Unheiliger Engel (German Edition)
e gann.“
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Sergej. Das ist unvorstellbar.“
„Ich war verheiratet, Rurik gab mir eine seiner Cousinen zum We i b.“
„Du warst verheiratet?“
„Ja.“
„Wie hieß sie und wie war sie?“ Tom lauschte mit großem Interesse.
„Elisabetha . Sie war schön, anständig und mir treu ergeben, wie es damals e i nem Weib anstand. Einige Jahre teilte sie mein Leben und mein Bett. A n fangs war ich wütend auf Rurik , weil er mich an sie band, doch im Laufe der Zeit g e wöhnte ich mich d a ran, ein Weib mein Eigen zu nennen. Sie gewann meinen Respekt und meine Achtung durch ihre offene, gescheite und lieb e volle Art. Selbst als sie irgendwann begriff, dass ich a n ders war als andere Männer, verlor sie darüber nie ein Wort. Sie nahm mich so, wie ich war. So teilten wir annährend zehn Jahre miteinander.“ Sergej verspürte Wärme, als er an sie dachte. Die Wä r me, die sie ihm geschenkt hatte.
„Du hast zehn Jahre mit einer Frau zusammengelebt? Einer einzigen?“ Tom konnte sich ein anzügliches Grinsen nicht sparen . „ Was geschah dann?“
„Als ich eines Tages von einem Schlachtfeld zurückkehrte, fand ich mein G e höft niedergebrannt und Elisabetha ermordet. Man hatte mich schon länger a n gefeindet und es wurde gemunkelt, dass ich mit dem Teufel im Bunde sei. Der Aberglaube war damals weit verbre i tet .“
„ S chrecklich , das tut mir leid .“
„Ich begrub sie am Ufer des Wolchow. Damals schwor ich mir, nie wieder ein schwaches Weib an meiner Seite zu haben, damit ihr nicht ein ähnliches Schicksal wie Elisabetha wide r fahren würde.“
Sergej ignorierte Mitleid und Anteilnahme, die er in Toms Blick lesen kon n te . Seine G e schichte war noch nicht zu Ende erzählt. „Mein Leben bestand danach viele Jahrhunderte aus Kampf, Blut und Tod. Es war das, was ich am besten konnte, Siege auf dem Schlach t feld davontragen . Vielleicht habe ich all das nur getan, weil ich nicht verstand, dass ich nicht getötet werden kon n te. Es brachte mich an den Rand des Wahnsinns, alles um mich herum verg e hen zu sehen und selb st nicht sterben zu können. Ich trug die schlimmsten Verletzungen davon, aber späte s tens ein paar Wochen später hatte ich mich vollständig erholt und regeneriert. Viele Menschen bekamen Angst vor mir, bezeichneten mich als Te u fel, Unheil i gen oder Dämonen, der nicht sterben konnte und somit vom Teufel gezeichnet war. Vielleicht bin ich das . Jede n falls ging ich damals fort, in ein weit entferntes Land, wo mich niemand kannte . S o halte ich es seit d a mals.“
„Du bist kein Teufel, Sergej“, unterbrach ihn Tom. „ Es steckt Gutes in dir.“
„Denkst du das? Ich bin nicht sicher.“
„ Ich schon . “
„Wie auch immer“, fuhr Sergej fort. „Vielleicht änderst du deine Meinung bald . Ich dachte viele, sehr viele Jahrhunderte, ich sei einzigartig . D ann traf ich auf die Nicht-Menschlichen. Eine von ihnen ist Anna.“
„Die geheimnisvolle Dunkelhaarige von Samstagabend?“
„Genau.“
„Nicht wahr! W as sind Nicht-Menschliche?“
„Ich nehme an, Dämonen . Anna ist e ine Hexe mit erstaunlichen Fähigke i ten. Sie sehen zwar menschlich aus, sind es aber nicht. Sie streben danach, die Me n schen ins Verderben zu stoßen und laben sich an L eid und Unglück. Dazu verf ü gen sie über besondere Krä f te, jeder von ihnen anders.“
„Gott, kann das alles wirklich wahr sein?“ Tom war überfordert, wie befürc h tet . „Das kommt mir vor wie ein überdrehte r Hollywoodstreifen. Sind sie auch unster b lich?“
„Nicht-Menschliche kann man töten.“
„ W ie?“
„Gehirn und Herz müssen zerstört, zum Beispiel durchbohrt werden. Man kann ihnen den Kopf mit einem Schwert abschlagen , das Herz herausreißen oder …“
Tom schnappte nach Luft.
„Die Version Schwert ist heutzutage übe r holt . Man kann sie verbrennen und e s mag sein, dass es weitere Möglic h keiten gibt . “
Tom zuckte zusammen. „D u würdest d ieser Frau den Kopf abschlagen ?“
„ Ich würde.“
„ Ist das dein E rnst? “
„Damals war es gang und gäbe. Schwert oder Degen sind elegante und faire Waffe n.“
„Du hast also Menschen und Nicht-Menschliche getötet? “
Sergej zögerte, doch Tom verdiente die Wahrheit. „Ja.“ Er gab ihm Zeit, das Gehörte zu verarbeiten, stand auf und ging auf und ab. „ D amals galt allein das Recht des Stärkeren , Kriege und Scharmützel gab es übe r all .“
„ Wann bist du
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