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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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gegenüber beteuert, dass er sich schrecklich müde fühlte und schleunigst ins Bett wollte. Sie war ihm insgeheim dankbar, dass er sie nicht mit peinlichen Fragen über ihren Wutanfall löcherte und sie in Ruhe ließ. Ihr Zorn war noch nicht ganz verraucht und sie brauchte eine Weile, um den Knopf ihrer Jeans zu öffnen. Sie warf die triefende Kleidung achtlos in eine Ecke und schlüpfte in ein kurzes, seidenes Nachthemd. Da es draußen wie aus Eimern schüttete, hatte Kyra beschlossen, den Rest der Nacht in ihrem Zimmer zu verbringen und sich dann in den frühen Morgenstunden schlafen zu legen. Das feuchte Haar fiel ihr noch immer ins Gesicht, als sie in dem großen Himmelbett lag und gedankenverloren den Baldachin über sich anstarrte. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken. Sie schloss die Augen und versuchte angestrengt, einen klaren Gedanken zu fassen. Michael hatte so seltsam geklungen, beinahe verängstigt. Kyra verspürte ein hohles Gefühl in ihrem Magen, das anschwoll und einen Knoten in ihre Eingeweide schlang. Was war es, dass Michael so viel Kopfzerbrechen bereitete? Sie war sich sicher, dass er nicht alles erzählt hatte was er wusste. Joe war also im Jägerhauptquartier in Wisconsin und damit der erste Vampir, der je dorthin geschickt wurde. Kyra mochte sich gar nicht ausmalen, wie es dort zuging. Allerdings empfand sie nur sehr wenig Mitleid für Joe. Immerhin war es seine Schuld, dass sie ebenfalls in einem Ordenshaus gelandet war.
         Und auch die Sache mit dem Feuer bereitete ihr zunehmendes Unbehagen. Was würde nur passieren, wenn sie die Kontrolle verlor und sich dabei möglicherweise selbst in Brand steckte? Meditieren, hatte Michael ihr geraten. Doch sie war sich nicht sicher, ob das wirklich helfen würde. Sie setzte sich auf und rieb sich energisch die Stirn. Ihr Kopf schmerzte und ein unangenehm monotones Summen hob in ihren Ohren an. So sehr sie sich auch anstrengte, sie kam nicht zur Ruhe. Eine undefinierbare Furcht hatte von ihr Besitz ergriffen und lag wie ein schwerer Klumpen in ihrem Magen. Was sie brauchte war ein Lehrer. Jemand, der sich mit solchen Dingen auskannte und ihr zeigte, wie sie damit umging. Wie sehr sehnte sie sich nach jemandem, von dem sie lernen konnte und der sich um sie kümmerte. Doch Marius hatte es ja vorgezogen, einfach zu verschwinden und sie ihrem Schicksal zu überlassen.  Michael wäre ein guter Lehrer gewesen, überlegte sie. Doch auch er war nun in weite Ferne gerückt.
         Sie schreckte auf. Draußen auf dem Flur konnte sie hastige Schritte hören. Jemand kam den Gang entlang gerannt und machte sich dabei nicht die geringste Mühe, leise zu sein. Kyra hörte ein Keuchen und noch bevor sie aus dem Bett springen konnte, wurde ihre Zimmertüre aufgestoßen. Kyra erschrak, als sie Daniel im Türrahmen stehen sah, verschwitzt und heftig atmend. Sein weißes Baumwollshirt war pitschnass und sein Gesicht glänzte vor Schweiß.
         „Was -“
         Doch Daniel ließ sie nicht einmal zu Wort kommen. Er stürmte ins Zimmer, packte Kyra an der Hand und zerrte sie vom Bett.
         „Keine Fragen jetzt!“, rief er. Seine Stimme klang zittrig. „Wir müssen weg hier, schnell!“
         Er zog sie hinter sich her und Kyra stolperte. Er half ihr auf und lief so schnell er konnte weiter, seine Finger fest um ihr Handgelenk geklammert. Kyra wurde sich jäh bewusst, dass sie barfuß war und nur das Nachthemd trug. Doch Daniel schien überhaupt nicht darauf zu achten. Er zerrte sie in den Ostflügel und riss dort wiederum ohne anzuklopfen eine Tür auf. Kyra erhaschte einen kurzen Blick auf zwei gemütliche Betten und einen massigen Schrank.
         „Seth!“, bellte Daniel. „Wir müssen sofort weg hier!“
         Seth, der gerade dabei gewesen war, seinen nassen Pullover auszuziehen, fror mitten in der Bewegung ein.
         „Archai“, sagte Daniel.
         Im Gegensatz zu Kyra verstand Seth, was dies bedeutete. Er kam eilends aus dem Zimmer gerannt, noch immer die nassen Klamotten am Leib. Kyra erntete nur einen kurzen, nichtssagenden Blick von ihm, dann rannte er neben Daniel her, der immer noch seine Hand um Kyras Arm geschlungen hatte. Jetzt wurde es ihr zu bunt.
         Sie stemmte die Beine in den Boden und Daniel wäre fast durch den prompten Stopp auf die Nase gefallen. Er konnte sich gerade noch abfangen, federte zurück und starrte Kyra wutentbrannt an.
         „Was soll das?“
         Kyra

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