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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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die Aufgabe, ihr Leben zu dirigieren, die Leitung seines alten Büros bei der Versicherungsgesellschaft ersetzt. Immerhin wußte Edward, daß dem Vater seine Interessen am Herzen lagen.
    Als er von der Bordsteinkante trat, schreckte ihn das Hupen eines Wagens in die Wirklichkeit zurück. Er sprang rückwärts, blieb mit den Fersen am Bordstein hängen und setzte sich schmerzhaft aufs Pflaster, wobei es ihm gelang, die Aktentasche festzuhalten. Verdutzt starrte er dem Wagen nach und sah, wie der Mund des Fahrers sich hinter dem geschlossenen Fenster heftig bewegte. Die Hupe plärrte noch einmal zornig, als das Fahrzeug davonbrauste. Er hörte Passanten lachen, während er dasaß, die Knie zusammen, die Füße von sich gestreckt, die Aktentasche auf dem Schoß. Als er zu ihnen aufblickte, wandten sie sich ab; keiner machte Anstalten, ihm auf die Beine zu helfen. Er stand auf, wischte sich mit einer Hand den Hosenboden ab, und eine tiefe Röte schoß ihm ins Gesicht bis hinauf zum kahlen Scheitel. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß die Straße frei war, überquerte er sie; die Verlegenheit beschleunigte seine Schritte.
    In Jahren angestauter bitterer Groll wallte in ihm auf. Hol sie der Teufel, fluchte er in sich hinein. Die einen, weil sie mich auslachen, den anderen, weil er mich beschimpft hat! Zum Teufel mit der ganzen Stadt. Mit der Midland Bank! Und zum Teufel mit Symes!
    Ein kurzes Stück weiter standen zwei Männer mit einem Hund und unterhielten sich. Einer bückte sich und tätschelte den emporgewandten Kopf des Hundes. Edward schritt energisch auf ihn zu und versetzte dem dargebotenen Hintern einen herzhaften Fußtritt. Der Mann fuhr mit einem verblüfften Ausruf hoch, und der Hund biß ihn vor Schreck in die Hand. Der Mann quiekte, wandte sich wieder dem Hund zu und schlug ihm die andere Hand auf den Kopf.
    Edward marschierte weiter und ignorierte das verwirrte Bellen und Rufen hinter ihm. Ein Ladenbesitzer kam aus seinem Geschäft, um zu sehen, was die Aufregung zu bedeuten habe, und als Edward vorbeiging, fuhr er schnell herum und versetzte dem neugierigen Ladenbesitzer einen raschen Tritt in den Hosenboden.
    Der Mann drehte sich um, beide Hände instinktiv am schmerzenden Hinterteil, und starrte dem davonmarschierenden stellvertretenden Bankdirektor nach, ohne recht zu wissen, was geschehen war. Edward ging weiter die Straße entlang, trat wahllos Leute in den Hintern, und seine Opfer waren allesamt zu verblüfft, um mehr zu tun, als seiner langen, Fußtritte verteilenden Gestalt nachzustarren. Er kam um eine Ecke und sah das ausladenste Gesäß, das er bei einem Mann je gesehen hatte, vor sich den Bürgersteig entlangwatscheln. Es gehörte einem gut gekleideten Geschäftsmann, dessen Specknacken aus einem fleckenlosen weißen Kragen quoll. Er war der Besitzer eines der besseren Hotels in Ringwood, ein wichtigtuerischer Mann und ein Perfektionist in seinem Gewerbe; heute morgen war er unterwegs zum Eigentümer der Großschlachterei, die die meisten Hotels der Gegend mit ihrem Frischfleisch belieferte, um sich über die Qualität des gestrigen Lammfleisches zu beschweren.
    Der energische Tritt in sein Hinterteil ließ ihn aus seinen zornigen Gedanken aufschrecken. Rasch wandte er sich um und entdeckte den Ursprung dieser derben Überraschung, einen lang aufgeschossenen, bebrillten Mann, der ihn herausfordernd anfunkelte.
    Der Dicke war zu verblüfft, um besonderen Nachdruck in seine empörte Frage zu legen: »Was fällt Ihnen ein?«
    Statt einer Antwort, holte Edward mit dem Bein aus und versuchte mit einwärts gedrehtem Fuß um die Hüfte des dicken Mannes herum dessen breites Hinterteil zu treffen.
    »Halt, lassen Sie das!« Der Mann wich nervös zurück.
    Edward manövrierte sich in eine günstigere Position, um das Hinterteil des anderen zu erreichen.
    »Hören Sie auf!« Aber der Tritt hatte bereits getroffen. Auch der Hotelbesitzer rieb sich nun instinktiv mit beiden Händen den Hintern. »Ich werde Anzeige erstatten! Was bilden Sie sich —« Er wandte sich halb zur Seite, um davonzuwatscheln, eingeschüchtert durch den Glanz in Edwards Augen. »Verschwinden Sie!« blubberte er, und seine fetten Beine beschleunigten ihren Schritt, gingen schließlich in einen schwerfälligen Lauf über. Edward folgte, und seine längeren Beine machten es ihm leicht, mit seinem Opfer Schritt zu halten und dem großen, wabbelnden Ziel weitere Tritte zu versetzen.
    Sie hinterließen eine Fährte von verdutzten

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