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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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Nasenflügel, während der Geruch allmählich intensiver wurde. Daniel lief ihr hinterher und irgendwie hatte sie das merkwürdige Gefühl, dass der Lauf des Gewehrs genau auf ihren Nacken gerichtet war. Sie waren schon mindestens eine halbe Stunde unterwegs, als Daniel sie am Arm griff und zurückhielt.
         „Sag mal, bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte er. „Oder versuchst du, uns in die Irre zu führen?“
         Kyra wischte seine Hand von sich.
         „Wir sind hier richtig“, sagte sie mit Nachdruck. „Folge mir einfach.“
         Der Wald wurde nun so dicht, dass selbst Kyra kaum mehr als ein paar Meter weit sehen konnte. Der Gestank war mittlerweile so intensiv, dass sie gegen einen hartnäckigen Brechreiz ankämpfen musste. Mit der Hand vor der Nase ging sie weiter und hustete.
         „Ein Glück, dass ihr das nicht riechen könnt“, sagte sie leise. „Das stinkt wie ein Berg vergammelter Tiere. Ekelhaft.“
         Plötzlich rammte Kyra die Beine in den Boden und schnupperte aufmerksam. Daniel krachte ihr in den Rücken.
         „Die Spur hört hier auf“, meinte sie.
         Sie reckte die Nase in die Luft und sog den Duft mit aller Macht ein.
         „Was soll das heißen?“, raunzte Daniel.
         „Es geht nicht weiter. Der Duft hört hier auf.“
         Daniel stieß sie grob beiseite und blickte sich um.
         „Blödsinn. Wenn die Spur hier endet, dann muss das Ding auch irgendwo hier sein. Es kann sich doch nicht in Luft auflösen!“
         „Wenn es ein Geist ist, dann schon“, warf Seth vorsichtig ein.
         „Mach dich nicht lächerlich, Seth. Einen Geist kann man nicht mit einem Auto rammen und er hinterlässt auch kein Blut.“
         „Ist ja gut“, sagte Seth.
         Die drei blickten sich angestrengt um. Daniel hatte die Augen zu Schlitzen verengt und starrte in die Dunkelheit. Plötzlich hörte Kyra über sich ein leises Knacken. Sie blickte nach oben und erhaschte gerade noch die Umrisse eines unförmigen Körpers.
         „Da!“, schrie sie und deutete mit dem Finger ins hohe Geäst.
         Daniel und Seth rissen die Köpfe nach oben, genau in dem Augenblick, als der riesige Schatten des Monsters sich auf sie herabstürzte. Kyra entfuhr ein spitzer Aufschrei, als das Wesen pfeilschnell auf sie zuschoss. Sie hob die Arme vors Gesicht, als sie mit einem Mal grob umgerissen wurde und sich ein ohrenbetäubender Schuss löste.
         Kyra wurde gut zwei Meter über den schlammigen Boden geschleudert. Mit bebendem Körper drehte sie sich auf die Seite und sah auf. Daniel hatte sich zwischen sie und das Ungetüm geworfen und darauf geschossen, wurde jedoch ebenfalls niedergeworfen und lag nun bäuchlings und mit blutendem Gesicht auf dem Boden.
         Das Tier, oder was auch immer es war, stand mit ausgefahrenen Krallen über ihm und geiferte. Es hatte eine annähernd menschliche Form, jedoch sah es dabei fürchterlich entstellt aus. Seine Haut war merkwürdig grau und wirkte, als wäre sie über und über mit trockenem Schorf bedeckt. Die Hände waren lang und besaßen scharfe Krallen. Im Gesicht lagen zwei tiefe, glühende Augen und ein verzerrter Mund, bestückt mit messerscharfen Zähen.
         „Das ist ein Wendigo!“, schrie Seth panisch. „Kyra, hol Daniel da weg, ich lenk ihn ab!“
         Kyra, eben noch vor Furcht zu Stein erstarrt, spürte ihre Lebensgeister wieder und richtete sich rasch auf. Seth spurtete an ihr vorbei, die beiden Pistolen im Anschlag. Er schoss wild auf den Wendigo ein, der sich aufbäumte und mit seinen langen Krallen nach Seth ausholte. Dieser lief weiter in den Wald hinein und der Wendigo folgte ihm mit einem kehligen Geräusch. Kyra stolperte zu Daniel und drehte ihn mit fahrigen Händen auf den Rücken. Er hustete und spuckte eine Menge Blut. Unter seinem zerrissenen Hemd sah sie eine tiefe Wunde, aus der unentwegt Blut schoss. Kyra war wie gebannt vor Schreck, doch Daniel hatte sie schon am Arm gepackt und zog sie ganz nah zu sich heran.
         „Lauf ... lauf zurück zum Wagen“, keuchte er. „Im Kofferraum liegt eine ... eine Leuchtpistole! Man muss einen Wendigo ... verbrennen!“
         „Ich kann nicht weggehen, du stirbst sonst!“, weigerte sich Kyra und schüttelte den Kopf.
         Daniel packte sie noch fester.
         „Sofort!“, schrie er wütend. „Los jetzt!“
         Mit aller Kraft

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