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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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könnten . Aber vielleicht hast du ja genug davon . Es könnte schließlich sein , dass dich inzwischen selbst der herrlichste Garten langweilt .«
    » Vor allem , weil es in jedem Garten eine Schlange gibt .«
    » Wirklich? Wer war deine Schlange? «
    » Ich erzähle einfach meine Geschichte , so wie sie abgelaufen ist . Ihnen , Zophiel , überlasse ich es , zu analysieren , Grundformen herauszuarbeiten und Schlussfolgerungen zu ziehen . Immerhin sind Sie derjenige , der seine Theorie über Opfer bewiesen sehen will .«
    » Gut . Erzähl mir die Geschichte von Briony . Und dann möchte ich erfahren , wie du im Bartlemas Geld abgezweigt hast .«
    » Alles zu seiner Zeit .«
    Unser erster Streit drehte sich um das Haus. Ich bestand darauf, es zu kaufen. Mit meinem Gehalt und einem Darlehen war es ohne weiteres möglich. Der Grund für die Entscheidung war durchaus nicht altruistisch, verstehen Sie? Ich wollte einfach mein Leben nicht ganz und gar von den Shorters kontrollieren lassen. Natürlich gaben sie sich zurückhaltend, aber hätte ich gleich zu Beginn meiner Ehe mit Briony Geld von ihnen angenommen, hätten sie sich langsam, aber sicher in alle Lebensbereiche eingemischt, angefangen bei der Farbe unseres Schlafzimmers bis hin zu den Orten, in die uns unsere seltenen Urlaubsreisen führten.
    Briony wünschte sich die Art Haus, an die sie gewöhnt war. Das Objekt, das wir schließlich kauften, gefiel mir wirklich – ein weitläufiges, altes Haus mit großem Grundstück im Westen Oxfords. Briony bezeichnete die Gegend abfällig als Vorstadt. Für sie war der große Garten der einzige Grund, dem Kauf zuzustimmen. In der Nähe der Innenstadt hätten wir nie ein so ausgedehntes Terrain bekommen.
    Überdies hatte die alte Frau, die uns das Haus verkaufte, den Garten völlig verwildern lassen. Briony konnte also ihrer Fantasie freien Lauf lassen und war daher in den ersten Jahren nach unserem Einzug glücklich und ständig beschäftigt.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht gewusst, welch teures Hobby die Gärtnerei ist. Sicher, Briony war wirklich gut darin, Stecklinge von allen möglichen Freunden zu erbetteln, und zog auch selbst Pflanzen im Gewächshaus. Aber ich war derjenige, der das Gewächshaus bezahlen musste; ebenso das Gartenhaus und natürlich auch die Ziegel, Schieferplatten und Steine, die angeschafft wurden, um dem Garten eine äußere Form zu geben. Hinzu kamen Bäume und Sträucher, Lauben, eine Pergola und die Loggia. Die einschlägigen Gärtner-Clubs beneideten uns um Wert und Seltenheit vieler unserer Pflanzen, und zwar sowohl in finanzieller als auch in gärtnerischer Hinsicht. Nicht, dass Sie mich missverstehen, Zophiel: Hier ging es nicht um ein paar hundert Pfund, sondern um Tausende. Mir verursachte bereits die Rückzahlung der Darlehen einigen Kopfschmerz, ganz zu schweigen von den zusätzlichen Ausgaben.
    Und so dauerte es nicht lange, bis ich Geld brauchte. Auf keinen Fall wollte ich meine Schwiegereltern um Hilfe angehen, und Bartlemas hätte mein Gehalt nicht um einen Betrag erhöht, der Brionys Wünsche auch nur annähernd zufrieden gestellt hätte.
    Das Erste, was mir im Bartlemas auffiel – vor allen Dingen im Vergleich mit der Wohlfahrt –, waren die elegant gekleideten, wohlhabend wirkenden Leute. So etwas hatte ich nicht erwartet. Bei einer Bank vielleicht. Oder bei einer großen Firma. Aber nicht in einem College. Ich dachte immer, dass dort alle in Tweedjacken und staubigen alten Roben herumlaufen und ihre Hemden im Secondhand-Laden kaufen. Aber nicht im Bartlemas, das sage ich Ihnen! Und alle hatten die Art Sonnenbräune, die man nur bei häufigen Ferien im Ausland bekommt; im Sommer mit Sonnenbädern am Pool, im Winter beim Skifahren in den Alpen.
    Von dem Kuchen wollte ich ein Stück abbekommen!
    Beim gemeinsamen Mittagessen hatte ich oft mehr oder weniger zufällig Klatsch zu hören bekommen. Normalerweise hätte ich gar nicht mit dem Personal zusammen gegessen, doch ich musste sparen, um Brionys neueste Laune bezahlen zu können: den Nachbau eines viktorianischen Wintergartens. Irgendwann fiel mir auf, dass es bei den Gesprächen häufig um die unterschiedlichsten Möglichkeiten ging, Geld zu machen. Die Leute im Bartlemas waren in finanziellen Dingen weit weniger anspruchsvoll als meine Freunde von der Nationalen Wohlfahrtsbehörde. Sie glaubten an die grundlegende Ehrbarkeit des gebildeten Individuums. Doch in jeder Abteilung, ganz gleich, ob groß oder klein, gab es

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