Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
Vom Netzwerk:
nicht dabei haben wollt, schön. Weil ich ja nichts damit zu tun habe, nicht? Aber gut, ist klar. Ich gehe...!“
         Er stieg zornig aus dem Wagen und bevor er die Türe zuknallte und über den Asphalt davon schritt, konnte Kyra ihn deutlich  „Idioten!“  schimpfen hören. Sie hörte ihn noch eine ganze Weile zetern. Dann war er so weit weg, dass sie nur noch die dröhnende Stille im Wageninneren wahrnahm. Daniel sah wieder nach vorne, die rechte Hand fest um das Lenkrad geklammert.
         „Was hast du geträumt?“, fragte er so unvermittelt, dass Kyra erschrocken aufsah.
         Daniels Blick fixierte sie durch den Rückspiegel. Er sah angespannt und ein wenig wütend aus.
         „Ich … ich glaube nicht, dass ich dir das erzählen möchte“, sagte Kyra. „Es ist etwas Persönliches.“
         Daniel überging ihre Antwort und blickte weiter finster drein.
         „Du hast gesagt, jemand wäre in deinem Bett gewesen. Bist du dir sicher, dass da jemand war?“
         Kyra sah auf ihre Knie. Daniel sollte nicht bemerken, wie sehr sie dieses Thema beunruhigte.
         „Nein. Zumindest nicht ganz“, gab sie zu. „Es war nur ein Traum. Aber es hat sich echt angefühlt.“
         „Als du aus Jims Schlafzimmer gerannt kamst, hat sich das aber noch anders angehört. Du  warst überzeugt davon, dass da irgendwer ...“
         „Es war ein Traum, okay? Nichts weiter! Vielleicht habe ich mich geirrt!“
         Daniel atmete geräuschvoll aus, um seinen wachsenden Unmut zu unterdrücken.
         „War es immer der gleiche Traum?“, fragte er. „Immer in der gleichen Weise?“
         Kyra hielt kurz inne. Sie wollte nichts von ihren Träumen erzählen. Dass Daniel und Seth sie darin bedrohten. Dass Marius sie liebevoll tröstete. Und dass die Gesichter ihrer Opfer sie voller Schmerz anschrien.
         „Ja. Ein paar Details ändern sich immer wieder, aber im Großen und Ganzen ist es immer derselbe Traum.“
         Daniel dachte nach. Jim hatte danach gefragt und dabei nicht gerade entspannt gewirkt. Wenn Jim ihn nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, auf jedes Detail zu achten, wäre es ihm wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Daniel hatte eine Theorie, eine Vermutung ... Doch er wusste nicht, ob er gleich überreagieren sollte. Vielleicht waren es tatsächlich nur harmlose Träume.
         „Danke.“
         „Ja ja“, sagte Kyra.
         „Nein, ich meinte  Danke .“
         Kyra starrte in den Rückspiegel. Daniels Blick wanderte in die Ferne und sah ziellos durch die Finsternis. Er sah aus, als würde ihm irgendetwas enorme Überwindung kosten.
         „Danke?“, wiederholte Kyra verwirrt. „Danke wofür?“
         Daniel schüttelte leicht den Kopf, als könne er nicht glauben, was er gleich sagen würde.
         „Dass ... dass du mir das Leben gerettet hast. Ich meine ... na ja ... danke eben.“
         Skeptisch hob Kyra eine Augenbraue.
         „Bitte“, sagte sie. „Du hast mein Leben gerettet und ich deines, wir sind also quitt.“
         Und zum ersten Mal, seit Kyra ihm in Joes Wohnung begegnet war, trat ein ehrliches Lächeln auf Daniels Gesicht. Es hatte eine enorme Wirkung auf seine ganze Ausstrahlung, auch wenn es nur von kurzer Dauer war. Aber für einen Moment sah er tatsächlich freundlich und unglaublich attraktiv aus. Kyra lief ein Schauer über den Rücken. Dieser andere Daniel faszinierte sie. Ohne es zu wollen wurde ihr flau im Magen. Ein penetrantes Pochen auf dem Wagendach ließ sie beide zusammenfahren.
         „Stör ich etwa die traute Zweisamkeit?“, fragte Seth sauer, als er in das Auto stieg und eine Flasche Mineralwasser auf Daniels Schoß pfefferte. „Das tut mir ehrlich Leid. Ihr Idioten.“
     
         Der Hof  Clessidra ligamentum  verursachte zum ersten Mal in seinem untoten Leben, dass Joe Schweißausbrüche bekam. Vom ersten Augenblick an, da er das große Portal passierte, fühlte er sich unwohl, beobachtet und bedroht. In der Eingangshalle wimmelte es von Vampiren. Hunderte von glühenden Augen folgten ihm, durchbohrten ihn wie brennende Eisen. Als Amelie an ihnen vorbeischritt, neigten sie demütig die Köpfe und machten ihr Platz. Amelie erwiderte dieses höfliche Verhalten mit leichtem Kopfnicken. Vielstimmiges Raunen folgte ihnen, als sie die Bibliothek durchliefen und Joe wusste genau, dass der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit

Weitere Kostenlose Bücher