Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
Vom Netzwerk:
sollte er denn sonst sein? Er lässt sich doch sogar seine Einkäufe nach Hause liefern.“
         Als Kyra ausstieg fiel ihr auf, dass Daniel ein wenig angespannt wirkte. Er war immer noch immer zittrig auf den Beinen und kreidebleich im Gesicht. Mit ernster Miene wandte er sich zu ihr um.
         „Halt dich im Hintergrund und sag bloß nichts Blödes“, sagte er. „Jim ist kein Dummkopf, er wird sofort merken, was du bist.“
         Kyra bekam wabbelige Knie. Noch einen paranoiden Jäger, der ihr den Schädel wegpusten wollte, würde sie wohl kaum verkraften. Also seufzte sie und nickte unmissverständlich mit dem Kopf. Sie traten durch den Nieselregen über den feuchten Rasen und stiegen die Holzstufen der Veranda empor. Kyra drückte sich hinter Seth's Rücken herum und versuchte, möglichst unsichtbar zu wirken. Als Daniel an der morschen Türe klopfte, hörte sie von drinnen ein lautes Scharren und tosendes Gebell, gefolgt von einem unheilvoll metallischem Klicken.
         „Wer ist da?“, rief eine brüchige Stimme, die von dem Bellen beinahe übertönt wurde.
         „Daniel Syler aus Phoenix“, sagte Daniel laut.
         Die Türe öffnete sich und vor ihnen stand ein Mann mittleren Alters, der ihnen eine Schrotflinte vor die Nase hielt. Kyra lugte hinter Seth's Rücken hervor, um den Mann genauer in Augenschein zu nehmen. Nachdem Seth gemeint hatte, dass Jim einst ein Ordenspriester gewesen war, hatte sie sich eigentlich einen alten Kauz mit weißem Bart vorgestellt. Ihre Vorstellungen wurden beim wahren Anblick Jims völlig zerschmettert. Sie hatte hier keinen verhutzelten, alten Tattergreis vor sich, der mit einer Schale Weihrauch schwenkte, sondern einen rüstigen, zäh wirkenden Mann Mitte vierzig, der eine Basecap und ein viel zu großes Holzfällerhemd trug. Die ausgebleichte Jeans wies schon einige Löcher auf. Sein Gesicht war unrasiert und ein starker Geruch nach altem Whiskey und Tabak strömte Kyra in die Nase. Sie konnte nicht umhin ein wenig enttäuscht zu sein. Jim machte auf sie den Eindruck eines exzentrischen Einsiedlers, der nicht viel Wert auf sein Äußeres legte und allem Anschein nach ein ziemliches Alkoholproblem hatte. Seine Augen waren leicht gerötet und wässrig und dennoch forsch, als würden sie einen direkt durchbohren wollen. Jim sah an Daniel hinunter und sein Blick blieb an dem kaputten Shirt und dem vielen Blut hängen.
         „Mann, siehst du scheiße aus“, sagte er und ließ das Gewehr wieder sinken. „Eine kleine Begegnung mit dem Wendigo gehabt?“
         „Du wusstest also, dass sich hier einer herumtreibt?“, sagte Daniel kühl.
         „Na sicher“, schnarrte Jim. „Hat sechs Menschen innerhalb der letzten zwei Tage verschleppt. Verdammtes Mistvieh. Warum hast du den Frischling mitgebracht?“, fügte er mit einem Blick auf Seth hinzu und ruckte mit dem Kopf.
         „Wir sind auf dem Weg nach Wisconsin“, erklärte Daniel mit einigem Unbehagen in der Stimme. „Befehl von Bill.“
         Jim spuckte auf die Veranda und Kyra verzog angewidert das Gesicht. In diesem Moment kam ein Ungetüm von Hund hinter Jim aus der Türe geschossen und fing dröhnend an zu bellen.
         „Halt die Klappe, Nowottny!“, rief Jim heiser, doch der Hund sträubte sein üppiges Nackenfell und bellte laut und sabbernd mit gefletschten Zähnen.
         Er drängte sich zwischen Seth und Daniel und stand nun bedrohlich vor Kyra. Er bellte sie unentwegt an. Jim fiel erst jetzt auf, dass noch eine Person anwesend war. Kyra wich mit erschrockener Miene vor dem Hund zurück und zischte.
         „Verschwinde!“
         Jims Augen verengten sich augenblicklich zu Schlitzen und er hob erneut sein Gewehr.
         „Was macht  das da  hier?“, fragte er drohend.
         Seth legte schnell die Hand auf den Gewehrlauf.
         „Nicht schießen!“
         Doch seine Worte gingen in einem ohrenbetäubenden Getöse unter, als sich bereits ein Schuss gelöst hatte. Dieser verfehlte Kyra nur um Haaresbreite und riss ein Loch in den nächsten Baum. Kyra, die haltlos zusammengefahren war, quiekte ängstlich und versuchte mit den Füßen nach dem knurrenden Hund zu treten. Jim wollte schon wieder anlegen, doch Daniel war schneller. Er riss ihm blitzschnell das Gewehr aus der Hand und hielt ihn zurück.
         „Lass gut sein, Jim!“, rief er. „Sie ist in Ordnung. Wir haben den Auftrag, sie ins

Weitere Kostenlose Bücher