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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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anbieten? Für besondere Anlässe wie diesen habe ich immer ein paar Liter AB negativ vorrätig.“
         Er schritt zu einer Seitentür, hinter der sich ein kleiner Wandschrank voller Glaskaraffen und silberner Kelche befand. Sofort wehte ein Geruch von süßlichem Blut durch den Raum, der alle in den Bann zog. Alle bis auf Michael, der missmutig drein blickte. Lorenzo nahm ein Tablett mit Kelchen und eine besonders schön verzierte Karaffe aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch. Er goss allen einen Kelch voll Blut ein und setzte sich dann an die Stirnseite der Tafel. Michael jedoch schob den Kelch von sich weg und fixierte ihn mit durchdringendem Blick.
         „Keinen Durst?“, fragte Lorenzo. „Oder würden Sie eine andere Blutgruppe bevorzugen?“
         „Nein“, antwortete Michael vorsichtig. „Ich trinke nicht viel Blut. Normalerweise ernähre ich mich von Prana...“
         „Ah“, warf Lorenzo wissend ein. „Der Lichtnahrungsprozess. Natürlich, ich verstehe. Kann recht nützlich sein, nicht wahr? Aber sagen Sie -“ und er lehnte sich dabei sehr weit nach vorne „- finden Sie nicht, dass diese Art der Nahrungsaufnahme ...  unnatürlich  ist?“
         Michael fühlte sich in die Ecke getrieben. Lorenzos Aussage klang mehr wie ein Vorwurf als eine Frage.
         „Nein. Es ist doch die Energie, die wir brauchen, nicht das Blut.“
         „Das stimmt. Es bereitet jedoch sehr viel mehr Freude, den Lebenssaft zu trinken, als sich stundenlang der Lichtaufnahme zu widmen. Wir sind Vampire. Und wir sollten so leben, wie es unsere Natur vorgesehen hat. Alles andere wäre Verleugnung und Heuchelei.“
         „Ich finde Michaels Weg, Energie zu sich zu nehmen, sehr achtbar“, sagte Amelie scharf. „Es lenkt weniger Aufmerksamkeit auf unsere Art. Doch all das ist nun nicht relevant. Wir sind aus einem anderen Grund hier und ich möchte diese Zusammenkunft nicht aufhalten, indem wir über traditionelle Methoden der Nahrungsaufnahme streiten.“
         Lorenzo schenkte ihr einen durchdringenden Blick, ging jedoch nicht mehr auf dieses Thema ein. Michael wurde schnell klar, warum Joe die Strigoi Vii so sehr verachtete. Im Grunde hatte Lorenzo nichts anderes gesagt, als dass es das gute Recht der Vampire wäre, Blut zu trinken und dafür menschliches Leben auszulöschen. Und mochte Joe auch noch so grausame Taten vollbracht haben - Michael wusste, dass Joe das Leben sehr achtete und niemals grundlos einen Menschen töten würde. Dies war wohl der einzige, gute Charakterzug an ihm.
         Erneut ging die Türe auf und alle sahen auf die Vampire, die den Saal betraten. Joe verengte die Augen zu Schlitzen, als er das ein oder andere bekannte Gesicht erblickte und ballte die Hände im Schoß zu Fäusten.
         „Setzt euch, meine lieben Brüder und Schwestern“, sagte Lorenzo und wies auf die freien Plätze. „Wir wollen so wenig Zeit wie möglich verlieren.“
         Michael schnaubte beim Anblick der Vampire. Sie waren anders als die gewöhnlichen Untoten in den Städten oder auf dem Land. Diese Vampire umgab eine gewisse Aura der Arroganz und Überheblichkeit. Hochmütig blickten sie in die Runde. Steif und erhaben setzen sie sich an den Tisch, als wären sie Adelige, die man zu einer unzumutbaren Versammlung mit dem gewöhnlichen Fußvolk gezwungen hätte. Nur Amelie zollten sie gewissenhaft Respekt und neigten die Köpfe zum Gruß. Es waren fünf an der Zahl, drei Männer und zwei Frauen. Ihre Haut war so weiß, dass selbst das fahle Licht des Mondes vor Neid erblassen würde. Michael musterte sie mit ausdrucksloser Miene. Ihm schoss durch den Kopf, dass Kyra im Vergleich zu den beiden Frauen schön und lebensfroh wirkte. Beide hatten blonde, lockige Haare, milchig weiße Haut und strahlend königsblaue Auge. Michael vermutete, dass sie Geschwister waren. Er hätte sie hübsch gefunden, wenn sie nicht ein Gesicht gemacht hätten, als hätten sie einen besonders üblen Geruch in der Nase. Die drei Männer dagegen konnten unterschiedlicher nicht sein. Einer von ihnen war ungeheuer alt, hatte silbrige, lange Haare und feine Äderchen, die sich unter der Haut abzeichneten. Der zweite hatte dunklere Haut und kurze, rabenschwarze Haare und der Dritte war, wie Joe zu seiner Abscheu feststellte, der Fahrer aus ihrem Wagen. Sie alle schienen unterschiedlich alt zu sein. Während die Frauen und der Fahrer rochen, als wären sie erst seit zwanzig Jahren

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