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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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wäre, dass seine Fähigkeiten angezweifelt wurden.
         „Außerdem war ich die ganze Zeit über wach und habe aufgepasst. So schnell kommt dieser Incubus wohl nicht wieder. Ist auch besser so. Wenn ich rauskriege, wer ihn geschickt hat, dann ... Was guckst du denn so?“
         Kyra starrte ihn entsetzt an. Ihre Fingernägel gruben sich tief und krampfhaft in die Bettdecke, so dass sie aufriss und ein Schwall feiner Daunenfedern aus dem Inneren hervorquoll und durch die Luft tanzte. Das dumpfe Pochen, welches sie hörte, wurde immer lauter und mit schreckgeweiteten Augen erkannte sie, dass es das Rauschen von Daniels Blut war. Nicht nur, dass sie es hören konnte -  sie sah es auch. Als ob ihre Augen menschliches Fleisch röntgen konnten, sah sie unter Daniels Haut ein Geflecht feiner Äderchen und Venen, durch die sanft und kraftvoll frisches, heißes Blut pumpte. Nie zuvor war sie imstande gewesen, so etwas zu sehen. Doch nun, da sie ausgezehrt, gierig und hungrig war, konzentrierte sich jede Faser ihrer Sinne auf das Geräusch von Daniels schlagendem Herzen, auf das Blut, welches durch seinen Körper strömte, auf den köstlichen, süßen Duft, der ihr in die Nase stieg. Ihre Lippen begannen zu beben. Auch Daniel musste etwas aufgefallen sein, denn das Buch glitt ihm aus den Händen, während er mit einem Satz aufstand und sie argwöhnisch fixierte.
         „Deine Augen sind rot“, sagte er mit angespannter Miene. „Was ist mit dir passiert?“
         Kyra antwortete nicht. Fasziniert starrte sie auf Daniels Hals, an dem deutlich eine Vene pochte. Das Geräusch hallte in ihren Ohren, als wäre es magisch verstärkt worden.
         „Wenn du jetzt die Kontrolle verlierst“, sagte Daniel sehr leise und deutlich, „dann muss ich dich leider töten.“
         Seine Hand wanderte gefährlich nahe zu einer der Pistolen im offenen Koffer. Kyra hörte kein Wort von dem, was er sagte. Zu sehr hielt sie der Anblick seines Blutes im Bann.
         „Was?“, hauchte sie mit glasigem Blick. Ihre Zähne blitzten weiß und glatt zwischen ihren Lippen hervor.
         Daniel richtete die Leuchtpistole auf sie und trat einen Schritt näher.
         „Du sollst dich beruhigen.“ Seine Stimme wurde zunehmend lauter. „Und zwar auf der Stelle, oder ich muss abdrücken.“
         Kyras Blick fiel auf den glänzenden Pistolenlauf und sofort erlosch das Rot in ihren Augen. Sie sah verwirrt aus.
         „Was soll das?“, fragte sie. „Nimm die Pistole runter.“
         Anscheinend war sie sich ihrer Starre kurz zuvor nicht im Geringsten bewusst. Es war, als wäre sie aus einer Art Trance erwacht.
         Als Daniel nicht reagierte, wurde sie laut.
         „Was soll das?“
         Seth fuhr ruckartig aus dem Schlaf und fiel mit rudernden Armen und Beinen von der Bettkante. Als zerknautschtes Bündel landete er auf dem Boden und versuchte, sich aus dem Knäuel von Decken und Laken freizustrampeln.
         „Wer hat geschrien?“, rief er keuchend und puterrot im Gesicht. „Was ist los?“
         „Halt die Klappe, Seth“, fauchte Daniel genervt. Ihn kümmerte es anscheinend überhaupt nicht, dass Seth Gefahr lief Feuer zu fangen, da er mitten in die Kerzen geplumpst war. „Ich muss nachdenken. Du -“ er wandte sich wieder an Kyra „- bleib dort sitzen. Ich will, dass du dich nicht bewegst.“
         Kyra wollte etwas sagen, doch er brachte sie mit einem Blick zum Schweigen. Sie konnte sehen wie er nachdachte, aber offenbar zu keinem Schluss kam.
         „Wie lange hast du nichts mehr getrunken?“, fragte er schließlich.
         Kyra musste überlegen. Ihr wurde schwindelig dabei und sie konnte sich nicht mehr genau erinnern.
         „Ich weiß nicht mehr“, sagte sie. „Eine Woche?“
         „Haben dir diese Stümper von Vampiren etwas über den Lichtnahrungsprozess erzählt?“
         Kyras Miene erhellte sich ein wenig.
         „Ja“, sagte sie. „Ja, Michael hat versucht, mir das beizubringen. Nur … na ja, ich würde sagen, ich bin nicht besonders geschickt darin.“
         „So ein Blödsinn“, erwiderte Daniel. „Sogar ich weiß, wie das geht.“
         Er legte die Pistole weg, ging zu ihr und nahm ihre Hand.
         „Ich warne dich“, sagte er. „Reiß dich zusammen. Wenn du mich angreifst, werde ich mich wehren. Und ich kann nicht garantieren, dass du das überlebst. Also versuch dich

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