Unheimliche Begegnungen (German Edition)
grübeln, denn durch seinen vorgestreckten Arm kam ein Blitz. Er sah nur noch, wie der Zyton schmolz und dann erblickte er um sich herum Feuer.
Vinc erwachte. Hatte er noch vor kurzem Eis um sich gesehen auch den Fuß des Zytonens über sich, so sah er jetzt sich von Feuer umgeben.
Er erblickte den ohnmächtigen Tom. Der Schweiß lief ihm von der Stirn. Kein Wunder bei seiner dicken Winterbemantelung. Er versuchte, seinen Freund zu wecken, in dem er ihm leichte Backschellen gab, doch er hielt die Augen weiter geschlossen.
Vinc mühte sich ab, indem er den dicken Mantel seinem Freund auszog. Er befürchtete, dass er einen Hitzschlag bekommen könnte. Nach Toms hochrotem Kopf zu urteilen, könnte es sogar sehr bald sein. Natürlich konnte auch seine Gesichtsröte von dem Schein des Feuers herstammen.
Endlich schlug sein Freund die Augen auf. Vinc musste schmunzeln, als er Toms Frage hörte: „Bin ich in der Hölle?“
„Nachdem was ich hier sehe, könntest du mit deiner Frage nicht einmal so unrecht haben“, antwortete Vinc.
„Ist mir’s heiß.“ Tom setzte sich aufrecht und stellte fest: „Ist ja auch kein Wunder. Da ist ja nur Feuer um uns.“
„Ja. Wir stecken im nächsten Schlamassel. Aber wie wir hier herauskommen können, ist mir ein Rätsel“, sagte Vinc kopfschüttelnd.
„Löse es schnell. Da vorne kommt was aus dem Was…“ Tom stockte, um sich zu berichtigen „Feuer meine ich.“
Sie sahen eine Gestalt wie im Aussehen des Eiszytonen, nur aus Feuer bestehend, ein Ungeheuer aus der Glut des Sees kommen. Sein Körper, wenn man ihn überhaupt als solch einen bezeichnen konnte, bestand aus unzähligen kleinen Flammen, die von einer großen umgeben war.
„Wenn uns der nicht umbringt, dann auf jeden Fall die Hitze“, schätzte Vinc die Lage ein.
„Was nun? Auf die Hilfe in uns können wir nicht mehr hoffen. Wie sollen wir dieses Ding da bekämpfen?“, fragte Tom aufgeregt.
„Mit Wasser“, sagte Vinc lachend. Seine gezwungene Heiterkeit durch diesen schwarzen Humor sollte ein bisschen zur Entspannung beitragen. Doch bei Tom hatte es nicht die Wirkung, ihn zu beruhigen, sondern sie erbrachte das Gegenteil. Er schimpfte: „Lass den Quatsch. Siehst du hier Wasser?“ Er fuhr mit der Zunge über seine trockenen Lippen. „Musst du mich auch noch an meinen Durst erinnern? Mensch, ich bin total ausgetrocknet.“
Vinc erschrak diesmal über Toms Worte. Da war noch eine Betrachtungsweise, wieso sie, egal ob sie die Bestie angriff oder nicht, auf keinen Fall mehr mit dem Leben davon kommen würden. Der Durst würde ihnen den Garaus machen.
Wie lange könnten sie bei dieser extremen Hitze ohne Wasser aushalten? Zwei Tage? Drei? Vinc glaubte nicht einmal mehr als einen Tag.
Der Zyton brauchte nur zu warten. Die Zeit würde seine Gehilfin sein, um das Werk der Tötung zu vollenden. Er machte auch keinerlei Anstalten, sie zu bedrängen. Er stand am Feuer wie eine Säule. Vinc war nun davon überzeugt, dass dieses Wesen nur zur Abschreckung diente. Es würde kein Kampf stattfinden, sondern ein langsames Dahinsiechen. Der letzte Schrei nach Wasser würde sie in den Tod begleiten.
Ferner wusste Vinc auch spätestens jetzt, dass dies nichts mehr mit der realen Welt zu tun hatte, das waren keine Täler oder Inseln, das waren Schreckenskammern der bösen Seite. Sie waren irgendwo in einem riesigen Gebäude gefangen und wurden von einem übergroßen Raum in den anderen geschleudert.
Aber warum sprach Schautin von Tälern und Kämpfen gegen die Zytonen? Wieder ein Rätsel mehr um diese Greisin. Wieso irrte sie sich so? Oder war das gar nicht Schautin? Die Höhle, der Zwerg, waren die echt gewesen? Wieso kamen sie so ohne Weiteres aus der Höhle heraus und wurden nicht davor erwartet und getötet? Warum jagte man sie bis zum Tempel?
Vinc Blicke in diese Richtung wurden immer klarer. Dieses Spiel war von Anfang an geplant. Sie waren nur ein Spielball zwischen dem Herrn der dunklen Seite und Raxodus. Sie waren die Vorbereiter für den großen Kampf, der irgendwann in der Zukunft stattfinden würde. Ein Kampf, der wohl in seiner Grausamkeit unübertroffen sein würde.
Vinc sah bei seinem Gedankenspiel in die Höhe. Er sah über sich ebenfalls Feuer. Aber was war das? Er sah sich und Tom und den Zytonen. Es war ein riesiger Spiegel über ihnen. Das hatte er wohl vor lauter Aufregung in der Eisregion übersehen. Kein Wunder, er war ja auch zu sehr mit dem Eiszytonen beschäftigt. Dieser hier, der aus dem
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