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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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üben .«
    » Dann fasse dich kurz . Ich will wissen , was passiert ist . Ich will wissen , wer dich getötet hat . Und ich will wissen , warum .«
    » Gut , ich werde es so knapp wie möglich machen . Aber wenn Sie verstehen wollen , was geschehen ist , und Ihr kleines , schwarzes Notizbuch mit nützlichen Fakten zu füllen gedenken , dann werden Sie auch ihre Geschichte zur Kenntnis nehmen müssen . Zumindest einen Teil davon .«
    » Schön , aber mach es kurz .«
    Ihre Eltern waren sehr religiös. Sie konnte mir nie sagen, um welche Religion es sich handelte, doch sie schien nur aus Pflichten zu bestehen. Pflichten gegenüber Gott, gegenüber Kirche und Staat und gegenüber jeglicher Autorität. Aber vor allem Pflichten gegenüber den Eltern. Keinerlei Pflichten allerdings von Eltern gegenüber ihren Kindern. Meiner Meinung nach benutzten sie Faith eher als eine Art Dienstmädchen. Sie wusch, sie putzte, sie kaufte ein. Ich bezweifele allerdings, dass sie auch kochen musste. Falls doch, waren ihre Eltern sicher keine Feinschmecker. Die liebe Faith – sie war ein so intelligentes Mädchen, aber um ihren Kopf kümmerten sie sich absolut nicht. Ihr scharfer Geist war in den Augen der Eltern ein Zeichen von intellektuellem Stolz und musste daher unterdrückt werden. Faith brachte die besten Noten nach Hause und musste sich von ihren Eltern sagen lassen, dass es selbstsüchtig sei, sich auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu konzentrieren.
    Den Vater könnte man als professionellen Invaliden und die Mutter als Märtyrerin für seine Sache bezeichnen. Natürlich starb ihre Mutter als Erste. Sie erlosch einfach. Und von diesem Zeitpunkt an kümmerte sich Faith um ihren Vater. Sie gab jede Hoffnung auf, jemals die Universität besuchen zu können, ein Traum, der ohnehin schon unrealistisch erschien.
    Erst nach dem Tod ihres Vaters konnte Faith sich ihren sehnlichsten Lebenswunsch erfüllen. Sie ging zunächst zum College, dann zur Universität. Erwarb einen Titel nach dem anderen. Und schließlich bekam sie die Dozentur in Oxford.
    Sie erbte das Haus und ein paar magere Ersparnisse. Doch für jemanden mit einem derart anspruchsvollen Geschmack war es wenig.
    Ich legte ihr dar, dass sie sich alle Bücher, Bilder, Möbel, Kleider und CDs kaufen könnte, nach denen ihr der Sinn stand. Sie brauchte sich lediglich mit mir zusammenzutun. Gemeinsam könnten wir die ganze Welt zum Narren halten. Und wenn schon nicht die ganze Welt, so doch wenigstens das Bartlemas College. Mit meinem System und ihrer Intelligenz wären wir unschlagbar. Und wir würden reich. Die Entwicklungsabteilung nahm jeden Tag zwischen dreißig- und vierzigtausend Pfund ein. Wenn wir nur die Einkünfte eines einzigen Tages pro Woche abzweigten, wären wir schon bald richtig fein raus. Man würde uns sicher lange Zeit nicht auf die Schliche kommen. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass sie die Gelegenheit sofort beim Schopf ergreifen würde.
    Wissen Sie, was sie sagte?
    Gar nichts! Sie hat mich ausgelacht.
    »Du scheinst mich zu verkennen«, erklärte sie. »Verstehst du mich denn nicht? Sieh mich an. Ich bin die Tochter meines Vaters und meiner Mutter. Vielleicht verdiene ich jetzt Geld. Vielleicht gebe ich es auch für mich ganz allein aus. Aber Diebstahl?«
    »Diebstahl? Wie kommst du darauf, es so zu nennen?«
    »Genau da liegt der Unterschied zwischen dir und mir, liebster Christopher. Ich weiß um die Bedeutung der Worte Diebstahl und Unredlichkeit. Ich wurde in der Gewissheit erzogen, dass es gute und schlechte Dinge gibt und dass der Unterschied zwischen ihnen unüberbrückbar ist.«
    »Aber alle tun es!«
    »Du solltest verstanden haben, dass Rechtschaffenheit nicht teilbar ist. Du kannst nicht nur ein bisschen unredlich sein, Chris.«
    »Wie lautet also deine Antwort?«
    »Sie lautet Nein. Ich dachte, du wüsstest es bereits.«
    » Aber ist nicht Ehebruch ebenfalls eine Form der Unredlichkeit? «
    » Doch , sicher . Sie wusste das auch . Sie kannte den Unterschied zwischen Gut und Böse . Doch in diesem Fall zog sie das Böse vor , versuchte aber nie , sich selbst davon zu überzeugen , dass sie nichts Falsches tat oder dass es keine Rolle spielte . Sie war fähig , eine moralische Wahl zu treffen , die jedoch nicht immer so ausfiel , wie man es erwartete .«
    » Eine ungewöhnliche Frau .«
    » Eine Frau zum Verlieben .«
    » War sie es , die dich getötet hat? «
    » Ist Ihnen die Antwort nicht bekannt? «
    » Noch nicht .«
    » Ich

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