Unheimliche Begegnungen (German Edition)
auf die Seiten zeigst, muss ich sie sofort nehmen, sonst sind sie für immer verloren. Wir müssen uns beeilen“, drängte sie. „Jede Minute, die wir hier verbringen, ist ein Abzug von meiner Verwandlungszeit.“
Vinc wollte los, doch sie stoppte ihn mit den Worten: „Du musst dich hier in einen Geist verwandeln. Der Dolch muss in meiner Behausung bleiben. Wenn wir durch das Tor der Unendlichkeit gehen, wird der Geisterdolch vernichtet.“
Vinc richtete den Dolch gegen sich und ward zu einem Geist. Sie nahm den Dolch und verwahrte ihn in einer Schatulle, die sie sorgsam in eine Nische tat und Strahlen erzeugte, die diese Einbuchtung unsichtbar machte.
Sie schaute noch einmal nach den Lebenskristallen und sog so viel wie möglich der Energie in sich hinein.
Sorgsam festigte sie die Strahlen, die das Haus darstellten, damit kein Unbefugter es betreten konnte. Nur an eines hatte sie in ihrer Eile nicht gedacht. Den Strahlengürtel, der den Fels umgab, zu erneuern. Eine Nachlässigkeit, die sie später wohl zu spüren bekommen würde.
Sie eilten zu einem Abgrund. Vor ihm angelangt, streckte sie die Arme aus. Sie deutete auf eine Stelle und sagte: „Du kennst ja inzwischen die unsichtbare Brücke. Diesmal muss ich sie überqueren. Du als Geist hast es da bequemer. Folge genau meiner Spur und dir kann nichts passieren. Weiche nicht ab, denn die Aufwinde könnten deinen rauchigen Körper wegblasen.“
Vinc traute ihr diesmal sofort. Damals, als er das erste Mal mit diesem Wunder und ihr zu tun hatte, war sein Misstrauen groß. Allerdings dachte er, nachdem sie es erwähnte, mit Schrecken daran, dass er zwar eine Gestalt hatte, aber diese ja nur aus einer nebligen Masse bestand, obwohl er das Gefühl besaß, einen festen Körper zu haben. Und so könnte ihn jeder heftige Sturm irgendwohin tragen.
Jenseits des Abgrunds an einer massiven Felswand angelangt, streckte sie abermals die Arme vor sich und murmelte einige Worte. Vor ihnen öffnete sich ein finsterer Eingang.
Sie schwebte vor ihm eine Treppe hinunter. Vinc konnte die Umgebung trotz der Dunkelheit erkennen. Das war auch ein kleiner Vorteil seines Geisterdaseins.
„Wie lange werden wir für die Durchquerung brauchen?“, fragte er aufgeregt.
Sie lachte fröhlich und meinte: „Wir sind schon da.“
„Schon da?“, fragte er etwas argwöhnisch. Die Erlebnisse der letzten Zeit machten ihn zu einem vorsichtigen Jüngling und zu einem misstrauischen Menschen.
„Ja. Der Gang zur Unendlichkeit besteht nur aus einer kurzen Linie.“ Sie stockte, als sie merkte, wie unlogisch diese Worte für ihn klingen mussten. Aber sie kannte bereits die Gepflogenheiten der Erde und das Wissen der Menschen. Sie wusste auch, dass diese bereits die Erde verlassen konnten, um in das All zu fliegen, wenn auch noch nicht weit.
So erklärte sie: „Der Gang der Unendlichkeit ist in Wirklichkeit ein Tor zu den Welten. Wir nennen es die Linie des Universums. In Wirklichkeit bewache ich den Eingang dorthin. Aber da es unendlich ist und es auch nicht endet, nennen wir es auch das Tor zur Ewigkeit. Ich habe die Macht, diese Grenze zu überschreiten. Allein meine Gedanken haben uns zum Ausgang gebracht. Ich brauchte nur auf dieser Linie an das Ziel zu denken und schon waren wir dort. Würden wir tatsächlich einen Weg zu eurem Planeten haben, dann würde wohl dieser Gang seinem Namen gerecht, nämlich wir wären ewig unterwegs.“
Wieder gab sie ein großes Geheimnis ihrer Person bekannt. Vinc betrachtete es inzwischen als ein großes Privileg, in die Geheimnisse von Arganon und dessen seltsamen Wesen eingeweiht zu werden.
Abermals standen sie vor einer Felswand und sie öffnete den Ausgang. Erschrocken schloss sie ihn wieder.
„Ich glaube, wir müssen zurück. Vor uns ist eine riesige Glut. Ich vermute, ich war mit meinen Gedanken nicht richtig bei der Sache. Wir haben den falschen Ausgang. Der sieht aus, als würde dort der Herr des Feuers wohnen.“
„Du meinst damit den Teufel?“, fragte Vinc, denn er wusste, dass auf Arganon der Teufel Herr des Feuers genannt wurde.
„Ja. Ich befürchte es“, meinte sie bedauernd.
„Dann denke uns zurück“, forderte er sie auf.
„Ich kann nicht mehr. Ich merke, wie meine Energie entzogen wird. Irgendetwas saugt sie aus meinem Körper“, sagte sie verzweifelnd.
„Die Zeitpiraten!“, schrie Vinc ungewollt.
Liberia schüttelte den Kopf: „Nein, das sind keine Zeitfresser. Ich glaube ich weiß, was es ist.“
Vinc wurde
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