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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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bitte zu konzentrieren.“
         Kyra sah ihn eindringlich und sogar ein wenig beleidigt an.
         „Warum sollte ich dich angreifen? Ich dachte, dieses Thema hätten wir durch.“
         „Kyra, über eines solltest du dir immer bewusst sein. Egal wie sehr du versuchst zu kämpfen, ein hungriger Vampir ist und bleibt unberechenbar. Niemand weiß was passiert, wenn dich der Wahnsinn überkommt. Jeder will überleben. Du bist noch so jung. Denke nicht, du hättest alles unter Kontrolle. Nicht einmal ich kann mich selbst vollkommen kontrollieren.“
         Er half ihr vom Bett, zog sie auf den Boden und setzte sich ihr gegenüber.
          „Was machst du da?“, fragte sie.
         „Sei ruhig. Und konzentriere dich bitte.“
         „Worauf denn?“
         Daniel sah aus, als würde er vor unterdrückter Ungeduld anschwellen und jeden Augenblick explodieren. Von dem Haufen, der Seth war, kam ein leises Stöhnen, doch niemand beachtete ihn.
         „Ganz ruhig“, sagte Daniel, doch es klang mehr, als würde er mit sich selbst reden. „Ich dachte du wüsstest, wie das mit der Lichtnahrung funktioniert?“
         Kyra blickte beschämt zu Boden.
         „Theoretisch.“
         „Mach die Augen zu“, sagte Daniel gnädig und nahm ihre Hände in die seinen.
         Kyra tat es, doch war es nicht besonders hilfreich, da dies ihre Aufmerksamkeit für das stetige Rauschen des Blutes in Daniels Körper nur verstärkte. Wieder begann sie zu zittern.
         „Du brichst mir die Finger, wenn du noch fester zudrückst“, sagte er und Kyra lockerte ihren Griff ein wenig. „Es ist nicht schwer wenn man weiß, worauf man sich konzentrieren soll. Sicher erinnerst du dich an das Gefühl, welches dich erfasst, wenn du Blut trinkst?“
         Kyra dachte voller Wehmut an die prickelnde Wärme, die sich bis in die Fingerspitzen und Zehen ausbreitete, an das wohlige Erschauern und das leichte Schwindelgefühl, an die unbändige Kraft, die ihren Körper durchströmte und ihr das Gefühl gab, unbesiegbar zu sein. Unwillkürlich musste sie lächeln.
         „Ist das etwa lustig?“, fragte Daniel unwirsch.
         Kyra öffnete die Augen.
         „Nun, du hast gesagt, ich soll mich daran erinnern. Und auch wenn du es vielleicht nicht gerne hörst … es ist ein sehr schönes Gefühl.“
         Daniels Blick blieb steinern. Kyra schloss die Augen wieder und rief sich erneut das berauschende Gefühl in Erinnerung.
         „Diese Energie, die du beim Bluttrinken in dir aufnimmst“, sagte Daniel mit leicht gepresster Stimme. „Sie fließt in jedem von uns. Versuch, meine Energie zu spüren. Und wenn du sie hast, dann nimm sie dir einfach! Saug sie auf!“
         Kyra spürte nicht das Geringste. Sie versuchte angestrengt, sich zu konzentrieren. Michael hatte ihr immer gesagt, sie solle auf ihre eigene Energie achten, doch nun sagte Daniel ihr etwas ganz anderes. Ein wenig verwirrt schürzte sie die Lippen und ignorierte die gequälten Stoßgeräusche, die ihr sagten, dass Seth noch immer mit dem Bettlaken rangelte. Ein leichtes, luftiges Gefühl ergriff sie in der Magengegend, während ihre Arme allmählich taub wurden.
         Und dann spürte sie ein unterschwelliges Pulsieren in ihren Händen, welches stärker und stärker wurde, so dass sie das Gefühl hatte, ihr ganzer Körper würde vibrieren. Erstaunt stellte sie fest, dass dieses Pulsieren von Daniel selbst kam und es war nicht das Blut oder sein Herzschlag. Es fühlte sich an wie ein warmer, knisternder Fluss von dickflüssiger Materie, der langsam in ihre Fingerspitzen drang und sich dort festsetzte. Mit aller Macht spannte sie ihren Körper an und wollte diese Materie mit ihrer bloßen Willenskraft dazu zwingen, noch weiter in sie hineinzukriechen. Und zu ihrer Überraschung funktionierte es. Es war, als würde diese Wärme aus Daniels Hand gesogen und in ihren Körper fließen. Die Energie wirbelte geschmeidig bis zu ihrem Herzen, breitete sich dort in jeden Winkel ihres Körpers aus und klammerte sich an jede einzelne Zelle. Kyra fühlte sich wie betrunken und wankte ein wenig hin und her. Es war ein fantastisches Gefühl, als würde sie neu geboren, wieder erstehen, völlig von innen gestärkt. Doch kaum hatte sie begonnen, dieses überwältigende Gefühl richtig zu genießen, da entriss ihr Daniel seine Hände.
         „Das ist viel zu unkontrolliert!“, sagte er laut.

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