Ungnade: Thriller (German Edition)
fragend die Augenbrauen in die Höhe, schüttelte den Kopf, starrte auf das Telefon und wartete, dass Rebecca sich äußerte.
» Du hast recht, Tom«, sagte sie schließlich. » Ich persönlich schulde Alex nichts. Aber Logan. Und Ellie. Ich schätze also, dass mir keine Wahl bleibt. Seit ich euch geholfen habe, Ellie zu befreien, stecke auch ich in der Geschichte drin.«
Und habe mich strafbar gemacht, indem ich euch darin unterstützt habe, den Tod von Ellies Entführern zu vertuschen. Aber das dachte sie nur.
» Niemand setzt dich unter Druck, Becky«, sagte Logan. » Es ist ganz allein deine Entscheidung. Niemand würde dir einen Vorwurf machen, wenn du dich weigerst.«
» Und dieser Mann, der mich auf Mull treffen soll– vertraust du ihm, Tom? Vertraust du ihm so sehr, dass du mein Leben in seine Hände legst?«
» Nein. Ich vertraue ihm so sehr, dass ich mein Leben in seine Hände legen würde.«
» Das macht es schwierig zu widersprechen. Ich denke, das weißt du.«
» Ich habe das nicht gesagt, um dich zu überreden. Das ist nicht meine Art. Ich habe es gesagt, weil es wahr ist.«
Logan glaubte ihm und hoffte, dass Rebecca es ebenfalls tun würde. Wieder warteten sie.
Schließlich erklang ihre Stimme. » Wer A sagt, muss auch B sagen…«
Logan hatte keine Ahnung, wie ihr bei dieser Entscheidung zumute sein musste. Ihm zog sich der Magen zusammen.
» Erzähl mir etwas über deinen Mann«, sagte Rebecca.
» Ein kleiner Exzentriker«, sagte Hardy. » Aber er wird dafür sorgen, dass dir kein Haar gekrümmt wird. Er ist ehemaliger Soldat, einer von unseren Besten, glaub mir.«
» Ich kann es mir wohl nicht leisten, wählerisch zu sein. Und sein Name?«
» Roger Purcell.«
» Ist er für solche Situationen ausgerüstet?«
Logan sah Hardy an. Würde er Becky sagen, dass Purcell mit Waffen nichts am Hut hatte?
» Das ist er«, sagte Hardy.
» Und wie lautet nun der Plan?«
Hardy deutete auf den Laptop vor ihnen.
» Die erste Fähre nach Mull geht um sieben«, sagte Logan. » Es ist jetzt kurz nach fünf, also musst du dich beeilen, damit du rechtzeitig am Terminal bist.«
» Ich soll jetzt losfahren? Mit dem Wagen? Und dem Sender?«
» Aber wir wollen doch, dass sie dir folgen. Das ist Teil des Plans.«
» Ich weiß, dass es das ist. Ich habe bloß etwas gesagt, um dieses unangenehme Schweigen zu beenden. Das verleitet mich nämlich sonst dazu, zu viel darüber nachzudenken, worauf ich mich da einlasse. Es wäre wohl generell besser, wenn ich nichts mehr denke, sondern einfach nur tue, was man mir sagt. Soll ich mein Auto mit auf die Fähre nehmen oder es an Land stehen lassen?«
» Nimm es mit auf die Fähre. Falls deine Verfolger sie verpassen, können sie so nachvollziehen, wohin du verschwunden bist.«
» Wie wird sie Purcell erkennen, wenn sie auf Mull ankommt?«, wollte Logan wissen.
» Wir informieren ihn über deinen Wagentyp und dein Kennzeichen, Becky. Und er soll außerdem drei Mal die Lichthupe betätigen.«
» Verstanden.«
» Pass auf dich auf, Becky«, sagte Logan. » Wir werden schnellstmöglich bei dir sein. Und wir versuchen eine Fähre nach deiner zu erwischen. Gegen neun.«
» Na schön, dann fahre ich jetzt mal los.«
15
Nach dem Gespräch erhob sich Logan. Er war unruhig, wollte ebenfalls aufbrechen.
» Wohin willst du?«, fragte Hardy.
» Wir müssen los. Das hast du doch selbst gesagt. Dass die Zeit knapp wird.«
» Setz dich wieder hin, Logan.«
Logan verstand das Verhalten seines Freundes nicht.
» Logan«, sagte Hardy, » du kannst nicht mehr klar denken. Das Wichtigste ist jetzt, mit Roger zu sprechen und ihn über alles zu informieren.«
Logan setzte sich wieder. Die bleierne Müdigkeit lag wie zwei Gewichte auf seinen Schultern. » Natürlich«, sagte er und rieb sich die Augen. » Was habe ich mir bloß dabei gedacht?«
» Und danach legen wir uns auf die Feldbetten und gönnen uns einen Powernap. Höchstens eine halbe Stunde, aber besser als gar nichts. Dann erst brechen wir auf.«
» Wird Roger um diese Zeit nicht auch im Bett liegen und nicht gerade begeistert über unseren Anruf sein?«
» Er schläft nicht viel. Leidet unter Schlaflosigkeit. Wie ich ihn kenne, wird er sich über den Anruf eher freuen.«
Hardy suchte im Adressbuch seines Handys nach Purcells Nummer, zögerte aber, bevor er sie wählte.
» Warum hat Weiss das getan?«, fragte er. » Als der Superbösewicht, der er ist, hat er es doch gar nicht nötig, sich dir zu
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