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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Vanessa ließ nicht locker und forderte ihn immer wieder auf, zu sagen, was ihn bedrücke.
    Nachdem auch Tom und Vinc ihn bedrängten, gab er endlich nach.
    „Ich wollte euch nicht ängstigen, aber …“ Er hielt wieder inne. Doch dann gab er sich einen Ruck und sagte: „Die Hochfläche, auf der wir uns befinden, zerbröckelt langsam. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir dadurch in die Tiefe stürzen.“
    Ihnen wurde es kalt und heiß, als sie das hörten. Sie wussten jetzt, warum Zubla herumdruckste und es ihnen nicht mitteilen wollte.
    Vinc reagierte seinen Schreck damit ab, indem er voller Vorwurf fragte: „Wann wolltest uns das denn erklären? Während des Absturzes?“ Vinc bekam nun die Antwort auf die Fragen, die er sich während des Rittes gestellt hatte, betreffend ihres bevorstehenden Endes. Er äußerte laut: „Ich weiß nicht, was das soll.“ Er sprach nicht weiter, sondern schüttelte nur den Kopf.
    „Kannst du nicht mal zu Ende sprechen? Was weißt du nicht?“, meinte Vanessa.
    „Dieser Umstand, uns zu töten. Findet ihr nicht auch, dass wir schon längst tot sein könnten? Wieso immer wieder diese lebensgefährlichen Bedrohungen ohne Abschluss?“
    „Mensch, sei doch froh, dass es so ist. Sonst lägen wir schon wer weiß wo rum“, antwortete Tom mit etwas gereizter Stimme.
    „Trotzdem.“ Vinc schüttelte wieder den Kopf. „Ich habe das Gefühl, als könnte man uns nichts antun und versucht es auf einen natürlichen Tod.“
    „Wie meinst du das?“, fragte Vanessa.
    „Ich meine, dass wir weder von diesen Bestien gefressen werden konnten, noch dass die Eishexe oder der Herr der Finsternis uns etwas antun konnten. Ich nehme an, das sind Schemenwesen, die nicht in diese Welt passen. Damit ist Arganon gemeint. Wir können nur durch einen Unfall umgebracht werden. Wie jetzt, wo das Gestein zerbröckelt und wir abstürzen werden.“ Vinc versteifte sich immer mehr in diesen Gedanken.
    „Danke“, sagte Vanessa.
    „Wofür?“, fragte Vinc.
    „Dass du mir so Mut machst“, antwortete sie.
    „Meinst du, das sind Orte und Wesen der dunklen Seite?“, fragte Tom.
    Doch Vinc zuckte die Achseln. „Wenn ich das wüsste, dann wäre ich froh.“
    Er stand auf und ging zu dem Punkt des Felsens, an dem zuvor noch der Ausgang war. Doch soviel er auch die Stelle abtastete, es blieb uneindringliches hartes Gestein.
    Da er die Stätte noch nicht kannte, die Zubla vorher erforscht hatte, ging er sie mit dem Kleinen noch einmal ab. Da sah auch er, wie die Kanten bröckelten und in die Tiefe stürzten.
    Zurückgekehrt zu Tom und Vanessa, wurden sie mit Fragen überhäuft. Die Wichtigste stellte Vanessa. Es waren nur zwei Worte, aber sie verursachten eine tiefe Ratlosigkeit: „Und nun?“
    „Zubla kannst du nicht zaubern? Zaubere uns weg!“ Toms Worte klangen ernst. Sie waren nicht als Aufheiterung gedacht, sondern zeugten von Angst und Mutlosigkeit.
    „Ich kann Fackeln oder Blitze zaubern, aber ich kann nicht Zauber an lebenden Wesen vollbringen“, gab er zur Antwort.
    Soviel sie auch schauten, es gab keine Möglichkeit eines Ab- oder Aufstiegs.
    So brach die Nacht herein. Obwohl sie müde waren, ließ sie das plumpsende Gestein kaum zur Ruhe kommen. Durch die unheimliche Stille ringsum vernahmen sie das Aufkommen des Gerölls besonders laut. Bei jedem Wahrnehmen dieser Geräusche zuckten sie zusammen. Sie wussten, dass es symbolisch, wie das Ticken einer Uhr war. Die Uhr des Lebens, die ablief, aber nur als Aufschlagen von Gestein vernehmbar. Hier ging es nicht nur um Sekunden, Minuten oder Stunden, sondern um Millimeter, Zentimeter und Meter, welche ihr Leben verkürzten.
    Vanessa, die dicht bei Vinc lag, kuschelte sich unbewusst an ihn. Sie suchte instinktiv Schutz bei ihrem Freund. Es war auch ein stiller Schrei nach Hilfe, die er ihr allerdings nicht geben konnte, denn er war machtlos gegen dieses bevorstehende Schicksal.
    Auch das harte Gestein, auf dem sie lagen, ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Vinc lag da und schaute zu dem klaren Nachthimmel hinauf. Da sah er etwas, das ihn verwunderte. Er schloss einige Male die Augen, doch es blieb immer wieder das gleiche Erscheinungsbild. Er meinte, eine schwebende Insel zu sehen. Ganz deutlich erkannte er Umrisse einer solchen. Er wollte es Vanessa zeigen, doch als er ihren ruhigen Atem des Schlafes hörte, ließ er von seinem Plan ab. Er spürte ihren gleichmäßigen Herzschlag, obwohl ihre Brust von dem Pulli und dem dicken Fell überzogen war.

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