Ungnade: Thriller (German Edition)
plötzlich besonders deutlich. » Ich könnte meinen Kumpel anrufen, damit er sie an der Fähre abholt. Wir müssen dafür sorgen, dass Becky ihren Wagen stehen lässt. Wahrscheinlich haben sie ihn mit einem GPS -Tracker versehen und sind ihr dadurch auf den Fersen geblieben. So wären wir jedenfalls vorgegangen.«
» Und dein Kumpel kann sich diesen Kerlen auch in den Weg stellen? Ich meine, er verfügt über Waffen, oder?«
» Nein«, sagte Hardy und machte ein Gesicht, als hätte er plötzlich Schmerzen. » Das tut er nicht. Er behauptet, er würde nicht mehr an die Dinger glauben.«
Logan zog die Stirn in Falten.
» Er ist, nun, ein wenig exzentrisch«, sagte Hardy. » Aber einen besseren Vorschlag kann ich so kurzfristig nicht aus dem Ärmel schütteln.«
» Und wie alt ist er?« Logan stellte sich einen gebeugten alten Mann vor, der mit seinem Gehstock einem Scharfschützen drohte.
» Er ist noch ganz gut beisammen«, sagte Hardy. » Muss jetzt wohl so um die fünfundfünfzig sein, aber immer noch stark wie ein Ochse– nur hat er sich eben ein bisschen von der modernen Welt abgewandt. Frühpensioniert. Ein Telefon hat er, aber das war’s dann auch schon. Eins von diesen altmodischen Dingern mit runder Wählscheibe.« Er machte eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger, als wählte er eine Nummer. » Keine Sorge. Wenn’s sein muss, stellt er sich zwischen Becky und die Kerle.«
» Und was ist, wenn das nicht reicht?«
» Dann müssen wir rechtzeitig dort sein.«
» Also fahren wir gleich los?« Logan spürte einen Adrenalinstoß, war wie elektrisiert.
Hardy nickte.
» Ich kümmere mich gleich um den Fahrplan der Fähre.«
» Gut.«
» Und was wird aus Alex?«
» Der kommt uns vorläufig schon nicht abhanden. Außerdem kann er auf sich allein aufpassen.«
» Aber selbst wenn wir Becky rechtzeitig erreichen, sind wir damit Weiss noch keinen Schritt näher gekommen. Und er ist es, der die Fäden zieht. Wir können zwar die Männer kaltstellen, die er auf Becky angesetzt hat, aber vermutlich besorgt er sich dann einfach neue, während Alex noch immer im Gefängnis schmort. Wir müssen bei ihm ansetzen, müssen den Kopf der Organisation abschlagen und ihnen ein für alle Mal den Garaus machen.«
» Das weiß ich auch«, sagte Hardy. » Aber ich arbeite noch daran.«
13
Rebecca saß auf dem Parkplatz des Polizeireviers von Fort William in ihrem Wagen. Es war ihr am sichersten erschienen, hierher zurückzukehren, statt mitten in der Nacht nach Hause zu fahren und dabei nie zu wissen, wie dicht auf den Fersen ihr die Verfolger waren.
Sie starrte die Eingangstür des Polizeireviers an und zweifelte doch wieder, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Die Polizei war schon skeptisch gewesen, als sie ihnen von möglichen Killern erzählt hatte, die die Highlands unsicher machten. Käme sie ihnen jetzt damit, was sie heute Nacht erlebt hatte, würde man ihr vielleicht gar nicht mehr glauben.
Zum Teufel noch mal, dachte sie, dann muss ich mich eben mit diesem herablassenden Campbell abgeben, bis man die auf der Landstraße verstreuten Autoteile findet. Sie wollte gerade die Fahrertür öffnen, als ihr Handy klingelte. Das Display kam ihr unverhältnismäßig hell vor, der Klingelton lauter als sonst, sodass sie vor lauter Schreck das Telefon fallen ließ und auf dem Wagenboden herumtasten musste, bis sie es wiederfand. Die Nummer war ihr unbekannt. Als sie sich meldete, antwortete ihr scheinbar aus der Ferne eine blechern klingende Stimme.
» Wer ist da?«, fragte sie und drückte sich das Handy fester ans Ohr.
» Ich bin’s, Becky. Logan. Ich bin bei Tom Hardy.«
» Himmel, Logan, hast du mich vielleicht erschreckt.«
» Tut mir leid.«
» Hallo, Becky.« Das war Tom Hardys Stimme. » Wir benutzen ein Telefon mit integriertem Mithörmodus, deswegen könnte der Empfang schwächer sein als sonst.«
» Nein, ich kann euch gut hören.«
» Möchtest du alles mit ihr besprechen, Logan?«
» Nein«, sagte Logan. » Mach du.«
» Gut, pass also auf, Becky. Wir haben nicht viel Zeit, also fasse ich mich kurz. Die Kerle, die hinter dir her sind, haben vermutlich irgendwo an deinem Auto einen Sender angebracht. So haben sie dir folgen können, ohne unmittelbar in deiner Sichtweite zu sein.«
» Das erklärt einiges«, sagte Rebecca.
» Was meinst du damit?«, fragte Logan.
» Wie sie mich beispielsweise mitten auf der Landstraße aufgespürt haben. Ich wollte gerade zurück in die
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