Unheiliger Engel (German Edition)
kalt, seine Kleidung feucht, als uralte Worte Sergej lan g sam ins Leben zurückholten. War er gestorben? Wo war Elaine? Was war mit den anderen?
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster aus der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“
Mühsam reckte er sich, doch seine Augen waren blind und er war orienti e rungslos. Er konnte nur tasten und die Stimme hören, die lieblich und seltsame r weise nicht unb e kannt klang.
„Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unte r schied zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah also. Und Gott nannte die Feste Himmel.“
War er nun ein Monster? Ein Dämon? Sergej tastete nach seiner verstümme l ten Hand, die zuvor noch den verfluchten Rubinring getragen hatte. Die Wunde hatte sich geschlo s sen .
„Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an beso n dere Örter, dass man das Trockene sehe. Und es geschah also. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war . “
Blut in seinem Mund, an seinen Händen , und seine Kleidung war a n scheinend zerfetzt. Die Erinnerung , gejagt und gefressen zu haben wie ein blu t rünstiges Tier , kam in ihm hoch.
„Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da sche i den Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Hi m mels, dass sie scheinen auf Erden.“
Mit diesen Worten kehrte seine Sehkraft zurück. Vorsichtig schweifte sein Blick . Elaine lag nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, die Augen g e schlossen. Er tastete nach ihr und war unendlich erleichtert, dass sie atmete und unverletzt schien. Gottlob, er zog sie zu sich. Dann bettete er ihren Kopf an seiner Brust und streichelte sie. Sie wirkte en t spannt, beinahe , als würde sie schlafen . I hr Puls ging regelmäßig . Sie hatte ihr Leben in große Gefahr gebracht, um ihn zu retten. Wie töricht, mutig und wundervoll. Er küsste sie sehnsüchtig und versuchte dann, sich zu orientieren. Um sie herum vibrierte ein seltsames Licht, eine Ene r gie, die ihre Körper einzuschließen schien. Sie hatten sich tatsächlich tel e portiert, gemeinsam. Es konnte nur daran liegen, dass er mit Elaine zu einer Einheit ve r schmolzen und ihre Seelen eins gewo r den waren. Sie hatte ihre Kraft mit ihm geteilt, sonst wären sie verloren gewesen und unter Steinen und Schutt b e graben wo r den.
„Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da her r schen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie, einen Mann und ein Weib. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht. Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und also vollendete Gott am siebe n ten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen se i nen Werken …“
Die biblischen Worte verhallten. D as Licht wurde heller, gleißend hell und d ie Zeit schien stillzustehen .
„Guten Tag, Sergej.“
„Ein guter Tag? Dass ich nicht lache . “ Wer mochte sich hinter der Stimme ve r stecken?
„Deinen seltsamen Humor scheinst du dir erhalten zu haben“ , sprach die Stimme süff i sant. „Menschen sind sonderbar.“
„Wer oder was bist du?“ , fragte Sergej irgendwann mühsam, denn seine Sti m me war nur ein raues Krächzen.
„Ein alter Freund.“ Die Stimme war sanft und angenehm.
„Ich hatte nur wenige und die sind alle vergangen.“
„Dann s ieh mich als eine Kraft, die es gut mit dir meint . “ E twas für Sergej vollko m men Deplatziertes schwang in den Worten mit, Amüsement.
„Warum sollte ich? Du blendest mich mit diesem Licht und verbirgst dich. Zeig dich en d lich . “
„Wenn es dich beruhigt . “
D ie Stimme schien amüsierter und aus dem Licht trat ein groß gewachsener Mann, leger gekleidet, gut aussehend und etwa in seinem Alter. Nur die A u gen schienen wenig
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