Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
Vom Netzwerk:
darüber verloren, dass Vampire in der Lage waren, Feuer zu erzeugen. Sie war wütend darüber, dass sie von den beiden im Ungewissen gelassen wurde. So etwas hätte sie doch wissen müssen! Vielleicht wären viel schlimmere Dinge passiert. Sie hätte ganze Menschenmassen vernichten können oder sogar sich selbst. Warum nur hatte ihr nie jemand davon erzählt? Vielleicht wollten sie ja, dass sie dabei starb.
         Kyra musste unbedingt mehr darüber erfahren und nahm sich vor, bei der erstbesten Gelegenheit nach Los Angeles zu telefonieren. Bis dahin aber wollte sie versuchen, ihren Verstand nicht wieder abdriften zu lassen. Immerhin war es wahrscheinlich dadurch passiert. Sie streichelte über die Stellen, an denen Daniel sie festgehalten hatte. Sie fühlten sich noch immer warm an.
         Die Stunden vergingen schweigsam, nicht einmal das Radio war angeschaltet. Zac kaute unentwegt Kaugummi, Daniel sah nur finster aus dem Fenster. Kyra langweilte sich. Als sie hell leuchtende Streifen am Horizont sah, die sich von Minute zu Minute weiter ausdehnten, wurde sie nervös.
         „Die Sonne geht bald auf“, sagte sie leise.

     Daniel schenkte ihr nur einen missbilligenden Blick und ignorierte sie dann wieder. Kyra wusste, dass Sonnenlicht nicht tödlich war. Doch sie empfand es als unangenehm. Es war so hell, dass sie kaum etwas sehen konnte und es prickelte auf der Haut. Außerdem litt unter rasenden Kopfschmerzen, wenn sie der Sonne zu lange ausgesetzt war. Die ersten Strahlen streiften den schwarzen Chevrolet und drangen durch die Windschutzscheibe ins Wageninnere. Sie rückte möglichst günstig hinter den Beifahrersitz, damit die Sonne sie nicht erfasste. Die Fenster an den Seiten waren so dunkel getönt, dass sie kaum Licht hineinließen. Daniel nahm wahr, dass Kyra anfing sich im Auto zu quälen. Sie hatte die Augen zu Schlitzen verengt und presste sich geradezu gegen die Wagentüre. Ihre Hände kneteten in ihrem Schoß und ihre Körperhaltung war steif wie ein Bügelbrett. Daniel zog seine Jacke aus und legte sie über ihren Körper.
         „Übertreib es nicht“, meinte er. „Wahrscheinlich kommen noch sehr viel schlimmere Dinge auf dich zu als Sonnenlicht.“
     
         Samael entdeckte die beiden nicht weit entfernt vom Arlington Park. Der Mann war in einen schwarzen Trenchcoat gehüllt und sein Blick schweifte nervös durch die Gegend. Offensichtlich wusste er um seine wertvolle Begleitung und wollte sie mit aller Kraft vom Rest der Welt abschneiden. Das junge Mädchen neben ihm wirkte sehr blass, fast ein wenig kränklich. Sie hatte schulterlange braune Haare, die ihr durch den scharfen Wind ins Gesicht flatterten. Ihre Augen verrieten Unbehagen. Ihre Hände waren in den Manteltaschen vergraben und selbst auf diese Entfernung fiel Samael auf, dass sie zu Fäusten geballt waren. Er musste lächeln.
         Er versteckte sich in einer Seitenstraße, in der es von Müll und Ratten nur so wimmelte. Er hörte das Fiepen und das leise Trippeln winziger Füße und es bereitete ihm Kopfschmerzen. Ohne seine Beute aus den Augen zu lassen ging er langsam in die Hocke, griff blitzschnell hinter ein dickes Regenrohr und packte eine vor Panik quiekende Ratte. Sie biss und kratzte ihm verzweifelt in die Hand, doch Samael hielt sie sich nur vor die Nase und betrachtete sie. Die Ratte strampelte mit ihren Füßen, doch es war zwecklos. Samael riss seinen Mund auf und biss dem Tier die Kehle auf. Dunkles, warmes Blut floss ihm übers Gesicht, tropfte von seinem Kinn und landete letztendlich auf dem Boden. Er saugte die Ratte innerhalb weniger Sekunden aus und warf sie dann achtlos weg. Sie schlitterte über den Asphalt und blieb am Fuße einer Mülltonne liegen. Ihr Kopf wurde nur noch von wenigen, dünnen Sehnen und einem Stück Haut auf dem Hals gehalten.
         Samael wischte sich mit dem Handrücken über das Kinn, die roten Augen fest auf sein Ziel gerichtet. Er sah, wie die beiden um eine Ecke bogen, dann schlüpfte er lautlos aus der Seitengasse und folgte ihnen.
         Sie schienen ihn nicht zu bemerken, als sie den großen Wolkenkratzer betraten, der pompös in den Himmel aufragte. Er blieb ein paar Häuser davor stehen und sah sich um. Direkt vor dem Eingang des Hochhauses stand ein schwarzer Chevrolet. Er konnte trotz der getönten Scheiben sehen, dass sich zwei Männer darin aufhielten. Er roch eine unangenehme Mischung aus Zigarettenrauch und Schießpulver,

Weitere Kostenlose Bücher