Ungnade: Thriller (German Edition)
Beifahrersitz hinüberrutschen wollte, zu stottern und versagte dann wieder. Zwei versuchte es erneut– aber mit dem gleichen Ergebnis.
Er stieg wieder aus, betrachtete das Glas und die Metallteile, mit denen die Straße übersät war; und warf zuletzt auch auf den Toten in dem Mercedes einen Blick. Dann zog er ein Telefon aus seiner Gesäßtasche und rief Nummer fünf an.
Hudson öffnete die Fahrertür des Mercedes, zog die Leiche des Fahrers heraus und zerrte sie an den Straßenrand, von wo aus er sie eine kurze, steile Böschung hinunterwarf. Dann schaute er ins Wageninnere. Polster und Armaturen waren mit Blut besudelt.
» Das kriegen wir schon wieder sauber«, sagte er laut zu sich selbst.
Zwei trat zu ihm. » Ihre Karre ist hin«, sagte er und deutete mit dem Kopf in die Richtung, aus der sie gekommen waren. » Springt nicht mehr an. Mit unserer ist es das Gleiche.«
» Wir nehmen den Benz«, entschied Hudson. » Du deckst die Leiche da unten ab und sagst dann diesen Idioten, dass sie ihren Wagen außer Sichtweite schieben sollen. Und falls in dem Wagen, der sie gerammt hat, noch jemand am Leben ist, sollen sie sich darum kümmern. Wenn wir hier fertig sind, sammeln wir sie ein.«
Zwei sah Hudson an, dann den Mercedes, dann wieder Hudson. » Aber den können wir nicht nehmen.«
» Wieso nicht?«
» Zuerst einmal, weil er voller Blut ist.«
» Das können wir abwischen.«
» Allen Ernstes, Chef, wenn der Fahrer nicht irgendwann an seinem Ziel aufkreuzt, wird irgendwer die Bullen verständigen, die sich auf die Suche nach dem Wagen machen. Wir können’s nicht riskieren, rausgewunken zu werden.«
Hudson bückte sich und blickte noch einmal in den Mercedes. Als er sich wieder aufrichtete, spürte er das Gewicht der Waffe schwer an seinem Gürtel. Einen Augenblick lang stellte er sich vor, wie es wäre, sie sich an den Kopf zu halten und abzudrücken.
» Also gut«, sagte er zu Nummer zwei. » Sehen wir zu, dass wir den hier von der Straße fortschaffen, ehe noch jemand vorbeikommt. Und du kriegst unseren Wagen wieder flott.«
Sie lösten die Handbremse des Mercedes und schoben ihn an den Rand der Straße, wo er sich einen Moment lang zu sträuben schien, ehe er die Böschung hinunter- und knirschend über seinen leblosen Fahrer hinwegrollte.
12
Harry Shields brauchte länger zu Logans Wohnung, als es diesem lieb gewesen wäre– über zwei Stunden. Logan wollte seinem Freund Alex Cahill unbedingt von Weiss berichten, also rief er Joe Shaw erneut an und sprach den Namen auf dessen Anrufbeantworter mit der Bitte, ihn an Cahill weiterzugeben– ohne darauf einzugehen, was es damit auf sich hatte.
Den Rest der Wartezeit verbrachte Logan damit, ruhelos in seiner Wohnung auf und ab zu wandern. Als Shields endlich eintraf, machte Logan ihn eilig mit seinem Vater bekannt und verließ dann die Wohnung– wobei er Shields auf einem Stuhl im Flur sitzend zurückließ. Seine Hand lag auf dem zusammengelegten Mantel auf seinem Schoß, unter dem er seine Waffe verbarg. Logans Vater beobachtete alles, enthielt sich aber jeden Kommentars. Er war noch immer verärgert.
» Ich bin bald wieder da, Dad. Mach dir keine Sorgen!«, rief Logan ihm aus der geöffneten Wohnungstür zu.
» Wenn du das sagst.«
» Muss ich doch.«
Es ging schon auf vier Uhr früh zu, die dunklen Straßen waren so gut wie menschenleer. Logan brauchte nicht lange zu dem Lagerhaus in der Scotland Street. Er wartete, bis sich das elektronische Tor langsam öffnete, fuhr in den Hof und stellte seinen Wagen neben dem verbeulten alten Jeep von Tom Hardy ab.
Es regnete noch immer in Strömen. Die kühlen Tropfen trafen Logan auf Kopf und Hals, als er vor der Sicherheitstür stand und sich vorbeugte, um den Code einzutippen, mit dem diese geöffnet wurde. Im Inneren wartete Hardy bereits auf ihn. Er begrüßte ihn mit einem Kopfnicken und führte ihn dann in die Waffenkammer von CPO Security. Logan war schon häufiger zu Schießübungen hier gewesen, doch wohl fühlte er sich hier nicht. Der Geruch von Metall, Waffenöl und Schießpulver behagte ihm nicht.
Hardy hatte ihre Grundausrüstung bereits auf einem Tisch ausgebreitet– zwei MP 5-Maschinenpistolen von Heckler & Koch, zwei SIG Sauer-Selbstladepistolen, dazu Reservemunition und schusssichere Westen.
» Kommt mir vor, als hätte ich das alles schon einmal erlebt, Tom«, bemerkte Logan. Er dachte an einen ähnlichen Abend vor gar nicht allzu langer Zeit zurück, als Alex ihn zum ersten
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