Unglückskeks - Angermüllers achter Fall
Baiserkrümeln bedeckt und darüber eine Mischung aus Vanillejoghurt und geschlagener Sahne, auf die ich noch ein wenig braunen Zucker gestreut habe.«
»Das is ja einfach!«, meinte Derya und betrachtete interessiert ihren vollgeladenen Löffel, bevor sie ihn genussvoll im Mund verschwinden lieÃ.
»Und das schmeckt!«
»Eben. Genau das Richtige für einen Menschen mit wenig Zeit, der lieben Freunden einen köstlichen Nachtisch servieren will.«
»Himbeeren verwende ich auch sehr gern. Ob frisch oder gefroren, die besitzen ein unvergleichliches Aroma, und damit wird jedes Dessert, ob Trifle, Savarin oder eine einfache Quarkspeise zum Genuss«, schwärmte Steffen.
Noch eine ganze Zeit tauschten sich Georg, Derya und Steffen zum Thema Dessert aus. Derya liebte Kuchen oder Torte als Abschluss eines Essens, auch weil sie so gut vorzubereiten waren, für Georg durfte es gerne eine Creme oder Halbgefrorenes sein, und Steffen mochte gerne die Mischung aus heià und kalt, Eis mit warmer Zabaione oder Hot Lava Cake .
»Also ihr Kochmenschen seid bizarre Wesen!«, wunderte sich David, »wir sind alle rund und satt gegessen, und ihr redet über nichts anderes als das Essen â¦Â«
»Ja gibt es denn interessantere Themen?«, fragte Georg und sah die anderen verwundert an. Derya und Steffen verneinten. David seufzte und stand auf.
»Das hätte ich mir ja denken können. Möchte jemand einen Espresso?«
Nach dem Kaffee probierten sie noch Deryas Rakı und naschten dazu von dem süÃen Helva mit Pistazien, was eine ungewohnte, aber ganz vorzügliche Geschmackskombination ergab. Steffen erzählte, dass er und David planten, Anfang Oktober eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn zu unternehmen.
»Moskau, Sibirien, wir lernen den Baikalsee kennen, zu Lande und zu Wasser, haben einen Aufenthalt in der Mongolei mit Ãbernachtung in einer Jurte, und zum Schluss sind wir noch ein paar Tage in Peking.«
»Das hört sich interessant an, ist sicher ein einmaliges Erlebnis«, meinte Georg.
»Ach ja, ich bin wirklich schon ganz aufgeregt! Aber ich hab ja einen Begleiter, der ständig allein in der Weltgeschichte rumgondelt und auf mich aufpassen wird, nicht David?«
»Aber natürlich, Darling«
»Wir haben ja auch darüber nachgedacht, bald einmal zusammen Urlaub zu machen«, erzählte Derya, »ich möchte Georg Istanbul zeigen. Er muss doch meine tolle Geburtsstadt mal kennenlernen!«
»Und deine Eltern«, schlug Steffen vor.
»Ups! Also das weià ich nicht.«
Derya verschluckte sich fast an ihrem Rakı. Eigentlich konnte man bei ihr nicht gerade von Schüchternheit sprechen, aber Georg schien es, als ob Derya bei Steffens Vorschlag ein bisschen errötet war, was er sehr liebenswert fand.
»An meine Eltern hab ich dabei nicht gedacht. Bei uns Türken ist das mit der Familie ja immer ein bisschen kompliziert.«
»Bei uns Deutschen auch, täusch dich da nicht«, warf Steffen ein, und Georg nickte.
»Georg soll den Bosporus sehen, die Altstadt, das Goldene Horn, den Bazar, die Zisterne, unsere Parks, die Prinzen Inseln â ach, es gibt so vieles, was ich ihm zeigen möchte. Vielleicht wage ich ja auch einen Besuch bei meinen Eltern mit ihm. Aber nun müssen wir erst mal sehen â¦Â«
»Ja, das stimmt«, Georg fasste nach ihrer Hand. »In der jetzigen Situation kann ich leider überhaupt nichts planen.«
»Aber das läuft uns ja nicht weg. Irgendwann wird es klappen!«
Als es fast elf war, hoben sie die Tafel auf. David hatte eine Woche frei, bevor er zu einem gröÃeren Auftrag nach Italien aufbrach, aber Steffen musste am nächsten Morgen wieder früh im Institut sein.
»Na, kommst du noch auf einen Kaffee mit rein?«, fragte Derya und gab Georg einen Kuss, als sie vorm Nachbarhaus standen, in dem ihre Wohnung lag.
»Wenn du mir dann auch deine Briefmarkensammlung zeigst, gerne!«
»Mach ich. Koray ist nicht da, ich hab sturmfreie Bude â¦Â«
Koray war Deryas Sohn, ein hübscher, sympathischer Junge. Seinem Auszug nach dem Abitur im nächsten Jahr sah Derya mit gemischten Gefühlen entgegen, denn er war ein ausgesprochen hilfsbereiter, lieber Typ, und die beiden hatten ein sehr gutes Verhältnis. Andererseits aber war er furchtbar unordentlich, und über seine Freizeitgestaltung mit Nächten vorm
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