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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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dem Koffer und reihte sie sorgfältig auf dem Tisch auf. Es waren neun an der Zahl, alle schon fast zu Stummeln abgebrannt.
         „Was macht ihr mit den Kerzen?“, fragte sie.
         Daniel antwortete in sehr nüchternem Ton. „Einen Schutzkreis ziehen.“
         „Einen Schutzkreis? Wieso? Zum Schutze vor was?“
         Daniel beobachtete Seth aus den Augenwinkeln, der nun einen Beutel voll weißer Kreidestücke neben die kümmerlichen Kerzenreste legte und das in helles Leder gebundene Buch aufschlug.
         „Einem Incubus“, sagte Daniel und ein deutliches Schnauben entfuhr seiner Nase.
         In Kyras Gedächtnis regte sich etwas. Beschrieb nicht eine von jenen aus Büchern gerissenen Seiten, die sie an die Wände ihres alten Appartements gepinnt hatte, die genauen Eigenschaften eines Dämons, den man Incubus nannte? Sie war sich nicht sicher und dachte angestrengt nach. Nur Beschreibungen von Vampiren oder Nosferatu hatten damals ihr Interesse geweckt. Um die niedergeschriebenen Details von Dämonen oder anderen übernatürlichen Wesen hatte sie sich nicht sonderlich gekümmert. Das Bild eines hässlichen, gehörnten und glupschäugigen Nachtalbs trat ihr in den Kopf, doch was unter der abgebildeten Zeichnung gestanden hatte, wusste sie nicht mehr.
         „Was ist ein Incubus?“, fragte sie gepresst. „Ich habe schon mal darüber gelesen, aber es fällt mir nicht mehr ein...“
         „Das ist ein Dämon“, sagte Seth. „Oder besser gesagt, ein Alb. Sie verursachen Albträume und paaren sich nachts mit Menschen. Ziemlich fiese Biester.“
         Erschrocken legte Kyra ihre Hände auf die Hüften.
         „Sie paaren sich? Das ist doch ein Scherz!“
         „Keine Panik“, meinte Daniel mit einer beschwichtigenden Handbewegung. „Ein Incubus nährt sich während der Paarung von der Lebensenergie seines Opfers, fast wie ein Vampir. Wenn er sich also tatsächlich an dir vergangen hätte, dann würdest du das nach dem Aufwachen deutlich spüren. Außerdem -“ er fuhr sich mit dem Finger über das stoppelige Kinn „- dieser Incubus hier schien mir nicht besonders an deinem Körper interessiert zu sein. Es sah eher so aus, als hätte er dir ganz bestimmte Visionen ins Hirn pflanzen wollen.“
         Kyra blickte atemlos abwechselnd von Daniel, der mit saurer Miene ins Leere starrte, zu Seth, dessen Finger die Seiten des Buches entlangfuhren und einen ganz bestimmten Absatz suchten.
         „Das war es also“, hauchte sie. „Dieser ... dieser Incubus ... wegen ihm hatte ich all diese Albträume.“
         „Natürlich“, meinte Daniel grimmig. „Unglaublich, dass ich nicht früher darauf gekommen bin! Immer die gleichen Albträume, ein Gewicht auf dem Körper, dass nach dem Aufwachen verschwindet ... Es konnte nur ein Nachtalb sein und ich habe es nicht bemerkt. Und das direkt vor meiner Nase!“
         Er schien wütend auf sich selbst zu sein und schlug seine Faust mit einem geräuschvollen Patschen in die Hand.
         „Ungewöhnlich ist nur, dass er tagsüber kam und anscheinend kein Interesse an einer Paarung hatte. Ich vermute mal ... ich denke, jemand könnte ihn absichtlich ausgesandt haben. Das würde jedenfalls Sinn ergeben...“
         „Wie kann man ihn fernhalten?“, fragte Kyra. „Könnt ihr ihn töten?“
         „Vernichten können wir ihn nicht“, gab Daniel verdrießlich zu. „Dazu bräuchten wir das Siegel, mit dem er beschworen wurde. Aber es gibt einen Weg, sich vor dem Einfluss von Dämonen zu schützen.“
         „Wie?“, fragte Kyra begierig.
         Daniel nahm sich ein Stück der weißen Kreide.
         „Indem man einen echten Schutzkreis zieht. Nicht die wie Kreise aus Ziegel- oder Grabesstaub. Einen richtigen, mächtigen Schutzkreis. Pass auf.“
         Zusammen mit Seth schob er das Doppelbett zur Seite und zeichnete mit der Kreide einen großen Ring auf den Boden, in den er seltsame Buchstaben schrieb. In die Fläche des inneren Kreises malte er mehrere Quadrate und Rauten in merkwürdiger Anordnung, dann platzierten sie das Bett in die Mitte des Kreises und stellten die kurzen Kerzenstummel in gleichmäßigem Abstand darum auf. Seth entzündete sie mit einem Feuerzeug und streute Weihrauch aus einem kleinen Lederbeutel in die Flammen.
         „Setz dich da rauf“, sagte Daniel zu Kyra und deutete auf das Bett.
         Sie zögerte einen Augenblick und

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