Unheimliche Begegnungen (German Edition)
er. Er erkannte ihn ihm den Seher.
„Du hier?“, fragte Vinc erstaunt.
Es kamen nur Geräusche aus seinem Mund, kaum verständliche röchelnde Geräusche. Vinc band ihm die Fessel ab und sagte: „Komm aus diesem Morast heraus. Ich helfe dir!“
Doch der Mann winkte ab und deutete zu den Tieren, die immer noch reglos lagen.
Der Geplagte machte Bewegungen mit seiner Handfläche, die deuten sollte, wenn er diese Stelle verließe, gefressen würde. Er wollte Vinc etwas sagen, doch es waren nur schmerzende Laute. Dann brachte er doch noch fast unverständliche Silben hervor: „Ich werde sterben. Du wirst sterben. Sage das Wort und du wirst deinen Auftrag erfüllen. Hier nimm dieses Blatt.“
Der Seher kippte zur Seite, holte noch einmal tief Luft und atmete nicht mehr.
Vinc steckte den Zettel zu sich und lief so schnell er konnte von diesem Sumpf weg.
Er suchte sich einen sicheren Platz mit guter Übersicht und etwas weiter weg von diesem unheimlichen Sumpf.
Er setzte sich auf einen Stein. Es tat gut, einen Moment für sich selbst zu sein. Aber seine Gedanken ließen ihn nicht ruhen. Diesmal schossen wieder Fiktionen durch sein Gehirn, so real, dass er meinte, sie just in diesem Augenblick zu erleben. Er sah im Geiste Zubla. Aschfahl mit blutunterlaufenen Augen, wie er sie soeben bei dem Weissager sah. Waren diese geistigen Bilder gewollt oder spielten seine überreizten Nerven mit ihm?
Was hatte er und seine Freunde in der letzten Zeit nicht schon alles erlebt und er wusste, das war noch lange nicht das Ende. Aber was meinte der Seher? Diese drei Sätze saßen fest in seinem Gedächtnis, besonders der eine. Um sich zu beruhigen, sprach er ihn leise vor sich hin: „Sage das Wort und du wirst deinen Auftrag erfüllen.“
Damals sagte ihm der Seher auf den Kopf zu, er, Vinc suche etwas. Vielleicht wusste er bereits von seinem Auftrag und stellte sich nur unwissend. Hatten Propheten nicht die Gabe die Zukunft deuten zu können? Kannte er das Versteck des Auges? Wurde er deshalb gefoltert? Aber warum tötete man ihn nicht sofort? Natürlich war die dunkle Seite daran interessiert, dass er das Auge nicht finden konnte, denn es bedrohte ihre Pläne.
Wieder sah Vinc die Bestie in seinem Geist und verdrängte alle Fragen, denn das größte Rätsel war die Rolle dieses Unikums. Es war ihm klar, dass es das Boot versenken musste, um eine Rückkehr zu verhindern.
Vinc überlegte und brachte die zwei Worte in seine Erinnerung zurück.
Hörte er nicht neben sich Geräusche? Kehrte das Ungeheuer zurück, oder waren es diese eigenartige Wesen vom Moor?
Er stand auf und legte sich hin, um an den Rand eines Busches zu robben. So etwas machte er eigentlich ungern, denn auf dem Bauch liegend besaß er eine gewisse Unbeweglichkeit, die einem Angreifer zugute kam. Da er aber in seiner Größe die Büsche überragte, schien es ihm ratsamer zu gleiten und hinter dem Busch in Deckung zu bleiben und vorsichtig die Umgebung zu beobachten. Wieder hörte er ein Rascheln, aber er konnte nicht einmal die Richtung bestimmen. Er stand gebückt auf und lugte vorsichtig hinter den Zweigen hervor. Die anderen Büsche vor ihm kamen in Bewegung, so als schleiche jemand Deckung suchend von einem zum anderen. Aber sie näherten sich nicht, sondern entfernten sich.
Es war schon eine gruselige Angelegenheit zu wissen, dass unbekannte Wesen die Insel bevölkerten und nicht gerade gut mit ihm meinten. Er war kein Feigling, doch eine gewisse Angst hatte auch der größte Held, zumindest ein unangenehmes Gefühl. Doch ein Quäntchen Feigheit konnte eher etwas bewirken als Heldentum, denn die Angst mahnte zur Vorsicht, während Helden meist mit Hurra in das Elend liefen.
Sein Gehör schärfte sich und seine Augen wurden noch klarer im Blick. Ein Zustand, der bei höchster Konzentration entstand und aufkommender Bedrängnis. Es waren die normalen Reaktionen, wenn Gefahren für Leib und Seele drohten, der natürliche Instinkt eines jeden Lebewesens, um die Existenz zu sichern und der Urtrieb, nicht sterben zu wollen.
Vinc wusste, er musste weiter diese Insel erforschen, denn davon hing sein zukünftiges Dasein ab, einen Weg finden, diesem Eiland zu entkommen.
Bei seinem Weg durch die Büsche meinte er, immer wieder beobachtet zu werden.
Er lief bereits Stunden quer über das kleine Eiland. Was ihn wunderte, er traf nicht wieder auf diesen Sumpf. Es schien ihm auch, als wenn diese Insel endlos schien und sich stets verändere, obwohl er immer
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