil ich wegen meiner miserablen Form kaum werde spielen dürfen, und da höre ich dieses Heulen. Wie ein Schrei, bloß ein bisschen leiser, und dann ein mächtiges Weinen, als ob sich jemand verletzt hätte. Ich schaue in den Musiksaal, der meistens leer ist, weil die Schule vorbei ist, und da sind Jill Fisher und Billy Carrara.
»Tut mir Leid«, sagt Billy.
»O Gott! O nein, nein, o nein«, schluchzt Jill.
»Hey, es tut mir Leid.«
»O nein! O Gott!«
»Es tut mir Leid. Hör zu, kann ich meinen Ring wiederhaben?«
Plötzlich hört Jill auf zu weinen und sieht Billy an, als hätte er soeben ihren kleinen Hund erschlagen. Ihre Augen sind ganz nass, und ihre Zähne sind rot, weil sie sich den Lippenstift vom Mund gekaut hat.
»Du willst deinen Ring? Du willst deinen Ring? Du willst deinen verdammten Ring?«, kreischt sie.
»Ja«, sagte er, und der arme Kerl zieht schon den Kopf ein.
Sie reißt sich den Ring vom Finger und starrt den armen Billy Carrara zähnefletschend an. »Da ist dein Ring.«
Jill Fisher warf den goldenen Ring mit dem falschen roten Rubin und dem griechischen Stadtmotto von East Providence, SIEG OHNE GNADE, mit aller Kraft durch den langen Saal.
»Aaach!«, schrie sie, als sie ihn losließ, und der Ring flog bis zur Schlagzeugabteilung, prallte von der Wand ab, ließ eine große Kesselpauke dröhnen, kam über den Boden zurückgerutscht und blieb vor Billys linkem Fuß liegen. Er bückte sich und hob ihn auf.
»Danke, Jill«, sagte er aufrichtig.
Er schob ihn sich auf den Finger, holte ein Stück Zellstoff aus der Tasche, das zu einer festen Kugel zusammengeknüllt war, und reichte es ihr. Dann ging Billy hinaus.
Ich beobachtete Jill Fisher von der Tür her. Sie rollte das Zellstoffknäuel auseinander, und ich sah, dass es Toilettenpapier war. Darin lag ihr Ring, und sie schaute ihn an. Ich schaute Jills Busen an. Ich hatte ihn noch nicht bemerkt, und das war seltsam, denn große Brüste waren das, was mir zu der Zeit am Herzen lag. Vermutlich wusste ich, dass sie mit Billy ging; vielleicht lag es auch daran, dass sie zu einer Clique gehörte, die mich scheiße fand, aber ganz gleich, aus welchem Grund: An diesem Tag im Musiksaal bemerkte ich sie zum ersten Mal.
Plötzlich warf sie ihren eigenen Ring weg und brach in Tränen aus. Was blieb mir anderes übrig, als den Ring zu holen. Ich ging hin, hob ihn auf und kam zu Jill.
»Hier«, sagte ich.
»Danke«, sagte sie.
»Ich gehe auf den Junior-Ball.«
»Du bist Junior?«
»Ja.«
Ich fühlte mich entspannt und selbstsicher. Jill raffte sich auf und setzte sich auf einen Stahlrohrklappstuhl. Sie musste tief durchatmen, weil sie so sehr geweint hatte, und als sie es tat, dehnte sich ihre Brust, und die rote Bluse spannte sich straff darüber.
»Dein Ring scheint okay zu sein.«
»Danke.«
»Das ist keiner von diesen billigen Ringen. Es ist ein guter Ring.«
Meine Baseballschuhe machten mich drei Zentimeter größer, aber meine Trainingskluft war schlabberig. Ich versuchte, Brust und Bauch vorzuwölben, aber ich hatte beides nicht.
»Ich spiele am dritten Base.«
»Du bist in der Baseballmannschaft?«
»Drittes Base. Deshalb trage ich die Schuhe.«
»Danke, dass du mir den Ring geholt hast.«
»Du hast ihn weggeworfen …«
»Danke.«
»Ich hab ihn bloß … aufgehoben.«
Ich sah Jills Gesicht und erkannte, dass sie hübsch war. Es war
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