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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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bitte! Hast du eine Ahnung, was das sollte? Und wer könnte es gewesen sein?«
    »Ich glaube, du kennst die Antwort besser als ich.«
    »Wie wäre es zum Beispiel mit Harry Bickerstaff? Er war wütend, weil ich ihn nicht mit zum Picknick genommen habe. Er mietete ein kleines Boot mit einem starken Außenbordmotor und kam zum Fluss, um mich umzunieten und zu ertränken.«
    »Könnte er es denn gewesen sein?«
    »Nur, wenn er zwischen Frühstück und Mittagessen mindestens fünfundsechzig Kilo abgenommen hat.«
    »Ich glaube, du hast Recht. Jemand will dir einen Schreck einjagen oder dir drohen. Es waren so viele Leute da, dass du schwerlich ertrunken wärest. Außerdem sind deine Studenten viel mehr erschrocken als du. Den drei eher mittelalterlichen Damen in schicken Klamotten und Hut hat es wohl kaum Spaß gemacht, sich im kalten, braunen Wasser wiederzufinden.«
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht! Da könnte etwas dran sein.«
    »Was meinst du?«
    »Nun, ich glaube, ich habe bei den Studenten nicht gerade einen Stein im Brett. Die Mitarbeiter in der Finanzverwaltung grinsen schon immer, wenn ich ins Büro komme, und sagen Sachen wie ›Na, Kate, Lust auf ein paar Runden Schwimmen?‹ oder ›Nächstes Mal würde ich mir aber lieber einen Badeanzug überziehen!‹.«
    »Blöde Witze eben. Was hattest du erwartet?«
    »Wahrscheinlich hast du Recht. Vermutlich war es einfach ein unfähiger Idiot, der uns über den Haufen gefahren hat, weil er nicht richtig steuern konnte. Und er hat nicht angehalten oder umgedreht, weil er dazu nicht in der Lage oder vielleicht auch zu verlegen war.«
    »Zumindest ist das die plausibelste Erklärung für jemanden, der nicht über deine blühende Fantasie verfügt.«
    »Und weißt du was? Ich habe noch nicht einmal von dem Picknick etwas mitbekommen! Kein warmes Ciabatta, keine schwarzen Oliven, keinen gekühlten Weißwein!«
    »Warum nicht? Bist du in Ungnade gefallen?«
    »Martha behauptete, dass mein Kleid schon im trockenen Zustand Aufsehen erregend genug war, aber nass wirklich unanständig geworden wäre. Sie hat mich im Lieferwagen des Colleges nach Hause geschickt und mir nicht einmal gestattet, ein Sandwich mitzunehmen.«
    »Hier, trink noch ein Glas Wein. Die Oliven hast du sowieso schon alle aufgegessen – du kannst also jetzt beruhigt aufhören, dir selbst Leid zu tun.«

    Als Kate am nächsten Morgen ins Büro kam, blickte John Clay von seinem Schreibtisch auf, wo er offenbar ein Hochglanzmagazin las, und grinste sie verschlagen an.
    »Ich habe gehört, dass Sie gestern ziemlich blau gewesen sind.«
    »Dann haben Sie etwas Falsches gehört.«
    »Betrunken im Dienst, sagt man. Ich dachte immer, nur Studenten trinken so viel, dass sie in den Fluss fallen. Sind Sie nicht allmählich ein bisschen zu alt für solche Mätzchen?«
    »Fällt Ihnen kein weniger abgedroschener Witz ein?«
    Kate schloss sich in ihrem Büro ein. Sadie war nicht da, allerdings hing ihr Blazer über der Stuhllehne. Sie war also morgens schon einmal da gewesen und würde sicher demnächst wiederkommen.
    Kate schaltete den Computer ein. Sie war eine halbe Stunde vor der vertraglich vereinbarten Anfangszeit von 9:30 Uhr gekommen, um sich noch einmal konzentriert Chris Townsends Dateien widmen zu können. Vielleicht hatte sie beim ersten Mal etwas übersehen. Der Bildschirm wurde langsam hell. Kate tippte Alt J, um ihre Notizen und Erinnerungen für den heutigen Tag zu konsultieren. Der Bildschirm füllte sich mit blauen Karteikarten; auf jeder stand eine Aufgabe. Gleich die erste Karte jedoch fesselte Kates gesamte Aufmerksamkeit.

    Hat dir das Tauchbad gereicht? Ich hoffe , es hat dich abgekühlt und dir Zeit zum Nachdenken verschafft . Halte dich aus unseren Angelegenheiten heraus , denn das nächste Mal bleibt es nicht bei einer Warnung . Ist dir schon aufgefallen , dass wir immer da sind und dich immer beobachten? Wir bleiben in deiner Nähe . Du kannst uns nicht entkommen . Denke immer daran : Neugier war bereits einer Katze Tod , und es ist durchaus möglich , dass du die nächste bist .

    Kate starrte den Bildschirm mehrere Minuten lang fassungslos an, als ob die Nachricht sich mit der Zeit in Luft auflösen und verschwinden könnte. Wer mochte das geschrieben haben? Irgendwann schaltete sich der Bildschirmschoner ein, und die Worte wurden durch herumschwimmende und Luftblasen fabrizierende Fische ersetzt. Zwar war sich Kate nicht ganz sicher, ob sie gern an Wasser und Fische erinnert werden

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