Ungnade: Thriller (German Edition)
meistens nur im Weg. Zudem sind sie dafür nicht trainiert.«
» Dem will ich nicht widersprechen, aber sag mir: Was schwebt dir vor, falls wir einen von den Fußsoldaten zu fassen kriegen?«
Hardy rieb sich die Bartstoppeln an seinem Kinn, er wollte sich vor Purcell nicht blamieren.
» Ich höre«, drängte Purcell. » Wir sind hier unter Freunden, also raus damit.«
» Wie viel weißt du über Echelon?«
» Genug, um dir zu sagen, dass es längst nicht so ausgefeilt und so weitreichend ist, wie die Medien uns glauben machen wollen.«
» Erzähl mir, was du darüber weißt.«
» Echelon ist ein Spionagenetz, an dem neben anderen Ländern auch Großbritannien und die USA beteiligt sind. Aufgabe ist es, überall auf der Welt Funkkommunikation abzuhören, heutzutage hauptsächlich mit dem Ziel der Terrorismusbekämpfung.«
Logan hörte schweigend zu. Er kam sich vor wie damals, als sie gemeinsam Ellies Befreiung geplant hatten. Er hatte sich wie ein kleiner Junge gefühlt, der beim Soldatenspielen plötzlich feststellen muss, dass es kein Spiel, sondern Realität ist.
» Aber erfüllt es die technischen Voraussetzungen, Mobilfunkverbindungen in diesem Land anzuzapfen?«, hakte Hardy nach.
» Nehmt ihr Jungs etwa immer noch die Batterien und die Speicherkarten, oder wie man das nennt, aus euren Mobiltelefonen heraus?« Sie hörten Purcell lachen.
» Ja.«
» Das solltet ihr besser auch tun.«
» Also ist Echelon dazu in der Lage, die Gespräche abzuhören?«
» Ja. Aber inwiefern hilft euch das jetzt weiter?«
» Um die Operation in Glasgow durchführen zu können, mussten diese Leute miteinander kommunizieren. Ich tippe darauf, dass sie Mobiltelefone benutzt haben, die sie sofort danach vernichtet haben. Somit gab es keine dauerhaften Spuren.«
» Sehe ich auch so.«
» Ich habe mich gefragt, wie es wäre, wenn wir… Also, falls du jemanden kennen würdest, der Zugang zu den Daten von Echelon hat, könnten wir möglicherweise mithören, was die reden, was uns wiederum Beweise für Alex’ Unschuld oder zumindest einen Anhaltspunkt liefern könnte, wo wir nach Beweisen suchen müssen.«
» Ihr wisst, dass sein Name noch immer allerhand Gewicht in den Schaltstellen der Macht genießt?«
» Deiner aber auch. Wenn wir über Echelon Informationen bekommen, reicht das vielleicht aus, um ein höheres Tier dazu zu bewegen, ein paar Wörtchen in das richtige Ohr zu flüstern, damit man die Anklage gegen Alex fallen lässt. Dass er es getan hat, glauben die sowieso nicht wirklich, aber sie benötigen konkrete Beweise, um ihn freizulassen.«
Hardy wartete auf eine Erwiderung Purcells und fragte sich, ob der wohl zu den gleichen Schlüssen wie er kommen würde. Purcell benutzte keine Mobiltelefone, er hasste sie sogar, aber seine berufliche Tätigkeit hatte es mit sich gebracht, dass er sich mit ihrer Funktionsweise auskannte.
» Zur erfolgreichen Durchführung deines Vorhabens bräuchten wir mindestens eines, besser gleich mehrere der von ihnen benutzten Telefone, um an deren Nummern zu kommen«, meldete sich Purcell wieder zu Wort.
» Korrekt.«
» Und der Grund, weshalb du einen oder mehrere der Männer, die diese Telefone benutzt haben, am Leben lassen möchtest, ist der, dass du jemanden zum Dechiffrieren brauchst, falls die Telefone durch einen Sicherheitscode geschützt sein sollten.«
» Ebenso korrekt.«
» Was uns zur Ausgangsfrage zurückführt– wie wir ihnen eine Falle stellen.«
» Ich bitte dich nicht darum, uns zu helfen, falls du es nicht möchtest, Roger. Das weißt du.«
» Ich würde mich auch gar nicht von dir bitten lassen, Tommy. Es wäre geradezu unanständig und unter unser beider Würde, müsstest du mich an meine Verpflichtungen dir und Alex gegenüber erinnern.«
Hardy schwieg.
» Ich werde also euer Lockvogel sein.«
» Danke, Roger.«
» Auf dem Weg vom Fähranleger hierher kann ich mir ja Zeit lassen«, sagte Purcell. » So könnt ihr Jungs aufholen. Vielleicht halte ich auch irgendwo an, um mit der Dame zu frühstücken. Wenn sie wirklich so ein Hingucker ist, wie ihr sagt, wird es mir ein Vergnügen sein.«
Logan musste schmunzeln.
» Im Endeffekt muss ich die Zeit totschlagen, bis ihr Jungs da seid.«
» Das Ganze ist nicht ohne Risiko«, sagte Hardy. » Für keinen von euch beiden.«
» Du kennst mich doch, Tommy. Ganz ehrlich: Ich habe mich seit Jahren schon nicht mehr so auf etwas gefreut. Es wird mir guttun, mal wieder der Gefahr ins Auge zu schauen.«
6 .
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