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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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was mit Mason geschehen ist, als Sie sich zurückmeldeten.«
    Holman wies zu den zwei Toten, die neben dem Bus auf der anderen Straßenseite lagen. »Einer von ihnen ist Mason. Er wurde bei dem Zusammenstoß verletzt und geriet in eine Menschenansammlung. Sie trampelten ihn zu Tode.«
    Er glaubte, den Hauptmann leise fluchen zu hören, als er in den Wagen kletterte. Drinnen fand er zu seiner Überraschung einen weiteren Mann, auch in dem unförmigen Schutzanzug.
    »Das ist Sergeant Stanton«, sagte der Hauptmann, als er sich hinter Holman hereinzwängte. Der Helm des Sergeanten nickte ihm zu.
    »Haben Sie Platz für den Sprengstoff gefunden?« fragte Holman. Der enge Innenraum war gedrängt voll, wenn sie zu viert an Bord waren, da die ungefügen Schutzanzüge viel Platz benötigten.
    »Ich denke, Sie werden finden, daß wir genug haben, Sir«, antwortete der Sergeant in sachlichem Ton. Sie hatten an diesem Tag alle so viele schmerzliche Bilder gesehen, daß alle Jovialität, die sie sonst zeigten, verflogen war. »Wir haben Sprenggelatine mitgebracht. Genug, um das Parlamentgebäude in die Luft zu jagen. Sie sitzen auf dem größten Teil davon!«
    Holman rückte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her.
    »Keine Sorge, Sir«, sagte der Hauptmann. »Im Moment ist es ganz ungefährlich.«
    »Solange uns niemand rammt«, bemerkte Stanton trocken.
    »Ja«, meinte der Hauptmann, »ich denke, es wäre am besten, wenn Mr. Holman fährt, vorausgesetzt, er fühlt sich dazu imstande; er kann die Straße besser beobachten. Und nun, da die Tür geöffnet worden ist, dürfen wir diese Helme nicht abnehmen.«
    Holman zwängte sich zum Fahrersitz durch, und der Sergeant setzte sich auf den Platz, den Holman geräumt hatte.
    »Natürlich wissen wir noch nicht, ob diese Anzüge ausreichend gegen das Mykoplasma schützen«, sagte Ryker. »Zumindest nahe dem Zentrum, wo es in seiner reinsten Form vorkommt. Darum brauchen wir noch immer Sie, Mr. Holman, um die Proben zu ziehen.«
    Als Holman schauderte, fuhr Ryker aufmunternd fort: »Keine Sorge, mein Freund. Sie werden nicht zu nahe herangehen müssen, weil wir lange Schläuche haben, die Sie nur in den Kernbereich richten müssen. Und einer von uns wird so weit wie möglich mit Ihnen kommen, um achtzugeben, daß Sie nicht zu Schaden kommen.«
    Holman startete den Motor, und sie fuhren weiter. Wieder bot sich allenthalben der erbärmliche Anblick von Mitmenschen in allen Stadien der Entwürdigung. Holman bemerkte, daß sie sich jetzt mehr zu Banden zusammenschlossen und daß einzelne Gestalten immer seltener zu sehen waren. Er machte eine Bemerkung darüber.
    »Ja, wir haben es auf der Herfahrt auch bemerkt«, sagte Ryker. »Am Fluß waren Tausende von ihnen. Wir mußten einen Umweg machen, um durchzukommen.«
    »Großer Gott, Sie denken doch nicht —« begann Holman in Erinnerung an Bournemouth.
    »Doch, es ist möglich«, sagte Ryker in düsterem Ton. »Darum ist es so wichtig, daß wir diesmal Erfolg haben und den Nebel auflösen können.«
    »Was können Sie tun? Zehntausende, wahrscheinlich Hunderttausende werden Massenselbstmord begehen und sich in den Fluß werfen. Die Themse wird sich mit Leichen füllen — es werden so viele sein, daß Sie darauf hinübergehen können!«
    »Bitte beruhigen Sie sich, Mr. Holman.« Ryker legte die Hand beschwichtigend auf Holmans Arm. »Wir werden die ganze Stadt mit Lachgas besprühen.«
    »Wie? Das ist unmöglich!«
    »Keineswegs«, versetzte Ryker. »Seit die Krise in London begann, sind Sprühflugzeuge und Hubschrauber — zivile ebenso wie militärische — mit zwei Stoffen beladen worden: Kalziumchlorid und Stickstoffoxydul, dem sogenannten Lachgas, das seit langem zu Narkosezwecken dient. Damit ist die Absicht verbunden, die Bewohner der Stadt einzuschläfern, bis ein Serum gefunden und angewendet werden kann. Bedenken Sie, daß viele noch nicht von der Krankheit befallen sind, weil die Inkubationszeit von Person zu Person verschieden ist; diese Menschen werden eine Chance haben. Zehntausende werden natürlich sterben, vielleicht auch mehr, aber wir hoffen, die Mehrzahl noch retten zu können. Vorausgesetzt, wir haben ein Serum, und vorausgesetzt, wir können es rechtzeitig verabreichen.«
    Holman fand die Idee einigermaßen abenteuerlich und bezweifelte, daß durch Besprühen eine wirksame Konzentration von Lachgas in der Luft erreicht werden konnte. Immerhin war jeder Versuch, etwas für die unglücklichen Menschen zu tun, besser als

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