Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

verwandelt, umgab die anderen beiden Männer ein Duft von durchdringender Fäulnis und Moder.
         „Darf ich vorstellen?“, sagte Lorenzo und erhob sich. „Die Ladies Victoria und Belle, sie leiten das Attentatskommando des Sangiunariums. Joshua, unser Mann für äußere Angelegenheiten -“ dabei wies er auf den Fahrer, der boshaft grinste „- und die Herren Sheitan und Jaques, unsere vorsitzenden Kardinäle.“
         Die fünf ruckten unfreundlich mit den Köpfen und starrten mit flammenden Blicken auf Joe, der sich von diesen rüden Gesten in keiner Weise beeindrucken ließ.
         „Was macht dieser Verräter hier?“, fragte Belle mit unerwartet tiefer Stimme und deutete anklagend auf Joe, der sich in seinem Samtstuhl nicht einen Millimeter rührte. „Er hat über dreitausend unserer Artgenossen getötet! Wir sollten ihn sofort exekutieren!“
         „Nun mal langsam“, meinte Lorenzo und wedelte ungeduldig mit der Hand. „Unser lieber Freund steht unter dem Schutz von Amelie persönlich. Wir werden gar nichts tun. Außerdem hat Lady Amelie deutlich vernehmen lassen, dass seine Anwesenheit heute von äußerster Wichtigkeit ist. Genauso wie die Anwesenheit von Michael Quinn, der euch noch gänzlich unbekannt sein dürfte. Wir sollten uns zuerst anhören, was Amelie zu sagen hat.“
         Damit wandte er sich zu seinen Gästen und machte eine auffordernde Handbewegung.
         „Danke für diese ... bewegenden Worte“, sagte Amelie und stand auf.
         Sie blickte in die Runde und wirkte zufrieden, als sich die Aufmerksamkeit gänzlich auf sie richtete. „Euch allen dürften mittlerweile gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen sein, wonach Marius sich aus dem Verborgenen begeben hat und wieder in unsere Mitte zurückgekommen ist. Dies ist, wie ich leider sagen muss, tatsächlich der Fall.“
         „Leider?“ , unterbrach Belle. „Das ist ein Grund zur Freude! Einer der Ältesten, der unsere Reihen verstärkt!“
         „Unterbrich mich nicht!“, zischte Amelie und ihre Augen glühten weiß vor Zorn.
         Sofort sank Belle in ihrem Stuhl zusammen und starrte auf die polierte Tischplatte.
         „Miss Belle hat nicht viel Erfahrung mit der Geschichte der historischen Vampire“, sagte Lorenzo nachsichtig. „Belle, ich möchte nicht, dass du Amelie noch einmal unterbrichst. Und nur zu deiner Information: Marius ist nicht gekommen, um sich uns anzuschließen. Er verfolgt ganz eigene Ziele. Als einer der Ältesten ist es unter seiner Würde, sich mit den Strigoi Vii zu verbünden, so viel sollte dir klar sein.“
         Ein Hauch von Rosa färbte Belles Wangen. Sie schien zornig zu sein, wagte es jedoch nicht, noch einmal die Stimme zu erheben. Amelie fuhr unbeirrt fort.
         „Dem kann ich nur zustimmen. Marius mischt sich nicht in die Angelegenheiten der heutigen Vampire ein. Er ist ein Egoist und würde nicht davor zurückschrecken, selbst seine eigenen Artgenossen auszulöschen, wenn es nur seinen Interessen dient.“ Sie machte eine verheißungsvolle Pause. „Zudem besteht die Möglichkeit, dass er eine Lilie erschaffen hat. Mit Gewissheit können wir das zwar nicht behaupten, doch alle Zeichen deuten darauf hin.“
         Michael und Joe tauschten einen vielsagenden Blick.
         „Und wo befindet sich dieses Mädchen im Augenblick?“, fragte Lorenzo und konnte dabei seine unverhohlene Erregung nicht unterdrücken.
         „Wir haben sie in die Obhut der Jäger gegeben. Die Allianz zwischen ihnen und dem Hohen Rat verbietet es ihnen, ihr Gewalt anzutun. Sie ist fürs erste in Sicherheit. Allerdings -“ sie schluckte „Allerdings wissen wir nicht, wo genau sie sich befindet. Das Ordenshaus in Phoenix wurde zerstört und sie ist mit zwei der Jägern geflüchtet. Aller Wahrscheinlichkeit befinden sie sich auf dem Weg nach Wisconsin zum Hauptquartier der Jäger. Jedoch stehen wir nun vor einem äußerst schwierigen Problem. Es ist ganz offensichtlich, dass ein Vampir das Haus abgebrannt hat und den Jägern ist es egal, welcher Vampir es war. Sicher ist, dass Samael dafür verantwortlich ist, der Venusgeist, der in Marius' Diensten steht. Für die Jäger macht das jedoch keinen Unterschied. Es ist ihnen egal, dass wir selbst gegen Marius und Samael vorgehen. Mit Sicherheit werden sie sich zusammenrotten und Jagd auf jeden Vampir machen, der sich ihnen entgegenstellt. Wir müssen uns dafür wappnen! Ich habe die übrigen