Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
Jansen alles so wahrnahm, und dann diese fast poetische Sprache, ein inneres Lächeln ! Der Kriminalhauptkommissar musste sich wundern.
»Wahrscheinlich hat ihr der Urlaub einfach gut getan. Deshalb strahlt unsere Anja-Lena so.«
»Nee«, Jansen schüttelte den Kopf, »dat isses nich. Die Deern hat sich verknallt. Da wett ich drauf!«
Angermüller sah zu seinem Kollegen, der den Wagen ebenso lässig wie zügig durch die verkehrsreichen Lübecker StraÃen manövrierte. Er konnte einen manchmal wirklich in Erstaunen versetzen, der Claus Jansen.
Zu Hause packte er ein paar Klamotten und Waschzeug in eine Reisetasche. Er konnte jetzt nur von Tag zu Tag denken, langfristige Planungen waren eh nicht möglich. Erst einmal musste man sehen, wie sich Astrids Genesung entwickelte. Gedanken an die fernere Zukunft schob er weg, die beunruhigten ihn nur. Gerade wollte er aus der Wohnung, da fiel ihm etwas ein. Endlich fand er den Helm ganz unten im Kleiderschrank.
Er schwang sich aufs Fahrrad, um auf dem Weg nach Sankt Jürgens Norden noch etwas fürs Abendessen zu besorgen. Nudeln mit Blumenkohl in Currysahne, entschied er, die waren schnell gemacht und auch bei den Kindern beliebt.
Als sich der Duft der Knoblauchzehe, die er in Butter goldgelb röstete, in der Küche verbreitete, merkte er, wie sich seine verspannten Schultern langsam lösten. Es war ein verrückter Tag gewesen, der tote Chinese, die ganzen Telefonate mit der Familie, der Besuch im Krankenhaus, der Chef mit seiner Triaden-Idee â wie schön, dass er all das erst einmal vergessen konnte. Hier am Herd zählten nur Düfte, Farben, Konsistenzen und Geschmack. Er goss die Sahne dazu, kochte sie kurz auf und schmeckte mit einer Prise Salz und reichlich Curry ab. Die Spezialmischung, die aus einer kleinen Manufaktur stammte, war von fruchtiger Schärfe und einem leuchtenden Goldton. Dann pflückte er den Blumenkohl hinein und gab die Nudeln dazu, beides bissfest gekocht. Vor dem Servieren würzte er auf dem Teller noch kräftig mit frisch gemahlenem schwarzem Pfeffer und streute reichlich geriebenen Parmesan darüber. Ein wirklich einfaches Rezept, aber ein echter Genuss, auf den er sich jetzt freute. Gerade in Zeiten wie diesen konnte er beim Kochen und Essen endlich einmal innehalten, sich ganz auf sich selbst konzentrieren. Er liebte diese Momente am Abend, sie waren ihm ein unersetzlicher Quell der Entspannung.
»Papa, das ist okay. Wirklich! SchlieÃlich werden wir nächste Woche 15«, meinte Judith energisch und nahm sich noch eine Portion von den Nudeln.
»Mmh, die sind wirklich wahnsinnig gut!«
Georg hatte seine Bedenken geäuÃert, dass er sich nicht so um sie kümmern könne, wie sie das vielleicht von ihrer Mutter gewohnt waren.
»Mama ist wirklich lieb und kümmert sich ganz viel um uns. Aber manchmal ist das eigentlich gar nicht nötig. Wir kriegen das meiste auch allein hin, stimmtâs, Julia?«
Ihre Schwester stimmte zu.
»Und Papa, du hast es ja sogar geschafft, heute Abend noch was Leckeres für uns zu kochen. Das klappt schon, wenn wir alle zusammen helfen.«
»Ja, wir machen ja auch bei Mama immer mit. Wir können Wäsche waschen, auch mal was kochen, die Küche in Ordnung halten, und einmal die Woche kommt ja sowieso Frau Hille zum Putzen.«
Georg war beeindruckt von dem zupackenden Familiensinn, der seinen Töchtern ganz selbstverständlich war, wie sie ihn unterstützten und ihre Hilfe anboten.
»Und natürlich besuchen wir Mama jeden Tag im Krankenhaus mit dir. Und wenn du mal dienstlich verhindert bist, gehen wir eben alleine hin.«
»Mädels, ihr seid klasse! Ja, wir drei schaffen das. Jetzt müssen wir aber mal über euren groÃen Tag reden. Habt ihr euch schon was für euer Geburtstagsfest überlegt?«
»Wir wollen gerne am nächsten Wochenende mit unseren Freundinnen ins Kino und anschlieÃend in eine Bar.«
»In eine Bar?«, fragte Georg erstaunt.
»Eine Saftbar, Papa! Da kann man auch vegane Burger essen und so was.«
»Und an eurem eigentlichen Geburtstag? Was ist mit Oma und Opa, der ganzen Familie?«
»Wir können ja sehen, was nächste Woche ist. Wieâs Mama geht, ob du Zeit hast, was zum Essen dafür zu machen und so. Wir drei können ja vielleicht auch einfach nur essen gehen.«
»Das kriegen wir schon hin, macht euch keine Sorgen. Es
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