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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Oder bildete er sich das nur ein? Als er seinen Kopf zu ihrem drehte, sah er ihr hübsches Gesicht und die leicht geöffneten herzförmigen Lippen. Er geriet in Versuchung, einen Kuss darauf zu geben, doch besann er sich. Es wäre nicht fair ihr gegenüber ohne Einwilligung und heimlich zu küssen. Vielleicht würde sie aufwachen und den Liebesbeweis nicht erwidern. Vielleicht aber könnte sie es ihm übelnehmen und damit die Freundschaft zerstören. Um nicht weiter von ihrer Schönheit abgelenkt zu sein, sah er wieder nach oben. Die schwebende Insel war verschwunden und der Himmel verwandelte sich langsam durch die aufgehende Sonne in ein helles Blau.
    Nacheinander wachten die, doch noch vor Erschöpfung, Eingeschlafenen auf.
    Vinc begrüßte sie mit einem guten Morgen. Der Gruß sollte fröhlich klingen und ihnen Mut machen, doch er kam kläglich über seine Lippen.
    Vanessa schreckte von Vinc Seite. Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie so dicht an ihm lag. Diesmal kam ein ermunterndes Lächeln von ihm, als er bemerkte, wie sie ihn verlegen ansah.
    Er erzählte nichts von seiner Beobachtung, denn er war sich nicht sicher, ob es wirklich real oder nur eine Einbildung war.
    Der Rand des Abgrunds kam bedenklich näher. Immer und immer wieder hörten sie das herabfallende Gestein.
    Nachdem die Sonne höher gestiegen war, sahen sie in weiter Ferne die Umrisse einer Stadt.
    „Ob das Madison ist, da, wo die Arlts hin wollen?“, fragte Vanessa.
    „Ja“, antwortete Zubla.
    „Wieso bist du dir da so sicher?“, wollte Tom wissen.
    „Ich stamme von hier. Schon vergessen? Und außerdem habe ich die Stadt schon einmal von oben gesehen und kenne ihre Umrisse. Sie hat drei Seiten, die auf eine Spitze zugehen“, antwortete Zubla.
    „Du meinst eines Dreiecks.“ Belehrte ihn Tom.
    „Dreieck? Was ist ein Dreieck?“, wollte der Kleine wissen.
    „Na, das was du beschrieben hast“, antwortete Tom.
    „Lass es. Zubla kennt nicht die Begriffe, die wir in unserer Schule lernen. Außerdem ist das egal. Dadurch kommen wir hier nicht weg.“ Vinc Stimme klang etwas gereizt. Kein Wunder bei dieser Anspannung.
    „Da!“, rief auf einmal Tom laut. Er deutete seitwärts.
    Ruckartig drehten sie ihre Köpfe dahin. Sie sahen, etwas Riesiges auf sie zu fliegen.
    „Das ist ein Varleture!“, rief Vanessa erregt.
    „Wenn der uns angreift, sind wir endgültig verloren!“ Tom drückte all seine Angst in dem Satz aus.
    „Nein, der kann nicht so dicht an den Berg. Seine Flügel würden die Wände berühren, was seinen Absturz bedeutete.“ Zublas Worte beruhigten sie für einen Moment. Er sprach weiter: „Trotzdem bildet er eine Gefahr für uns. Wenn er dicht an uns kommt, könnte uns der Luftzug seiner Flügelschläge in die Tiefe reißen.“
    „Hättest du nicht deine kleine Klappe nach dem ersten Satz halten können? Nun mach ich mir bald in die Hose.“ Die Sätze Toms kamen so ulkig über die Lippen, dass die kleine Gesellschaft lachen musste.
    Doch das Nähern dieses Ungeheuers ließ sie gleich wieder verstummen.
    „Das ist ein Forettenjäger“, rief Zubla erfreut. „Ich erkenne es an dem Transportkorb auf seinem Rücken.“ Zubla konnte schon in weiter Ferne Dinge erkennen, die für herkömmliche Augen noch unscharf waren.
    „Soviel ich weiß, benutzen die Arlts solche Tiere zum Transport“, sagte Tom. Ergänzend fuhr er fort: „Aber dann sitzen wir wieder in der Schei …“, er stockte und sah Vanessa an. Er wusste, sie konnte diese Ausdrücke nicht leiden und wollte sie in dieser Situation nicht auch noch provozieren. Verwundert hörte er aber von ihr: „Du hast recht, dann sitzen wir in der Scheiße. Denn diese blutrünstigen Arlts geben uns den Rest.“
    Diesmal sah sie Vinc erstaunt an. Erst das verpönte Wort und dann noch die Feststellung ihres Schicksals offen von ihr ausgesprochen. Er kannte sie als tapferes Mädchen, was sie diesmal bewies, denn sie sagte noch: „Sollen sie nur kommen. Denen werden wir es schon zeigen.“
    Vinc wusste aber auch, dass Vanessa es aus einer Verzweiflung heraus sagte. Sie wollte ihnen Mut machen, auch wenn ihr Inneres zum Zerreißen angespannt war.
    Das Flugtier kam näher. Sie erwarteten jeden Moment die Pfeile der Insassen, vermutlich der Arlts.
    Der Forettenjäger flog mit wildem Flügelschlag auf der Stelle, einige Meter tiefer als die Plattform, um nicht den Berg zu berühren.
    Dadurch konnten sie in den Transportkorb blicken.
    „Siehst du jemand?“, fragte Tom Vinc und

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