Unheimliche Begegnungen (German Edition)
seinen Widerstand deswegen als vernünftig, denn wie leicht könnte tatsächlich eine böse Überraschung aus dem Sumpf kommen und sie in den Brunnen gefangen halten. So könnte er sie vielleicht aufhalten. Natürlich hoffte er inständig, dass solch eine Situation nicht eintreten möge.
So wartete er denn auf Zublas Wiedererscheinen. Doch solange auch die Zeit verstrich, er tauchte nicht mehr auf. Trotz mehrmaligem Rufen bekam er keine Antwort.
Der Brunnenrand war höher als seine Größe. Selbst mit ausgestrecktem Arm erreichte er die Umrandung nicht. Er sprang in die Höhe und bekam sie zu fassen. Er zog sich empor und rief anschließend in die Öffnung hinab. Seine Stimme klang hohl und es gab einen Nachhall, als würde das Böse ihm antworten, nur Zublas zierliche Stimme war nicht zu hören.
Er stieg, nichts Gutes ahnend, hinab.
Unten angelangt, er spürte es nur am Widerstand seiner Füße, dass es so war, tastete er die Wand ringsum ab und rief immer wieder seinen Namen. Doch es kam keine Antwort. Zunächst dachte er, er könne in den Stollen gekrochen sein, doch er verwarf diesen Gedanken aus zwei Gründen: Erstens würde er es nicht tun, ohne ihn in Kenntnis davon zu setzen und zweitens gäbe dies keinen Sinn.
Er kroch auf dem Boden herum und tastete mit den Händen die Fläche ab. Er dachte, dass vielleicht ein weiterer Abstieg vorhanden wäre, oder gar im schlimmsten Fall, er ohnmächtig da liegen könnte.
Aber nichts der beiden Annahmen fanden ihre Richtigkeit.
Er setzte sich nicht nur ermattet auf den kalten Boden, sondern in ihm wuchs die Verzweiflung, die mehr an seine psychischen als an den körperlichen Kräften zehrte.
Eines allerdings war Fakt, er musste seinen Verbleib aufspüren, koste es, was es wolle. Und hier zu sitzen, bis er vielleicht wieder auftauchen würde, brachte nichts anderes, als dass er selbst verhungern würde und man ihn eines Tages als Skelett fände. Dieser Gedanke brachte ihn wieder auf die Füße.
Nur was sollte er tun? Eine schwere Frage, die er sich stellte. Er suchte noch einmal die Wand ab, obwohl er verzweifelt mit der Faust dagegen donnernd eine Tür oder lockere Stelle suchte, er fand nichts dergleichen. Es war, als habe die Finsternis Zubla verschluckt.
So kletterte er wieder nach oben.
Da geschah etwas, was ihm zunächst einen gehörigen Schrecken einjagte, aber dann in Erstaunen versetzte.
Eine bläuliche durchsichtige Gestalt, gleich der Farbe, wie die Lichter die auf dem Moor tanzten, erschien über der Fläche schwebend. Er meinte, in ihr Zubla zu erkennen. Er rief seinen Namen, doch er winkte nur, er solle ihm folgen.
„Sind denn meine Gedanken bereits so stark auf Zubla und sein mögliches Unglück fixiert, dass ich ihn schon als Geist sehe?“, fragte er sich halblaut. „Aber das soll ja ein magisches Moor sein. Vielleicht gehört so etwas zur Magie.“
Er vertraute eigenartigweise dem Winken und tastete mit dem Fuß in die Richtung den Boden ab, in die er ihn wies. Das Wesen blieb in beachtlicher Entfernung.
Er spürte festen Grund. Es schien ein Pfad zu sein. Er prüfte seine Breite und musste feststellen, dass ihm weder nach links noch rechts viel Spielraum blieb. Aber da ihm dieses Wesen den richtigen Weg gezeigt hatte, bekam er Vertrauen zu ihm und schritt Fuß vor Fuß setzend, Zentimeter um Zentimeter den Pfad entlang. Links und rechts brodelte und wallte es.
Dann sah er, wie die schwarze Oberfläche in Bewegung geriet und sich fast wellenförmig auf ihn zubewegte. Es war, als schwimme etwas Gewaltiges, Ungeheuerliches auf ihn zu.
Dann wurde es wieder still und auf der Oberfläche waren nur die Gasbläschen zu sehen, die das morastige Etwas absonderte.
Er konnte, da es immer noch Nacht war, nicht weit spähen. Im Moment war auch diese gespensterhafte Erscheinung nicht mehr zu erblicken. In ihm reifte die Befürchtung, dass der Pfad zu Ende sein könnte und er sich in eine Falle getastet hatte. Wie konnte er auch nur so naiv sein und einem unbekannten Schemen zu folgen, selbst wenn es in seiner Einbildung wie Zubla aussah.
Dann geschah wieder etwas Seltsames:
Rechts von ihm erschien ein gigantisches Ungeheuer. Es baute sich fortwährend größer auf.
Gab es eine Gefahr, oder bestand nur eine Lichterscheinung oder gar die Ausgeburt seiner Fantasie? Der gereizten Nerven?
Es war still ringsum. Nur das leise Knallen, der sich öffnenden Gasblasen war zu hören.
Das Ungeheuer schwebte auf ihn zu. Wenn es nur eine Erscheinung war, wie
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