Ungnade: Thriller (German Edition)
müde.«
Aus der Maschine schnurrte leise die gedruckte Quittung. » Wollen wir dann los?«, fragte Roddy.
» Sicher«, sagte sie, nahm ihre Jacke von der Rückenlehne ihres Stuhls und zog sie an. » Wirst du dich jetzt auch wie ein Gentleman benehmen und mich zurück auf mein Zimmer führen?«
Er stand auf und verbeugte sich schwungvoll, wobei seine Mütze auf den Boden fiel.
» Okay, du Schleimer«, lachte sie. » Übertreib’s nur nicht, ja?«
Er wirkte ein wenig enttäuscht, bückte sich, um seine Mütze aufzuheben, und rückte sie auf seinem Kopf zurecht. » Lass mich doch mal galant sein«, sagte er.
» Ach, jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt.« Rebecca versetzte ihm einen leichten Schlag in die Rippen und schob ihn in Richtung Tür. » Ab ins Bett«, sagte sie.
Er sah sie über die Schulter an und schob seine Mütze etwas höher. Rebecca schnalzte missbilligend mit der Zunge. » Du gibst es wohl nie auf, was?«
Roddy öffnete die Tür und trat hinaus in die Gasse.
23
Bis zum Beginn des Films war Cahill kein Augenblick zum Durchatmen vergönnt. Er und Hanson hielten sich stets in Taras unmittelbarer Nähe, während diese sich unter die übrigen Gäste mischte. Dann war es Zeit, die Plätze im Saal einzunehmen. Cahill bemerkte, dass Hanson ein oder zwei Mal den Arm um Taras Hüfte legte, während er sie durch die Menge führte.
Sie hatten bereits zuvor entschieden, dass nur einer des Teams während des Films neben ihr sitzen würde, während die anderen an den Eingängen und Notausgängen Posten bezogen. Widerwillig hatte Cahill zugestimmt, dass Hanson den Platz neben Tara bekäme, doch nachdem er draußen beobachtet hatte, wie leicht Hanson abzulenken war, und nun auch noch mit ansehen musste, dass es ihm scheinbar in erster Linie darum ging, ihr körperlich näher zu kommen, fühlte er sich nicht mehr an sein Wort gebunden. Er rief Carrie zu sich, bevor alle ihre Plätze einnahmen. Tara beendete an der Bar des Kinos gerade ein Interview mit einem Journalisten, als Cahill Carrie zu ihr schickte. Er selbst kümmerte sich um Hanson.
» Sie werden Carrie Ihren Platz abtreten«, sagte er.
Hanson runzelte die Stirn. » Aber warum? Nur weil ich vorhin eine Sekunde lang woanders hingeschaut habe? Jeder hätte das getan.«
» Ich nicht«, betonte Cahill.
» Aber…«
» Auch niemand aus meinem Team hat sich ablenken lassen.«
Hanson sah zu Tara hinüber. Cahill konnte an seiner Miene ablesen, dass er über die Entscheidung nicht glücklich war.
» Schauen Sie, Phil«, sagte er, » Sie sind kein schlechter Kerl, aber das hier ist mein Auftrag, also entscheide ich, wie alles abläuft.« Hanson vermied es, ihn anzusehen. » Ich mache den Job schon eine ganze Weile. Es braucht Jahre, bis man den Bogen raushat, und ich bin mehr als nur ein alter Hase auf meinem Gebiet.«
Nun blickte Hanson ihn doch an. » Und was macht Sie so besonders gut?«, fragte er ärgerlich. » Sie sind doch auch nur ein ehemaliger Soldat, so wie ich.«
Cahills Stimme blieb ruhig. » Falsch, Phil. Ich habe nach dem Armeedienst nicht gleich in dieser Branche begonnen. Ich habe eine sehr gründliche Ausbildung genossen, aber mehr brauchen Sie nicht zu wissen.« Hanson sah aus, als wollte er sich weiterstreiten, aber Cahill gab ihm ein Zeichen zu schweigen. » Es bleibt dabei, Phil. Sie sind zu stark persönlich involviert, und ich muss sichergehen, dass alle im Team ausschließlich auf Taras Sicherheit konzentriert sind.«
Hanson blickte zu Boden und schnaubte laut und vernehmlich durch die Nase.
» Na schön«, sagte er schließlich, » wo soll ich mich stattdessen postieren?«
Cahill stellte sich während des Films an die hintere Saalwand. So konnte er nicht nur das Publikum, sondern auch jedes einzelne Mitglied seines Teams überwachen. Hanson tat genau das, was er von ihm verlangt hatte, und Cahill war froh, die Fronten geklärt zu haben. Wenn man ihm etwas Zeit gab und ihm noch ein wenig mehr beibrachte, könnte wahrscheinlich ein guter Mitarbeiter aus ihm werden.
Von dem Film nahm er nur am Rande Notiz. Erst als die Zuschauer aufstanden, um zu applaudieren, die Lichter angingen und alle Blicke sich Tara zuwandten, merkte Cahill, dass er bereits zu Ende war. Tara war sichtbar entspannt. Sie lächelte und winkte nach allen Seiten.
» Sieh zu, dass sie an Ort und Stelle bleibt, bis der Saal sich leert«, sagte er ins Mikrofon. » Wir wollen nicht in der Menge auf sie aufpassen müssen. Das wird zu eng.«
»
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