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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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ausgeklügelte Systeme. Angefangen beim Pförtner, der Roben von Professoren »ausborgte« und sie gegen Gebühr an Studenten verlieh, die an den Zeremonien im Sheldonian Theatre teilnahmen, bis hin zu Tutoren, die nicht ganz einwandfreie Studenten aufnahmen und im Gegenzug teure Ferien in exotischen Ländern oder Anteile an Rennpferden offeriert bekamen – alle machten mit.
    Ich bin sicher, dass vom Rektor bis zum kleinsten Angestellten jeder sein Schäfchen ins Trockene brachte. Nein, das stimmt nicht ganz. Es gab jemanden, der sich von jeglicher Kleingaunerei fernhielt. Und zwar eine Person, der man es nicht zugetraut hätte. Diesen Menschen zu verkennen war einer der größten Fehler meines Lebens.
    Aber ich eile meiner Geschichte voraus. Zunächst beobachtete ich nur und machte mir Notizen. Nach etwa sechs Wochen waren mir die Vorgänge am Bartlemas weitestgehend klar. Ich war nicht so naiv, zu glauben, dass irgendeiner der Vorgesetzten des Colleges über meine Entdeckungen überrascht oder schockiert gewesen wäre, aber ich glaube, niemand außer mir hat die gesamte Tragweite so genau dokumentiert.
    Ich rief also jeden der Kleinunternehmer – so hatte ich sie für mich getauft – zu einem Gespräch in mein Büro. Ich drohte nicht und warnte nicht. Ich machte ihnen lediglich klar, was geschehen würde, wenn ihre Gaunereien ans Licht der Öffentlichkeit kämen; und mit Öffentlichkeit meinte ich die großen Tageszeitungen. O nein, mir war absolut nicht daran gelegen, die Geschäfte zu unterbinden. Es ging mir lediglich um einen winzigen Prozentsatz von jeder Transaktion – mehr nicht.
    Sie würden sich wundern, was ein Anteil von fünf Prozent hier und da einbrachte. Briony bekam ihren Wintergarten, und zwar ein wesentlich üppiger ausgestattetes Modell, als sie sich je erträumt hatte. Vielleicht auch nicht. Ich neigte dazu, Brionys Erwartungen an mich und ihre Vorstellung davon, was ihr rechtmäßig zustand, regelmäßig zu unterschätzen. Nachdem der Wintergarten stand, fiel ihr sehr schnell ein weiterer kostspieliger Luxus ein, den ich anschaffen sollte. Allmählich wurde mir klar, dass die fünf Prozent nicht ausreichten. Ich musste ein eigenes System entwickeln.
    Ich erkannte, dass es Möglichkeiten für eine ausgeklügeltere Version des Tricks gab, den ich schon als Student erfolgreich angewendet hatte. Wenn ich einen fiktiven Fonds ins Leben rief und die Leute überzeugen konnte, Geld einzubezahlen, könnte ich mit einem Schlag meine finanziellen Probleme lösen und Briony jede nur erdenkliche Gartenausstattung kaufen. Dafür brauchte ich natürlich einen Partner. Ich sah mich eine Zeit lang um, ehe ich eine Auswahl traf. Auch hier verließ ich mich auf meine in London gemachten Erfahrungen und entschied mich für eine Frau. Die Frau sollte mich körperlich anziehend finden und meine Motive nicht allzu gründlich unter die Lupe nehmen.
    » Bist du sicher , dass das der einzige Grund war , einen weiblichen Partner auszusuchen? «
    » Sie durchschauen mich inzwischen schon ziemlich schnell . Briony und ich waren nun etwa drei Jahre verheiratet . Ihr eher unterkühltes Temperament begann mich zu langweilen . Viola war trotz einiger Macken eine warmherzige und sexuell aufregende Frau gewesen . Briony hingegen schien an irgendeinem Punkt ihrer Entwicklung emotional eingefroren zu sein , und ich brauchte viel Zeit und Energie , um sie einigermaßen auf Touren zu bringen . Der Vorgang war ermüdend für mich . Ich gebe zu , ich wünschte mir jemanden , der freudiger und schneller auf meine Bedürfnisse einginge .«
    » Mit anderen Worten : Du suchtest nicht nur ein finanzielles Abenteuer , sondern auch ein sexuelles .«
    » Die Aussicht auf eine Kombination aus beidem erregte mich .«
    » Selbst als Engel kann ich die Sehnsucht nach Gefahr und den Wunsch nach Extremsituationen durchaus verstehen .«

    »Ich habe Sie gewarnt, dass ich nicht hinter Ihren so genannten Studenten herlaufen würde!«
    Kate hatte gerade erst das Büro betreten und stand einer empörten Annette gegenüber. Sie zwang sich zu einer ruhigen, vernünftigen Haltung – positiv, aber nicht aggressiv. »Wo liegt das Problem?«, erkundigte sie sich geduldig.
    »Diese Martha Hawkins hat ihr Zimmer abgeflämmt.«
    Ruhe und Vernunft machten sich auf den Rückzug. »Wie konnte das passieren? Die Frau ist militante Nichtraucherin!«
    »Sie hatte eine Duftkerze angezündet, um die schädlichen Abgase zu eliminieren, die durch das offene Fenster

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