Ungnade: Thriller (German Edition)
Mal in dessen Allerheiligstes mitgenommen hatte.
Hardy nickte. » Du bist mit der MP 5 vertraut?«, fragte er und legte die Hand auf eine der kompakten Waffen, die von Eliteeinheiten der ganzen Welt geschätzt wurden.
» Ja.«
» Okay. Ich habe beide auf Dauerfeuermodus eingestellt, aber du hast nicht vergessen, was man dir beigebracht hat, oder?«
» Kurzes, kontrolliertes Feuern.«
» Richtig. Es ist einfach, in einer Schießerei den Abzug zu ziehen und draufzuhalten, aber man muss sich auch auf sein Ziel konzentrieren, sonst läuft man Gefahr, etwas zu treffen, was man nicht möchte.«
Logan nickte zustimmend. Alex Cahill hatte ihm das alles erzählt, als er mit ihm an dieser Waffe geübt hatte. Die MP 5 war schon ein anderes Kaliber als eine normale Pistole.
» Nur wir zwei?«, fragte er.
» Siehst du sonst noch jemanden?« Hardy musterte ihn von oben bis unten.
» Und das reicht?«
» Logan«, sagte Hardy und hörte sich dabei an wie ein Lehrer, » einen Schritt nach dem anderen, okay? Du hast mir noch nicht einmal verraten, worum es eigentlich geht. Komm, setzen wir uns und trinken einen Kaffee. Dabei kannst du mich in alles einweihen.«
Sie gingen in das kleine Besprechungszimmer hinüber, in dem Logan, wie er sich erinnerte, zum ersten Mal den Namen von Gabriel Weiss, dem weißen Engel, gehört hatte. Er setzte sich an den Tisch und betrachtete den Monitor des Laptops, der darauf stand. Hardy holte inzwischen zwei Becher Kaffee aus einem Automaten. Hardy hatte offenbar im Internet bereits nach Informationen über das Glasgower Bombenattentat gesucht und war auf einen Artikel auf der Website der BBC gestoßen. Aus diesem ging hervor, dass Tara Byrne zwar einen Schock erlitten hatte, ihr ansonsten aber nichts zugestoßen war, sodass sie nach kurzer Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Neben dem Artikel gab es einen Videoclip, der Devon Leonard unbesorgt in seinem Londoner Büro sitzend zeigte, obwohl er sich alle Mühe gab, einen besorgten Eindruck zu machen.
» Also hat er sich nach London verdrückt«, sagte Logan.
» Wer?« Tom stellte die beiden Pappbecher ab, aus denen heißer Dampf mit leicht bitterem Kaffeearoma aufstieg.
» Tara Byrnes Manager«, erklärte Logan und zeigte auf den Bildschirm, auf dem gerade das Konterfei von Devon Leonard erschien. » Er muss nach London zurückgeflogen sein, um die Flasche zu deponieren.«
» Ich kann dir nicht ganz folgen, Logan.«
» Entschuldige, Tom. Vielleicht sollte ich am Anfang beginnen.«
Logan versuchte die Geschichte in nachvollziehbaren kleinen Schritten zu erzählen, fing mit seinem Zusammentreffen mit Cahill auf dem Polizeirevier an und schloss mit seiner Unterhaltung mit Gabriel Weiss in dessen Bentley. Als er geendet hatte, lehnte Hardy sich in seinem Stuhl zurück und streckte seine langen Arme über seinen Kopf, wodurch er noch größer wirkte, als er es mit seinen sehnigen eins fünfundachtzig ohnehin schon war.
Ausreichend gedehnt blieb er still sitzen und schloss die Augen. Logan schwieg ein paar Minuten, doch als immer mehr Zeit verstrich, fragte er sich, ob Hardy vielleicht eingeschlafen war.
» Tom«, sagte er, als er nicht mehr länger warten wollte, » alles klar mit dir?«
» Ich denke bloß nach«, sagte Hardy mit geschlossenen Augen.
Logan wartete weiter, bis sich Hardy endlich vorbeugte und die Hände flach auf die Tischplatte legte.
» Wie viel hat dir Alex von unserer Vergangenheit erzählt?«
Logan dachte nach. » Eigentlich nicht allzu viel. Ich weiß, dass ihr beide zusammen in der US -Army wart, aber das ist auch schon so ungefähr alles. Ich bin davon ausgegangen, dass ihr nach eurem Abschied vom Militär ohne Umwege in die Personenschutzbranche eingestiegen seid.«
Hardy schüttelte den Kopf. » Aber das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. In der Army lernt man nicht, worauf es als Bodyguard ankommt, nur, wie man effektiv tötet und überlebt.«
Logan hatte noch nie darüber nachgedacht, aber Hardys Worte leuchteten ihm ein. Trotzdem wunderte er sich, was das mit den Ereignissen der letzten Stunden zu tun haben sollte, und warf einen nervösen Blick auf seine Uhr. Es beunruhigte ihn, dass Becky noch immer allein irgendwo da draußen war und Angst hatte.
» Alex war achtundzwanzig, als wir zusammen vom Militär kamen«, fuhr Hardy fort, » ich etwas älter. Wir wussten nicht genau, was wir als Nächstes tun wollten, also schlug ich vor, uns bei der Polizei zu bewerben. Aber mit der
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