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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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setzte sie sich zügig in Bewegung und rauschte an den wütenden Blicken der Jäger vorbei hinaus durch das Haupttor. Der feine Kies knirschte unter ihren Stiefeln und sprang meterweit von ihr weg, so energisch stampfte sie auf. Hier war es nicht besser als bei Joe. Kyra war unendlich wütend darüber, hierher geschickt worden zu sein. Was hatte sich Amelie nur dabei gedacht? Sie war so wütend darüber, dass der aufwallende Zorn ihr für einen kurzen Moment lang die Sinne vernebelte. Sie merkte nicht einmal, dass Seth und Daniel ihr gefolgt waren. Erst als sie um die Ecke bog, hörte sie Daniels Stimme hinter sich ihren Namen rufen.
         „Bleib stehen!“, rief er und sein Kopf war inzwischen magentarot angelaufen.
         Kyra ignorierte ihn und tat, als hätte sie nichts gehört. Daniel lief schneller, packte sie an der Schulter und riss sie zu sich herum.
         „Bist du taub?“
         Kyra schüttelte seine Hand ab.
         „Lass mich in Ruhe!“
         Sie wollte weglaufen, aber sie wusste nicht wohin. Ihr wurde alles zu viel. Alles lief so fürchterlich falsch.
         „Wo willst du denn hin?“, rief Daniel ihr hinterher. „Du kannst hier nicht weg. Außerhalb dieser Mauern ist es zu gefährlich. Wir haben versprochen auf dich aufzupassen. Mach es uns nicht schwerer, als es ohnehin schon ist.“
         „Gefährlich?“ Kyra drehte sich zu ihm um und sie bebte vor Wut. „Draußen ist es gefährlich? Hast du bemerkt, wie mich alle angesehen haben? Willst du mir tatsächlich erzählen, hier bei euch wäre ich sicher? Ich kann froh sein, wenn mich niemand heimlich vergiftet! Warum hasst ihr mich so? Was habe ich euch überhaupt getan?“
         Daniel ertrug ihre Verzweiflung kaum. Mehr denn je wüteten widersprüchliche Gefühle in ihm. Er wollte sich nicht zu sehr auf sie einlassen, nicht zu viel Mitleid haben. Er durfte nicht vergessen, was sie war. Sein Mitleid und sein Vertrauen waren schon einmal missbraucht worden. Noch einmal würde ihm das bestimmt nicht passieren.
         „Du musst das Ganze auch mal aus unserer Perspektive sehen“, sagte er. „Unser ganzes Leben besteht nur darin, Vampire zu töten. Wir haben Dinge mit ihnen erlebt, die würden dir die Haare zu Berge stehen lassen. Ihr seid nun mal -“
         „Wir?“
         Kyra zitterte am ganzen Körper. Daniel bemerkte mit Unbehagen, dass ihr bereits Zornestränen über die Wange liefen.
         „Ich bin nicht  die ! Weißt du wer ich bin?“ Sie kam ihm einen Schritt entgegen. „Ich bin Kyra Madison Langley! Ich bin verdammt noch mal erst zwanzig Jahre alt! Ich lebe noch bei meinen Eltern, ich habe einen Hund und ich habe Angst vor der Nacht! Ich wollte nächstes Jahr auf die Uni gehen. Ich war jeden Tag joggen. Ich esse gerne Sushi und habe mir jeden Monat einen Film im Kino angesehen.“
         Daniel und Seth waren so befangen, dass sie nichts erwidern konnten. Kyra sank in die Hocke und verbarg ihr Gesicht in den Händen.
         „Ich habe eine Schwester. Das schlimmste ist, dass meine Familie nicht einmal weiß, was mit mir geschehen ist. Ich bin von zu Hause weggelaufen. Sie haben keine Ahnung.“ Sie hämmerte mit der Faust auf den Boden. „Ich hätte fast unseren Hund getötet. Ich weiß nicht mal, ob es ihm wieder gutgeht.“
         Sie blickte auf. Ihr tränenverschmiertes Gesicht war halb hinter dunkelbraunem Haar verborgen.
         „Das ist es, was ich bin! Ich bin nur ein Mädchen! Nur ein Mädchen! Ich habe nie etwas Schlimmes getan. Ich habe  nichts  davon verdient!“
         Sie hatte genug. Alles was sie wollte war allein sein. Am liebsten hätte sie laut geschrien. Es kümmerte sie nicht, dass Daniel und Seth sie weinen sahen. Sie fühlte sich so allein gelassen, so einsam, dass es fast schmerzte. Wann würde dieser Albtraum endlich enden? Wo sollte das alles noch hinführen? Erst jetzt, nachdem sie so lange versucht hatte es zu verdrängen, begriff sie, was sie verloren hatte. Kein Abenteuer und keine Kräfte der Welt konnten diesen Verlust wettmachen. Sie hatte sich in die Tatsache geflüchtet, dass es ungeheuer cool und aufregend war, ein Vampir zu sein. Die Wahrheit war jedoch, dass es keinen Spaß machte, wenn man alleine war. Kyra wollte nicht länger allein sein. Sie hatte es satt.
         Für einen kurzen Moment sah Daniel ein Bild vor seinen Augen. Es erfüllte ihn mit Furcht und Wut. Obwohl alles in ihm schrie, Kyra zu

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