Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Gerason, unser Waffenschmied“, sagte Barlason.
„Waffenkünstler“, sagte er etwas beleidigt. „Ich schmiede keine Waffen. Ich erschaffe sie. Ich kreiere sie. Ich bin ein Künstler in der schmiedenden Kunst“, berichtigte der Kleine und machte eine sauere Miene, soweit es unter seinem Bart ersichtlich war. Denn viel gab der Haarwuchs nicht preis.
„Du hast gar nicht so unrecht. Du bist wirklich ein Künstler“, sagte Barlason mit einem entschuldigenden Ton. An Vinc gewandt meinte er: „Er wird für dich eine besondere Waffe schmieden.“
„Wer ist er denn, dass er eine Sonderbehandlung bekommt und wieso führst du ihn in unser Versteck, er könnte es preisgeben“, meinte Gerason besorgt und musterte Vinc noch argwöhnischer.
Da sagte Barlason etwas, das Vinc so in Erstaunen versetzte, dass er glaubte, sich verhört zu haben.
„Er ist etwas Besonderes. Er ist der Auserwählte. Er hat den Auftrag, die dunkle Seite zu finden.“
„Die dunkle Seite? Dieses Milchgesicht soll die dunkle Seite finden und etwa auch in sie eindringen? Hahaha.“ Gerason lachte laut. „Vielleicht auch noch gegen den Herrscher der dunklen Seite kämpfen oder gar den Wächter töten? Dieser Weichling? Hahaha!“ Gerason konnte sich kaum beruhigen.
Die Worte Barlason ließen seine Belustigung abrupt Einhalt gebieten: „Du sollst sie begleiten.“
„Ich? Und wer sind sie? Und außerdem kann niemand von Arganon auf die dunkle Seite“, begründete der Zwerg.
„Sie sind nicht von Arganon. Sie kommen von der Erde. Um deine Frage zu beantworten, wer sie sind: Es sind seine Freunde. Seine Freundin und ihr Bruder.“
Vinc war mehr als verblüfft. Wieder kamen Fragen auf. Wer war dieser Barlason und dieser Soldat Krason wirklich? Wieso wusste er, woher sie kamen und wer sie waren?
„Ich kann sie nicht begleiten. Selbst wenn wir die dunkle Seite finden, was ich eher für unwahrscheinlich halte, dann kann ich nicht mit ihnen dahin, denn auch ich bin von Arganon“, gab Gerason zu bedenken.
„Du weißt selbst, dass du nicht von Arganon bist, sondern du kommst von..“
„Schweig!“, unterbrach ihn Gerason. „Das ist ein Geheimnis, das nur du und ich kennen. Niemand darf es je erfahren, bis meine Aufgabe erfüllt ist.“
Vinc blickte bei Vielem, was er bisher erlebt und gehört hatte, sowieso nicht mehr durch. Und nun kam ein neues Rätsel wieder dazu. Arganon entpuppte sich immer mehr zu einem geheimnisvollen Ort. Er wusste, dass er viele Rätsel lösen musste, um überhaupt mit seinen Freunden zurück auf die Erde zu können. Da fiel ihm das Buch wieder ein, und dass er es aufladen musste und die fehlende Seite finden, damit sie zurück konnten. Aber wo war das Buch geblieben?
„Schaffe ihm den Degen aller Degen. Den Dolch aller Dolche und den Pfeil und Bogen aller Bögen und Pfeile. Hole deinen Bruder, den Schneider, er soll die Kleidung aller Kleidung nähen und deinen Vetter, den Schuhmacher, er soll die Schuhe aller Schuhe schaffen. Du weißt, dass du dies nur einmal schmieden kannst, dass er sie nur einmal nähen und jener nur einmal schustern kann. Es muss euch gelingen“, sagte Barlason geheimnisvoll.
„Niemals. Du weißt, dann werde ich zu einem gewöhnlichen Schmied und meine Kunst ist beendet, ebenso geht es meinem Bruder und meinem Vetter.“
„Ich weiß, ich verlange große Opfer von euch. Aber gelingt es damit, dass dieser Junge die Mächte der Dunkelheit besiegen kann, dann wird er auch dir helfen können, deine Mission erfolgreich durchzuführen. Daher sollst du ihn begleiten, denn es kann sein, dass die...“
„Ich sagte, du sollst es nicht verraten. Er braucht es jetzt noch nicht zu wissen. Erst wenn wir wirklich die dunkle Seite erreichen sollten, werde ich ihm von meiner Mission erzählen. Ich betone: wenn wir die dunkle Seite überhaupt finden.“
„Er weiß, wie man zu ihr gelangt, aber er kennt den Ort nicht“, sagte Barlason.
„Den kennt keiner. Ich halte das auch für eine Mär.“ Gerason strich sich über seinen Bart und meinte nachdenklich: „Allerdings ist da was Wahres dran. Bedenkt man die verheerenden Winde und die seltsamen Schatten des Nachts, dann kann ich mir vorstellen, dass es einen geheimnisvollen Ort gibt, zu dem sie sich zurückziehen.“
„Seltsame Schatten?“, fragte Barlason.
„Ja. Nachts, wenn ich durch die Straßen schlendere, dann sehe ich sie oft.“ Zu Vinc gewandt sagte er erklärend: „Ich kann nur nachts durch Madison gehen. Ich würde sonst
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