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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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muss“, flüsterte er so leise, dass nur Kyra es hören konnte. „Ich hoffe es wirklich. Ich möchte nicht, dass du stirbst.“
         Er neigte seinen Kopf und bot ihr seinen Hals dar. Kyra war wie elektrisiert von seinen Worten und dem Pochen seiner Halsschlagader. Noch einmal holte sie Luft und stieß sie wieder aus. Dann, ohne zu zögern, biss sie zu. Sie hörte noch, wie Seth hinter ihr nervös zuckte, dann wurde sie geblendet von dem unbeschreiblich süßen Gefühl, das sich in ihrem Körper ausbreitete. Blut … Prana war  nichts  im Vergleich zu dieser Köstlichkeit. Es war dieser Augenblick in dem Kyra begriff, dass sie es anders nie schaffen würde. Sie konnte nicht in Michaels Fußstapfen treten, konnte seinem Beispiel nicht folgen. Um nichts in der Welt würde sie diesen Geschmack aufgeben. Daniels Blut war einfach  berauschend.  
     
         Obwohl sie sich so gut wie schon lange nicht fühlte, beschlich Kyra ein unerwartet unangenehmes Gefühl, als sie in den frühen Morgenstunden durch Davenport fuhren und Ausschau nach einem Hotel hielten. War es Einbildung, oder liefen tatsächlich ungewöhnlich viele Menschen durch die Straßen, die mit ihren großen Koffern, seltsamen Ausbeulungen in den Jacken und einem komischen Geruch nach Spiritus, der hinter ihnen her wehte, verdächtig wie Jäger wirkten? Beinahe war sie sich sicher, dass der Fetzen eines Murmelns an ihr Ohr drang und sie war überzeugt davon, dass es wie  „... ihnen das dreckige Grinsen aus der Blutsaugervisage prügeln ...“  klang. Auch Daniel schien diese ungewöhnliche Menschenansammlung zu bemerken und mit finsterer Miene guckte er aus dem Fenster.
         „Irre ich mich, oder gehören die nicht alle zu unserem Orden?“, fragte er skeptisch. „Guck mal Seth, die dort sieht aus wie Lyla!“
         „Das  ist  Lyla“, meinte Seth mit ungläubigem Gesichtsausdruck. „Was macht sie hier? Normalerweise bleibt sie bei Bill in Milwaukee ...“
         „Fahr nicht zu ihr!“, zischte Daniel, da Seth Anstalten machte, den Wagen an den Straßenrand zu lenken. „Wie sieht das denn aus? Wir haben einen Vampir bei uns! Besser, sie bekommt davon nichts mit. Du kennst sie doch. Übellaunige Cholerikerin ... Fahr einfach weiter, vielleicht kriegen wir raus, wo die alle hin wollen.“
         Kyra spürte, dass Daniel nervös war. Sie kurbelte das Fenster nach oben und lehnte sich so weit in ihren Sitz zurück, dass sie von draußen kaum mehr zu sehen war. Seth fuhr gemächlich die Hauptstraße entlang und spähte mit wachen Augen auf die Fußgängerwege links und rechts.
         „Sieht aus, als gingen sie alle zum gleichen Ort“, meinte er scharfsinnig. „Anscheinend treffen sie sich im Ordenshaus.“
         „So viele?“, fragte Daniel. „Und so offensichtlich? In dieser Stadt gibt es sicher um die hundert Vampire. Glaubst du etwa die kriegen nicht mit, dass sich Dutzende von Jägern auf den Straßen tummeln und ohne Vorsichtsmaßnahmen zum Orden schlendern? Nein, da ist etwas im Busch, so unvorsichtig wie die sind...“
         „Bist du wirklich sicher? Für mich sieht es eher aus wie eine groß angelegte Jagd. Vielleicht suchen sie jemanden?“
         „Eher nicht. Seth, du warst noch nicht oft im Außendienst und weißt deshalb nicht, wie eine Jagd wirklich abläuft. Jedenfalls stromert man dabei nicht für jeden sichtbar in der Gosse herum. Solche Dinge passieren im Verborgenen.“
         Kyra warf neugierige Blicke auf die vorüberziehenden Jäger und versuchte, sich ihre Gesichter einzuprägen. Das erwies sich als äußerst schwierig, da anscheinend so viele von ihnen unterwegs waren, dass man sie nicht einmal mehr zählen konnte. Ihr Blick fiel auf einen bebrillten Mann mittleren Alters, der kurze braune Haare hatte und einen alten, fleckigen Wachsmantel trug. Zwischen seinen Lippen klemmte eine halb abgebrannte Zigarette. Sofort tippte sie mit den Fingern aufgeregt gegen die Fensterscheibe.
         „Seht mal, dort ist David!“
         Daniel presste mit geöffneten Lippen seine Nase an die Scheibe und Seth fuhr unwillkürlich noch langsamer, doch erneut wurde er von Daniel aufbrausend angefahren.
         „Wir sprechen ihn ganz sicher nicht an! Vergiss nicht, Jim meinte es wäre klüger, keinen Kontakt mehr mit anderen Jägern aufzunehmen, bis wir bei Bill waren! Und ich finde, er hat durchaus Recht. Irgendetwas stimmt hier nicht. David war noch nie so weit

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