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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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bis sie ihren nächsten Auftrag erhielten. Es bot ihnen Zimmer zum Schlafen, Trainingsmöglichkeiten, weiterbildende Lektüre und ein stolzes Waffenarsenal. Fünfzehn Jäger befanden sich dort noch immer in Ausbildung und sie waren die einzigen, die fast das ganze Jahr innerhalb der Mauern verbringen mussten. Ansonsten war das Gebäude mal mehr mal weniger voll, je nachdem wie viel Arbeit im Moment zu tun war. Augenblicklich hielten sich fast fünfzig Jäger im Orden auf – denn aufgrund der Allianz mit dem Hohen Rat, der auch Vampire aus den eigenen Reihen auf die Jagd schickte, gab es Jahr für Jahr immer weniger zu tun. Viele im Orden schwelgten mittlerweile schon in einem trügerischen Gefühl der Sicherheit. Doch nicht so Daniel.
         Selbst jetzt schwitzte er lieber im Trainingsraum anstatt sich auszuruhen. Er wollte sich ablenken von der Wut, die in ihm aufgeflammt war, als Kyra einfach davonlief. Seth hatte den Mumm gehabt auf sie zuzugehen, ihr Hilfe anzubieten. Doch er selbst hatte weggesehen. Er wollte wegsehen. Er wollte nichts mit ihr zu tun haben. Wenn er sich zu sehr auf sie einließ, könnte er Gefahr laufen, erneut enttäuscht zu werden. Daniel war sich sicher: Egal wie sehr man auch versuchte einem Vampir zu vertrauen, am Ende zeigte sich, dass sie Tiere waren. Vampire hegten eine natürliche Feindseligkeit gegen die Menschen. Sie waren keine Freunde. Sie würden es nie sein. Früher oder später würde die ohnehin auf wackligen Füßen stehende Allianz zerbrechen. Eine Seite würde den ersten Stein werfen. Und das waren nicht die Menschen.
         Mit grimmiger Genugtuung stemmte er Gewichte, sein weißes Shirt war bereits klatschnass. Obwohl sein Kopf puterrot war und er schwer keuchte, trainierte er weiter und ignorierte die Zeichen der Erschöpfung, die ihm sein Körper klarzumachen versuchte. Sein Arm schmerzte höllisch. Der Zorn und seine Verbissenheit trieben ihn an, nicht schlapp zu machen, obwohl seine Muskeln bereits schmerzten. Ständig kreisten seine verwirrten Gedanken verwirrt um das Kyra. Warum hatte nichts getan? Es wäre so leicht gewesen. Er wusste nicht, was ihn davon abgehalten hatte. Immer wieder hatte er nach einem Vorwand gesucht, um sie auf Abstand zu halten. Auch emotional. Fast bereute er es, sich verhalten zu haben. Mit großer Bestürzung hatte er feststellen müssen, dass Seth seiner Aufgabe, Kyra zu schützen und zu umsorgen, mit großem Elan nachkam. Sein Pflichtbewusstsein war sogar so groß, dass er in diesem strömenden Regen nach ihr suchte. Beim Gedanken daran drehte sich Daniel der Magen um. Er war wütend darüber, dass er sich nicht dazu durchringen konnte, es ihm gleichzutun. Immer wenn er darüber nachdachte, tauchte das Gesicht eines Mädchens vor seinen Augen auf. Ihr Lächeln. Ihre freundliche Art. Das große Vertrauen, welches sie verschenkte. Und dann ihre animalische Fratze. Die Fangzähne. Das wahnsinnige, kreischende Lachen.
         Eine dicke Schweißperle lief über Daniels puterrotes Gesicht. Mit zusammengebissenen Zähnen blendete er den mittlerweile stechenden Schmerz zwischen seinen Schulterblättern aus. In seinen Ohren begann es zu klingeln. Er musste bald aufhören musste, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, dass die Adern in seinem Körper vor Anstrengung platzten.
         In diesem Moment flog die Tür zum Trainingsraum auf und schepperte gegen die Wand, von der augenblicklich ein Stückchen Putz abfiel. Daniel hob den Kopf und blickte, ohne mit dem Gewichtheben aufzuhören, in das Gesicht seines Kollegen Malcolm.
         „Alexander...“, sagte er und hielt sich seine schmerzende Hüfte. „Alexander will dich sofort in seinem Büro sehen.“
         Daniel hob eine Augenbraue und hielt inne.
         „So spät noch?“
         Unwillig legte er die Gewichte beiseite und schlang sich ein weißes, flauschiges Frotteehandtuch um den Nacken.
         „Hat er wenigstens gesagt, um was es geht?“
         Malcolm schüttelte den Kopf.
         „Nein. Aber er meint es sei dringend.“
         Daniel schnappte sich die Flasche mit Wasser vom Boden und ging eilends aus dem Raum. Er machte sich auch nicht die Mühe, sich vorher umzuziehen, sondern lief verschwitzt wie er war die Treppen hinunter zum Büro des Konsuls.
     
         Es war beinahe zwei Uhr morgens, als Kyra ihr Zimmer betrat und sich ihrer nassen Klamotten entledigte. Nach Michaels Anruf war sie aufgelöst gewesen und Seth hatte ihr

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