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Unguad

Unguad

Titel: Unguad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Werner
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Jungs sind bestimmt …
nicht … nicht nett zu den kleineren, oder?«
    Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Und die Fotzen erst!«
    Die Fo…, ah ja.
    Er mag uns Frauen wirklich nicht.
    Bitte ein anderes Gesprächsthema. »Sehen Sie die Heidemarie oft nach
der Arbeit?«
    Er grinste. »Manchmal.«
    »Gestern war sie bei uns zu Besuch«, probierte ich es mit Plappern.
»Ich finde sie sehr sympathisch. Sie ist eine Freundin von mir.«
    Sein Grinsen wurde noch breiter und brachte seine schiefen Zähne zum
Vorschein. »Wenn’st meinst.«
    »Wie?«
    »Wirst schon sehen.« Gleichgültig zuckte er mit den Schultern.
    Was hatte das zu bedeuten? Die Möglichkeiten rasten durch meinen
Kopf. Vielleicht …? Konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Aber es wäre ein
Lichtblick. Ich fragte ihn einfach: »Fahren wir zu ihr?«
    »Wer recht hat, zahlt a Mass.«
    Ha! Wir waren also auf dem Weg zur Heidemarie. Ich würde nicht mit
ihm allein sein. Ich schöpfte Hoffnung. Wir zwei Frauen würden schon mit ihm
fertig werden.
    Da vorne war bereits die Abbiegung nach Kirchmünster. Ich setzte den
Blinker und zog auf die Linksabbiegerspur. Mir kam ein Lastwagen entgegen. Ich
musste warten. An der Kreuzung hielt ein anderes Auto, aus Kirchmünster
kommend, das in unsere Staatsstraße einfahren wollte. Gedankenlos sah ich hin.
Hey! Obwohl es inzwischen wie aus Eimern schüttete, erkannte ich durch die
graue Regenwand den Wagen. Es war der Flitzer von Isabell!
    Mensch, Isabell, schau her! Hilf mir!
    Aufgeregt wollte ich winken, hupen, auf mich aufmerksam machen.
Hecker bemerkte, dass ich unruhig geworden war, und griff in meine Schulter.
    »Au!« Er wusste, wo er hindrücken musste, damit es so richtig
wehtat. Ich biss die Zähne zusammen. Noch einmal wollte ich ihm nicht das
Vergnügen bereiten, mich vor Schmerz schreien zu hören.
    »Ganz ruhig. Kein Mucks.«
    So musste ich tatenlos zusehen, wie Isabell den Lastwagen vorbeiließ
und in die Staatsstraße einfuhr. Aber ich merkte, dass sie meinen Kangoo
erkannte. Kurz blickte sie mir in die Augen. Dann war sie schon an mir vorbei.
    Ob sie den Hecker gesehen hatte?
    Und sich wunderte, was der bei mir im Auto machte?
    Vielleicht fuhr sie mir hinterher?
    Hoffnungsvoll sah ich in den Rückspiegel.
    Aber der kleine Wagen von Isabell drehte nicht um.
    Sie kam mir nicht zu Hilfe.
    Die Wellen der Mutlosigkeit schlugen über mir zusammen. Ich sank.
    Hecker stieß mich an. »Mach schon. Grüner wird’s nicht.«
    Resigniert legte ich im Schneckentempo den Gang ein und fuhr um die
Kurve, den Hügel hinauf, auf Kirchmünster zu. Die Enttäuschung hatte mir mein
letztes Fitzelchen Energie geraubt. Tränen liefen mir die Wangen hinunter.
    »Jetzt flennt die auch noch!« Verächtliches Schnauben an meiner
Seite. »Zum Kirchplatz«, gab er mir Anweisung.
    Ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen und fing zu schluchzen an.
Ich will hier weg, flehte ich in Gedanken. Weg von diesem Ekel mit seiner
Spritze, der mir irgendetwas antun will. Ich weiß nicht, was, ich weiß nicht,
warum. Ich hab doch gar nichts getan.
    Vor lauter Tränen sah ich die regennasse Straße kaum. Ich wischte
mir mit dem Handrücken über die Augen. Das Weinen ließ sich nicht stoppen.
    »Hör mit deiner Heulerei auf. Jetzt ist’s zu spät. Hätt’st dich halt
nicht eingemischt mit deiner neugierigen Rumfragerei.«
    Ich schniefte den Schnodder hoch. Mir fehlte ein Taschentuch.
»Geht’s um die Elvira?« Ich stocherte im Dunkeln.
    »Schmarrn. Die Elvira geht mich einen feuchten Dreck an.«
    Ich zog hoch. »Aber Sie waren doch zusammen.«
    »Na. Wirkli ned.«
    »Hatten Sie nicht Sex miteinander?« Jetzt war schon alles egal.
    Fauchend stieß er hervor: »Die Rutsch’n hat mi erpresst.« Ein Zucken
seiner Hände. Das war ihm wohl unabsichtlich rausgekommen.
    »Womit denn?«, setzte ich schnell nach. Wenn ich Glück hatte,
verriet er noch was. Und die Fragen lenkten mich von meiner Panik ab. Ich
schniefte nur noch ein wenig. Das Weinen hatte aufgehört.
    Grimmiges Schweigen seinerseits. Er presste die Lippen zusammen.
Wollte nichts mehr sagen. So ein Mist!
    »Hat sie was gesehen?«, riet ich.
    Keine Reaktion.
    »Vielleicht …« Sekundenschnell durchdachte ich sämtliche
Möglichkeiten. »Vielleicht, wie Sie sich an die Praktikantinnen rangemacht
haben.«
    »Des war egal.«
    Meine Güte!
    Denk nach! Was könnte es gewesen sein?
    »Oder …«
    »Da drüben.« Er zeigte mit der Spritze auf einen Parkplatz vor dem
verlassenen

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