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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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schwer verletzt. Kyra stand auf und sah ihn mitleidlos an. Die Wunde an ihren Kopf begann gerade zu verheilen.
         „Er muss brennen“, sagte Seth.
         Kyra erschrak, als wäre sie eben aus einer Trance gerissen worden. Seth kam auf sie zu, in der Hand hielt er die Leuchtpistole. Er blutete und hinkte leicht, schien aber ansonsten unverletzt zu sein. Sie standen übereinander und beobachteten den Wendigo, der auf dem Rücken lag und laut wehklagte. Seth zielte auf seine Brust.
         „Sieh ihn dir an“, sagte er und hielt plötzlich inne. „Mich würde interessieren, wie er so geworden ist.“
         „Wen interessiert, wie er dazu geworden ist?“, sagte Kyra schneidend.
         „Er war mal ein Mensch.“
         Kyra sah Seth stirnrunzelnd an. Er sah finster aus und doch … sah sie etwa eine Spur Mitleid in seinen Augen?
         „Egal ob er ein Mensch war oder nicht“, sagte sie. „Jetzt ist er es jedenfalls nicht mehr. Er hat versucht uns zu töten. Und er hat Daniel verletzt.“
         Sie riss ihm die Pistole aus der Hand. Seth wehrte sich nicht dagegen. Dann richtete Kyra sie auf den Wendigo und drückte ab.
         Das Ungetüm heulte auf und streckte die Arme vom Körper. Sein Herz fing Feuer und die Flammen breiteten sich rasch über seinen gesamten Körper aus. Er brüllte und drehte sich um die eigene Achse, dann fiel er mit einem ohrenbetäubenden Aufschrei in sich zusammen und ließ nichts weiter übrig als einen schwelenden Haufen Asche.
         Kyra atmete flach und unregelmäßig und sah mit starrem Blick auf die kläglichen Überreste des Wendigos. Dann hob sie den Kopf und sah, wie Daniel in etwa fünf Metern Entfernung auf wackligen Beinen stand. Er musste dem Lärm gefolgt sein. Keuchend fiel er zu Boden. Kyra war einen Augenblick lang wie gelähmt. Seth lief zu ihm und schlug ihm sachte gegen die Wangen.
         „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er mit bebender Stimme. „Sag was!“
         Kyra bewegte sich und knickte dabei leicht mit dem rechten Fuß ein. Ein Zittern lief ihr Bein hinauf, doch sie ignorierte es und sank neben Seth auf die Knie.
         Daniel sah fürchterlich aus. Sein ganzes Gesicht war zerkratzt und blutig. Die Wunde an seiner Brust war so tief, dass bereits sein komplettes Hemd durchnässt war. Er röchelte und sein Oberkörper zuckte wie unter Krämpfen.
         „Oh mein ...“, hauchte Kyra entsetzt und schlug sich die Hände vor den Mund.
         „Verdammt, er stirbt uns weg, wenn wir ihn nicht sofort in ein Krankenhaus bringen!“, sagte Seth.
         Er war käseweiß im Gesicht und seine Unterlippe zitterte. Daniel packte Kyra erneut am Kragen und zog sich so weit zu ihr hoch, dass sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt war.
         „Hör zu“, sagte er leise. „Ich werde hier nicht draufgehen, ist das klar?“ Sein Gesicht glänzte vor Anstrengung. „ Ich will nicht … ich will nicht sterben. Also hilf mir … bitte.“
         Kyras Atem ging nun noch unregelmäßiger. Daniel ließ sie entkräftet los und sackte wieder zu Boden. Unentschlossen starrte sie ihn an und dachte dabei sehr rasch nach. Kyra glaubte zu wissen, worauf er hinaus wollte. Doch sie fürchtete sich vor dem, was passieren könnte. So etwas hatte sie noch nie gemacht. Doch wenn sie nicht sofort handelte, dann würde Daniel vor ihren Augen qualvoll sterben. Sie presste die Lippen zusammen und nickte ihm zu. Über sein Gesicht huschte ein erleichtertes Lächeln.
         „Was machst du da?“, fragte Seth, als Kyra Daniels Hemd aufriss, um die Wunde freizulegen.
         „Ich rette sein Leben“, sagte Kyra.
         Ihre Stimme bebte. Sie öffnete die Lippen und biss sich eine tiefe Wunde ins Handgelenk. Sofort schoss dunkles Blut daraus hervor und tröpfelte auf den schlammigen Boden. Kyra zögerte kurz, dann hielt sie ihren Arm über Daniels Brust und ließ das dünne Blutrinnsal in die Fleischwunde laufen.
         Sofort fing die Wunde an große Blasen zu werfen und zischte bedrohlich. Leichter Qualm stieg auf, der fürchterlich in Kyras Nase biss. Sie drückte einen Fingerbreit hinter dem Schnitt die Adern zu und wieder auf, so dass noch mehr Blut hervor floss. Es schmerze, doch sie ignorierte es. Daniel schrie auf vor Schmerz. Er keuchte und stöhnte und ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass er sich mit den Nägeln in die Handflächen schnitt. Sein ganzer Körper spannte

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