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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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sollte er denn gegen sie kämpfen? Einen Geist zu besiegen, wie sollte das nur gehen? Was geschah hier?
    Es kam näher und näher. Lautlos wie ein Hai in der Tiefe des Ozeans.
    Dann kam ein neues Ereignis, der nicht endenden Wunder.
    Reiter, gleich denen gegen die er in dem Gasthaus gekämpft hatte, kamen über das Moor geschwebt und griffen das Untier an. Auch sie sahen aus wie fliegende Geister.
    Während des Kampfes sah er wieder die schwebende Gestalt, aber diesmal meinte er, das tote Mädchen aus dem Gasthaus zu erkennen.
    Dies alles ging lautlos vor sich.
    Er war so fasziniert von diesem Schauspiel, dass er alles ringsum vergaß, sogar seinen gefährlichen Pfad und die knappe Breite, an deren Seite der Tod lauerte. Einen Schritt unbedacht in die falsche Richtung und das Moor könnte sein Opfer verschlingen.
    Irgendwann war dieser Spuk vorbei und es herrschte wieder die scheinbar endlose schwarze Nacht.
    Seine Führung erschien nicht mehr und so war er auf sich gestellt und musste sich auf das Gefühl seiner tastenden Füße verlassen. Im Stillen hoffte er, der Pfad möge stets geradeaus führen und nicht plötzlich enden. Es strengte sehr an, sich zu konzentrieren, in die Dunkelheit zu stieren und die Füße behutsam suchend aufzusetzen.
    Dann hörte er leise, aber dennoch vernehmliche Laute. Sie hörten sich an, als würden viele Stimmen klagen und weinen.
    Er erinnerte sich, als er nach dem See der Tränen fragte, die Antwort bekam, er würde ihn hören. Was anders könnten sonst diese wehmütig klagende Töne sein, als der Schmerz vieler Seelen.
    Aber wieso war er fast am Ende des Moors angelangt, ohne weiterer Gefahr ausgesetzt zu sein? Wo waren die Krieger, die ihn aufhalten sollten oder sogar töten?
    Wollte er ohne Zubla diese unwirtliche Stätte verlassen?
    Er musste ihn finden. Am liebsten hätte er sich zum Ruhen und Nachdenken hingesetzt, aber die Zentimeter hohe Brühe, die den Pfad überdeckte, würde in Durchnässen. Er dachte, wie töricht seine Überlegungen waren, jemanden oder etwas zu finden, wenn man selbst in dieser Schlammmasse verloren war.
    Allmählich graute der Morgen und leichte Nebelschwaden schwebten über die unwirtliche Umgebung. Vincs Müdigkeit wurde stärker und er meinte, im Dunst Gestalten zu sehen. Es war jedoch, das wusste er, Formungen seiner Fantasie, die den Augen nicht vorhandene Bilder vorgaukelten. Aber wie gefährlich war es doch, wenn man nicht mehr Spuk und Wirklichkeit trennen vermochte.
    Noch nie war er so froh, die Sonne aufsteigen zu sehen, wenn sie auch immer mehr vom Nebel abgeschirmt wurde.
    Er spürte den Pfad breiter werden und plötzlich stand er vor einer Wiese, die im Kontrast zum schwarzen Moor nicht stärker sein konnte. Ein neues Lebensgefühl erfüllte ihn. Er sog gierig die frische Luft in sich hinein, als hätte er Angst, ihre unverdorbene Reinheit fände bald ein Ende und die stickige stinkende würde sie besiegen. Sie könnte sich über das ganze Land ausbreiten.
    Trotz seiner Schwäche trieb es ihn vorwärts, auch angelockt durch dieses ewig klagende Wimmern.
    Etwas weiter erblickte er einen Wald. Unter seinem Schutz gelüstete es ihm, zu ruhen.
    Doch wollte er die wärmenden Strahlen der Sonne nicht missen und entschloss sich am Rand zu bleiben, sicher versteckt hinter einem Busch.
    Er sank erschöpft in das hohe grüne Gras und schloss für einen Moment die Augen. Doch der Körper forderte seinen Tribut. Selbst die stärksten und trainierten Körper brauchen ihren Schlaf, so auch der von Vinc.
    Es war schon düster unter den Wipfeln der Bäume und bald trat völlige Dunkelheit ein, als Vinc erwachte. Er sprang auf, etwas verärgert über seine verschlafene, vertrödelte Zeit und ging in den Wald. Die tiefe Stille im Forst wurde nur durch das Heulen unterschiedlicher Stimmen unterbrochen. Er kannte nicht, wohin er musste, und konnte dadurch auch nicht die Richtung bestimmen. Er musste öfter beim Gehen die Hände vorhalten, um nicht mit dem Gesicht gegen die Bäume zu rennen. Waren die klagenden Laute einst ringsum, so kamen sie jetzt aus einer bestimmten Richtung. Sie wurden nicht lauter, sondern blieben in ihrer gleichmäßigen Stärke. Er konnte also nicht bestimmen, ob er sich dem See näherte.
    Als er sich endlich zwischen dem Wald und dem See befand, wusste er die Richtung und ging schnurgerade auf das Schilf zu, das den See umgab. Obwohl er sich an dem Gewässer befand, blieben die weinenden Stimmen gleichmäßig, sie hörten sich eher

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