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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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Sandwich.
    »Furchtbar. Schrecklich.«
    »Nein, nein, wirklich. Das ist das beste Thunfischsandwich, das ich je gegessen habe.«
    »Wirklich?«
    »Das Beste.«
    »Ich presse ein bisschen Zitronensaft drauf. Wenig Mayonnaise. Sellerie. Sehr gesund.«
    »Und lecker.«
    »Die Ärztin sagte, es waren vierzehn Wunden … Löcher.«
    »Einundzwanzig. Aber das macht nichts.«
    »Schrecklich.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    Ich aß das Sandwich auf und trank den letzten Schluck Wasser.
    »Noch eins?«
    Seltsam, aber ich war satt. Father Benny trocknete sich die Hände ab und setzte sich mir gegenüber an den kleinen Küchentisch.
    »Verbitterung über einen so alten Krieg ist nicht gut, mein Freund. Es wird Zeit, dass Sie es hinter sich lassen.«
    »Ich bin überhaupt nicht verbittert. Ich denke nicht daran.«
    Der Priester sah mich verständnisvoll an und lächelte betrübt.
    »Na, wenn die einundzwanzig Kugeln Sie nicht verbittert gemacht haben, dann muss es etwas Furchtbares gewesen sein, das es getan hat.«
    »Aber ich bin nicht verbittert.«
    »Schauen Sie …«
    »Smithy«, sagte ich und gab ihm die Hand. »Smithy Ide.«
    »Father Benny Gallo.«
    »Ich weiß.«
    »Schauen Sie, Smithy, ich bin ein bisschen jünger als Sie. Wie alt sind Sie? Fünfzig? Fünfundfünfzig?«
    Ich war dreiundvierzig. Ich strich mir mit den Fingern über den Mund.
    »Ich weiß, es kommt mir vielleicht nicht zu, aber ich fände es pflichtvergessen, wenn ich Ihnen nicht sagen würde, dass Obdachlosigkeit nicht von allein kommt. Sie ist das Resultat aus sehr vielen Faktoren, und es gibt viele Menschen und Einrichtungen, die das wissen und helfen möchten. Ich könnte Ihnen wahrscheinlich mindestens zwanzig Leute allein im Großraum Providence nennen.«
    »Viele Leute sind nett.«
    »Das sind sie. Sie sind nett. Bevor wir also die Flinte ins Korn werfen und ›auf die Straße gehen‹, sollten wir uns an sie wenden.«
    Father Benny Gallo nahm meine beiden Hände. Seine eigenen Hände waren so, wie man es bei einem Priester erwartete, der sich viel an der frischen Luft aufhielt und Schiedsrichter im Little-League-Baseball war.
    »Geben Sie nicht auf, Smithy Ide. Kämpfen Sie. Kämpfen Sie. Ich selbst muss auch kämpfen. Jeden Tag. Ich möchte gern aufstehen und sagen: ›Mir reicht’s.‹ Aber das tue ich nicht. Ich mache weiter. Ich lege mich ins Zeug. Ich kämpfe. Eine archaische Kirche, eine undankbare Kleinstadt, eine entvölkerte Pfarrei. Ich weiß nicht. Ich hatte mir eine Situation mit Pastor und Schäfchen vorgestellt, eine Art Bing-Crosby-Geschichte. Eine begeisterte Gemeinde, aber … tja, ich weiß es einfach nicht. Sind Sie katholisch?«
    »Ja«, sagte ich. Eigentlich bin ich es nicht, aber in der Episkopalkirche benutzen sie dauernd das Wort »katholisch«.
    »Drei«, sagte er mit scharfem Unterton und hob drei Finger in die Höhe, »zählen Sie ruhig, drei Leute sind dieses Jahr Monsignore geworden. Alle drei sind mit mir auf dem Seminar gewesen und haben mit mir zusammen bei Bischof Fuget die Gelübde abgelegt, und jetzt sind sie Monsignore. Ich bin seit elf Jahren an der Kirche vom heiligen Geist in Hope Valley, ich bin immer noch Hilfspastor, und es gibt hier keinen verdammten Pastor. Verstehen Sie? Was ich … was ich damit sagen will: Man darf nicht aufgeben.«
    »Okay.«
    »Armut, Obdachlosigkeit, ein einfaches Fahrrad …«
    »Mein Rad«, sagte ich. »Ist es …?«
    »Einer der Jungen hat gesagt, er und sein Dad wollten es mit nach Hause nehmen und sehen, ob sie es reparieren können. Der Werfer, glaube ich. Ein Baptist. Und es ist übrigens nicht so, dass ich irgendeine Art von Ressentiment gegen den guten Bischof hege, aber man muss sich doch fragen, was es mit dem unverhohlen weibischen Gehabe auf sich hat, das alle drei frisch gebackenen Monsignores mit Tuntchen Fuget gemeinsam haben. Wissen Sie, was dahinter steckt, ist die absolute Unfähigkeit der Diözese, zu vergeben und zu vergessen.«
    Father Benny schwieg und rieb sich mit dem Handrücken die Stirn. Plötzlich war ich so müde wie noch nie. Ich fühlte, wie mein Herz immer langsamer schlug.
    »Neunzehnachtundsechzig. Neunzehnachtundsechzig. Alles lief prima. Großartig. Ich las im Scoutcamp oben an der Straße Messen und nahm Beichten ab und hielt den Pfarrbetrieb hier aufrecht. Sonntagsschule, Softballteam der Mädchen, et cetera, et cetera, et cetera. Und dann, tja … ich weiß es nicht. Na ja, um ehrlich zu sein: Jeneen Dovrance. Jeneen Dovrance. Mein

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